Spinnst du denn? Du kaufst doch selbst deine Produkte auf Amazon. Dann verkauf doch auch Produkte auf Amazon. So offensiv werben Coaches auf Tik Tok. Das große Geld machen mit Amazon FBA, das steht für "Fulfillment by Amazon". Und er hier steht dabei auch für ein gewisses Mindset. Wenn du zehn, 20 Millionen hast, dann bist du so, dann kannst du so gerade gut leben. Das Konzept: Produkte, meist aus dem Ausland, über Amazon weiterverkaufen. Und die haben mit den Verkäufern meist gar nichts zu tun. Hängt das bei dir privat? Äh, Nein. Mit diesen random Produkten hat Timo richtig Kohle gemacht. So zwischen 30 und 70.000 €. Am Tag. Aber wie seriös sind FB Coaches aus dem Netz? Frank hat durch eine Online Agentur viel Geld verloren.
Um die 200.000 € ungefähr. Das schnelle Geld mit Amazon FBA. Diese Unternehmen Agenturen sind im Grunde genommen Dream Catcher. Sie erzählen dir: Gib mir Geld. Ohne Mühe kannst du mit mir reich werden. Dass das nicht funktioniert, noch nie funktioniert hat, das hätte eigentlich jedem bewusst sein müssen. Wer sind die wahren Gewinner? 10K Umsatz. Geil. Und auf wessen Kosten geht das Businessmodell? Christbaumkugeln, Yogablöcke, Whiskey Gläser-Set. All das sind Artikel, die Timo seit 2017 auf Amazon verkauft. Wie viele FBA Händler kauft er die meisten Produkte bei
chinesischen Händlern. Lagerung und Versand übernimmt Amazon. Deshalb "Fulfillment by Amazon". Wie kommt dieses Produkt auf den Markt? Eigentlich total emotionsfrei.
Es gibt halt Tools, die können eine Umsatz Tendenz abgeben. Die können ungefähr sagen, wie viel Umsatz dieses Produkt macht. Es ist nicht ganz genau, aber man sieht, ob die Sonne scheint oder ob es halt regnet. Also so eine sehr gute Tendenz. Und wenn man dann so ein Produkt findet, dann schaut man sich das Produkt halt an, geht tiefer in die Materie rein, schaut, wie sind die Produktfelder, wie ist das Listing vom Konkurrenten aufgesetzt und fallen einem spontan auch USPs ein, die man diesem Produkt hinzufügen kann? USP steht für Alleinstellungsmerkmal. Das erreicht man durch kleine Veränderungen. Eine schönere Verpackung oder einen günstigeren Preis. Hauptsache der Kunde klickt bei 1000 ähnlichen Produkten am Ende auf deins. Man muss hier dann auch ein bisschen die Emotion des Kunden verstehen. Das ist in der Regel nicht der Whisky Trinker, der sich das für sich selbst kauft, sondern es ist auch, das sieht man auch in der Tendenz zu Weihnachten herum, das ist ein Geschenkprodukt und man möchte etwas schenken, was hochwertig wirkt. Das kann dann auch etwas kosten, was es will, aber es muss hochwertig wirken.
Was heißt denn hochwertig wirken? Ist
das nicht hochwertig? Äh, ja eben mit einer Holz Box. Und wenn es eine Papp Box wäre, dann ist es vielleicht nicht mehr so attraktiv. Timo verändert damals nur die Box und er stellt fest: teurer verkauft sich das Produkt sogar besser. Insgesamt hat Timo bis heute etwa 30 Produkte auf Amazon herausgebracht. Hast du denn auch schon mal ein Produkt in den Sand gesetzt? Richtig in den Sand gesetzt ist mir relativ erspart geblieben. Ja, aber es gibt aber natürlich Produkte, die einfach nicht so angelaufen sind wie gewollt. Es gab zum Beispiel oder gibt es Produkte. Hängematten, Hängematten mit Gestell. Da habe ich eigentlich eher so eine siebenstelligen Umsätzen pro Jahr gerechnet. Am Ende sind es nicht mal sechsstellig geworden, also relativ relativ gering. Immer noch richtig viel Kohle, aber die Margen für Amazon FBA liegen durchschnittlich zwischen zehn und 20 %. Davon müssen häufig noch Werbekosten und Neuware finanziert werden. Bleiben Händler auf der Ware sitzen, machen sie schnell auch Minus. Und das passiert immer wieder. Ein risikoreiches Geschäft. Das einzugehen kann sich aber auch richtig lohnen.
Würde behaupten, dass die Marke, dass diese Produkte der größte Christbaumkugel Händler in vermutlich sogar Europa E-Commerce ist. Wie viel hast du da am Tag verkauft? So ungefähr. Boah, in Einheiten kann ich das gar
nicht sagen. Also in der Wintersaison, die umsatzstärksten Tage sind es schon mittel fünfstellig pro Tag. Also so ungefähr? Ja, das variiert dann. Man kann sagen, irgendwo zwischen 30 und 70.000 €. Ok, wow! Und all die Kohle mit irgendeinem Billigprodukte aus China. Entworfen hat Timo die Kugel nicht. Die gab es schon. Er hat nur die Zusammenstellung des Sets verändert. Und wenn du privat den Weihnachtsbaum schmückst, machst du es auch mit den Kugeln, oder nimmst du da bisschen teurere? Ne, tatsächlich,die gabs dann auch,
ja. Ja, weil ich frage das aus einem Grund. Ich stehe hier die ganze Zeit, ich stehe hier grad vor diesem Ding und da habe ich mich auch gefragt: hängt das bei dir privat? Nein.
Und das ist das Interessante an FBA. Du kannst als Atheist Jesus Kreuze verkaufen oder dir mit Tshirts, auf denen "Zerstört den Kapitalismus" steht, deinen Golftrip finanzieren. Ein Blick ins Portfolio zeigt: da ist alles dabei. Hauptsache es bringt Kohle. Laut Amazon gibt es etwa 20. 000 FBA Händler in Deutschland und Timo gehört mit seinen siebenstelligen Umsätzen zu dem einen erfolgreichsten Prozent der Branche weltweit. Timo sagt, heute sei es sogar noch schwerer, mit FBA erfolgreich zu werden, denn die Konkurrenz sei gewachsen. Wir fahren nach Köln, um eins von Timos neuen Produkten fotografieren zu lassen und treffen an Andrey. Schön, dass wir hier sein dürfen. Wie
geht es dir? Hallo! Er ist professioneller Produkt Fotograf, spezialisiert auf Amazon. Wir gehen in sein Büro und schauen uns an, welches Produkt Timo mitgebracht hat. Das ist ein perfektes Beispiel, weil es gibt halt immer wieder Produkte, die so typisch sind auf Amazon, wo man sich viel Mühe macht. Ich meine, das Produkt ist ja sehr unsexy eigentlich so an sich.
Ey, genau das Gleiche wollte ich grad
auch sagen. Sehr unsexy, und so stellen das die meisten auch vor. Aber ich meine, wenn du da als jemand kommst und das Produkt viel schöner präsentierst, dann wird die Person ja das auch kaufen. Und habt ihr es erkannt? Das ist eine Abreiß-Rolle für Sichtschutz. Ja, und falls ihr immer noch keine Ahnung habt, was das ist, Willkommen im Club. Doch obwohl es eine kleine Nische ist, gibt es von solchen Dingern einige bei Amazon. Ist das hier nicht genau das gleiche wie das? Also wo ist der Unterschied? Einmal bei dem Kollegen ganz links. Bei dem? Bei dem, ja. Ich nenn die Marke mal nicht. Das wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit der gleiche Hersteller sein. Warum? Warum werden die Leute das dann kaufen? Nicht das, oder? Also da gibt es jetzt natürlich mehrere Maßnahmen.
Zum einen natürlich das Produkt Listing selbst da, wo wir jetzt gerade auch für bei Andrey sind, dass wir ein aussagekräftiges, schönes Titelbild wählen. Das müssen wir dann erstmal überhaupt erstellen und dann wählen. Dann geht es um die Bullet Points. Das ist dann eben hier der Bereich, die hier auch super spartanisch sind. Also der Kollege hat auf jeden Fall auch keine Liebe da reingesteckt, nenn ichs mal. Timo kann sich die Risikobereitschaft, das Produkt fast genauso nochmal auf den Markt zu bringen, leiste. Denn er hat das Kapital, auch den Worst Case abzusichern. Neueinsteiger haben das meist nicht.
Ich habe mich gefragt, wie schwer ist das? Und das ist eigentlich super leicht. Also man könnte jetzt hier in den Bildern auch dementsprechend sagen, das ist nur ein geringes Gewicht, vielleicht auch eine Frauenhand
zeigen, die das gerade hält. Das heißt, man kann
sagen: "ok, das ist auch für Leute, die jetzt nicht super stark sind,
einfach anzubringen". Gesagt, getan. Ich verkaufe meinen Körper. Andrey erklärt: Bilder auf Amazon dürfen nur einen weißen Hintergrund haben und man darf nur zeigen, was man wirklich verkauft. Du kannst nicht zum Beispiel, wenn du ein Portemonnaie verkaufst,
Kreditkarten da rein tun. Ist eigentlich nicht erlaubt, aber man kann auf verschiedenen Wegen sage ich mal, das
so ein bisschen umgehen und testen. Deshalb fertigen für unsere Kunden meistens mehrere Titelbilder an, falls das eine mal gesperrt sein sollte, können die nochmal schnell ein anderes
reinladen.
Ein bisschen tricksen also. Sieben Fotos kosten bei Andrey 1.100 €. Dazu bekommen Kunden von ihm eine schriftliche Analyse, wie man sein Listing, also die Produktseite, im Vergleich zur Konkurrenz verbessern kann. Man kann das ja so fliegen lassen, zum Beispiel. Dass man sagt: "ok das ist gut, da
sind jetzt nochmal ein bisschen schönere Schatten nochmal drin. Timo lässt all seine Fotos bei Andrey machen. Was meinst du denn, was viele Leute vielleicht falsch machen oder falsch verstehen, wenn sie mit FBA anfangen? Also zum einen gibt es die Glücksritter, nenn sie mal, ja, also die wirklich irgendwas, irgendwo gesehen haben oder irgendeinen tollen Erfolgscoach gesehen haben, der vor einem Lamborghini steht, den er sich für einen Tag irgendwo mit Hängen und Würgen noch gemietet hat.
Sorry, aber anders kann ich das nicht sagen. Ist maximal unseriös und dann erzählt, wie reich er damit geworden ist. Bullshit. Davon gibt es aber leider viele, die sich davon blenden lassen. Und auch ich hatte schon damals am Telefon. O-Ton: Er hat noch kein Produkt, er hat noch nicht gestartet, sondern er wollte eigentlich jemanden suchen, der ihn dabei unterstützt. Und das Erste, was ihn interessiert war, wann er denn voraussichtlich so ein teures Auto so Richtung Lamborghini Ferrari, wann er sich sowas dann leisten könnte.
Kein Wunder. Denn gerade auf Tik Tok werben viele selbsternannte Coaches mit dem großen Geld durch FBA und sprechen dabei vor allem junge Leute an. Amazon Produkte finden, mit denen du 10.000 € Monatsumsatz oder mehr machen kannst. Auch er ist mit FBA erfolgreich geworden. Das ist Nicklas Spelmeyer. Wir sind
schon bei ihm im Büro. Wir treffen ihn in seinem Büro am Alexanderplatz. An diesem Wochenende findet eine Art Workshop statt und etwa 30 Teilnehmer sollen erscheinen. Alle hier haben schon Produkte bei Amazon gelauncht, gehören also zu den erfolgreichen Kunden von Nicklas. Der ist übrigens erst 25. Es ist witzig, ich hab jetzt mal
drauf geachtet.
Ich habe schon ziemlich oft dein Gesicht gesehen. Ist es ein nices Gefühl, wenn man sich irgendwie ständig auf
Werbeplakaten sieht? Ne, es ist total komisch. Echt? Ja, ist total komisch, aber man gewöhnt sich dann so ein bisschen dran. Ja, ich bin nämlich eigentlich gar nicht jemand, der so gerne Bilder von sich selbst oder sowas macht. Aber wenn man das entsprechende Team dann erfährt und man dazu gezwungen wird, dann hat man auch immer schon Bilder irgendwann. Ein Coaching bei Nicklas kostet um die 7.000 €. Insgesamt sind gerade etwa 500 Menschen angemeldet. Laut Nicklas wird aber nicht jeder genommen. Nach einem Erstgespräch entscheidet sich, wer zu seinem Coaching passt. Es gibt ja auch Leute, die sich dann melden, die sind vielleicht arbeitslos und wollen sich halt etwas aufbauen. Dann sag ich immer :" Das Erste, was
du brauchst, ist ein Job." Also auch bei uns. Wir machen ja nebenberuflich so wie wir wollen. Ungern nehmen wir zum Beispiel Leute, die jetzt gerade keinen Job haben. Die meisten Leute, die
arbeitslos sind, die arbeitslos sind, meiner Meinung nach, die sind ja meistens aus einem Grund arbeitslos.
In seinem Coaching geht es darum, wie FBA als Nebenverdienst funktioniert. Ob und wann man damit wirklich so viel Geld verdient, dass man davon leben kann, ist ungewiss. Also eins stelle ich schon mal fest: Als Dating Plattform für heterosexuelle Männer eignet sich hier das Coaching von Nicklas nicht. Das ist schon sehr männlich. Langsam trudeln alle Teilnehmer ein und los geht's. Geil, dass sie alle da seid. Herzlich Willkommen. Ich hoffe, ihr habt alle einen guten Weg hierher gefunden, wir haben die nächsten zwei Tage auf jeden Fall einiges vor. Zuerst stellen sich die Teilnehmer vor, standesgemäß mit Name, Branche, Umsatzzahlen. Wir sind im Elektronikbereich. Umsatz technisch auch am Anfang so bei 20 roundabout. Ich verkaufe Produkte in der Kosmetik Branche. Stehe Umsatz technisch so bei 15.000 € monatlich.
Stehe auch aktuell so bei 15.000. Ich habe letztes Jahr 300.000€ Umsatz gemacht. Klingt erst mal beeindruckend. Im Grunde sagen Umsatzzahlen aber erst mal gar nichts über den Gewinn aus. Theoretisch kann man auch bei hohem Umsatz Miese machen. Auf Nachfrage bestätigen uns die Teilnehmer aber schwarze Zahlen zu schreiben. Für die einzelnen Umsatz Meilensteine gibt es dennoch Awards. Einerseits zur Motivation, aber sind wir ehrlich. Natürlich auch als Werbung zum Aufhängen. Dann geht es weiter mit dem Workshop das Thema: Brand Stories. Die Teilnehmer sollen sich eine persönliche Geschichte zum Produkt überlegen. Nur, dass es sich bei vielen FBA Produkten ja um Dinge handelt, zu denen die Verkäufer gar keine Bindung haben. Leute gehen zum Wochenmarkt und geben da das Doppelte an Geld aus. Weil da eine Brand Story sozusagen dahintersteckt. Es ist einfach so
dieses vor Ort und es ist nett, aber die fahren genauso zum Großmarkt und holen die Ware aus genau den gleichen Orten wie die Anderen auch. Merke: Keine überteuerten Äpfel mehr beim Wochenmarkt kaufen. Jetzt ist Pause. Ich habe mal gerechnet.
Bei 500 Kunden und 7.000 € pro Kopf macht das einen Umsatz fürs Coaching von etwa 3,5 Millionen €. Klar wird: für ihn ist das Coaching mittlerweile lukrativer als FBA. Niklas sagt, er zahle sich selbst zwischen 100.000 Und 150.000 € Gehalt im Jahr aus. Dazu muss er 50 Mitarbeiter bezahlen und 40.000 € Office Miete pro Monat. Den Rest reinvestiere er in die Firma. Ist Milliardär werden, tatsächlich wäre das etwas, was auf der Liste steht? Hundertpro. Aber nicht wegen der Zahl, sondern einfach so wegen den Möglichkeiten. Also zum Beispiel ich persönlich habe das Gefühl okay, heutzutage, wenn du zehn, 20 Millionen hast, dann bist du so, dann kannst du so gerade gut leben.
Und wenn du, wenn du, sage ich mal, jetzt so darüber hast, dann kannst du so richtig, dann kannst du richtig geilen Stuff machen. Kann ja auch sein. Zum Beispiel, dass man sagt in zehn Jahren oder so was. Man wohnt in Deutschland, hast ein cooles Haus gekauft und jetzt will irgend so ein Energiekonzern ein
Neubaugebiet in deiner Nähe bauen und du kaufst einfach das ganze Grundstück vor
denen auf. Das sind einfach so Problems. Ja, ja, genau. Also Möglichkeiten, ja, Möglichkeiten sind für mich Freiheit. Mit 20 Millionen ist man heute nicht mehr reich. Das ist natürlich eine perverse Aussage, aber diese brutale Ehrlichkeit im Hinblick auf seine Weltsicht muss man anerkennen, auch wenn ich sie nicht teile. Nach der Pause gibt Nicklas eine kleine Bürotür. Ich spreche mit ein paar Teilnehmern über ihre Marken. Ich merke, vor der Kamera möchten viele vor allem über das häufige Herkunftsland ihrer Ware, China, nicht sprechen, obwohl sie darauf ihren Erfolg aufbauen. Wir haben hier so Architekten, die bauen gerade noch so komplette Leisten für die Decke, die werden dann hier überall gezogen.
Und dann kommt so eine riesige Hall of Fame mit allen möglichen Produkten, die halt mindestens so 10K im Monat machen. Manche können wir natürlich nicht aufhängen, zum Beispiel so einen
Bürostuhl oder so was. Mir fällt auf, die Einrichtung und auch Nicklas Image spielen mit vielen Klischees. Er verkauft nicht nur ein Coaching, sondern auch ein Lebensgefühl. Ist das auch eine verkaufsfördernde Brand Story? Jedes Detail scheint Teil eines Konzepts, auch die Rolex. Das kauft man sich, weil die Uhr verdient für mich Geld. Es gibt Leute, die würden nicht bei mir Kunde werden, wenn sie sehen würden: jo, du hast keine Rolex, da denk ich mir: ok, Rolex ist ja ne
schöne Uhr, warum nicht? Also kann man ja sozusagen machen.
Ich könnte jetzt auch eine andere Uhr tragen. Es wär mir relativ egal. Schicke Uhr, schickes Büro, was ich fast vergesse: All das ist finanziert durch Chinaware. Möglich gemacht, weil wir alle teilweise kopflos irgendwelchen Kram bei Amazon bestellen, der für uns einmal um die ganze Welt geschifft wurde. Hauptsache billig, scheiß auf Umwelt und Arbeitsbedingungen? Nicklas findet, der schlechte Ruf von Made in China sei nicht mehr als ein großes Vorurteil. Egal wo du bist, es ist immer alles was aus China kommt, ist schlecht
automatisch. Finde ich persönlich. Da bekommst du immer so eine sehr krasse… Ja, weil China, das ist alles Kinderarbeit oder Zwangsarbeit oder so. Ich war tatsächlich noch nicht in China selbst, aber im asiatischen Raum. Und China ist einfach extrem weit. Also die Qualität ist verhältnismäßig zu Ländern wie Südeuropa oder so was ist viel zuverlässiger. Meiner Meinung nach besser.
Aber trotzdem sind ja die Arbeitsbedingungen nicht besser. Nicht immer, sicherlich, aber das ist ein Land, was sich in der Industrialisierung befindet. Du hast natürlich super viele Unternehmen ja auch in China. Also man stellt sich das immer so
vor, wenn man das beim iPhone oder so sieht. Wir kennen zum Beispiel bei uns ja auch die Hersteller Leute und das ist sicherlich nicht so wie eine Mercedes Fabrik von innen. Aber das ist jetzt nicht so, man kann sich das nicht so vorstellen, dass die Leute auf dem Boden leben, oder.. Aber wüsstest du, also jetzt ehrlich mal grad, wüsstest du das denn ? Weil wenn du jetzt sagst.. Wir haben zum Beispiel schon
Videocalls gemacht mit unseren Vertrieblern, das sind die Verkäufer, mit denen du dann sprichst.
Die, die sozusagen so die Produktionsstätten zeigen. Aber woran liegts denn dann? Also irgendwo dran muss es doch
liegen, dass es so viel günstiger in China ist als hier. Weil die Personalkosten geringer sind und weil die Infrastruktur besser ist. Der Mindestlohn in China liegt bei ungefähr 402 € im Monat. Sozialleistungen gibt es in aller Regel nicht, Überstunden sind Voraussetzung. Wer glaubt, die Arbeitsbedingungen seien ähnlich wie hier in Deutschland, macht sich was vor. Wer glaubt, diese von Deutschland aus im Blick zu haben, auch.
Zur Wahrheit gehört aber: fast alle großen Marken produzieren in China. Nicklas macht das, was viele machen. Das wird halt immer so verteufelt. Aber jeder kauft es ja. Also jeder will günstig. Und wenn du jetzt zum Beispiel sagst: hey, ich kaufe zum Beispiel einen Wasserkocher und ich will, dass er in Deutschland gemacht ist und dann sagst du ja Wasserkocher in Deutschland, will aber 250 Euro… Voll, wobei ich das immer.. Also ich gebe dir zwar Recht, aber ich finde, das ist immer noch ein bisschen die Frage, ob man das jetzt alles auf den Endkunden abwälzen und man sagt jeder, es gibt diesen Spruch, jeder Einkaufszettel ist eine Entscheidung. Oder ob man quasi als Produzent selber sagt: ey, ich befördere das, indem ich selber in den Ländern produziere, wo Leute schlecht bezahlt werden und die Arbeitsbedingungen schlecht sind. Und wahrscheinlich natürlich auch die Umwelt. Ist natürlich auch nicht ideal, wenn man die Sachen irgendwie von China herangekarrt. Ähm, ja, ich würde auch lieber in Europa einkaufen. Das Problem ist, dass wir von der gesamten Unternehmenswelt in Europa gar nicht mehr die Anbieter finden, das heißt die ganze Infrastruktur von Herstellern in Europa.
Es gibt natürlich welche, aber die meisten Hersteller, die es in Europa gibt, sind riesengroß und wollen gar nicht mit Leuten wie uns zusammenarbeiten, weil wir vielleicht. Keine Ahnung, unsere erste Bestellung ist vielleicht 5000 oder 10.000 oder 15.000 und das sind dann Hersteller, die arbeiten sonst mit Riesenunternehmen zusammen, wo es um Millionenbeträge geht. Und die haben dann keine Lust, sich mit uns überhaupt rum zu ärgern, sage ich mal. Außerdem sind in China die Steuern auch für ausländische Produzenten geringer. Ob wir China Ware kaufen, bleibt am Ende uns überlassen. Aber Nicklas hat dafür hundertfach die Infrastruktur geschaffen. Wie viele seiner Kunden am Ende erfolgreich sind, weiß ich nicht. Hier treffe ich aber einige.
So geht ein FBA Coaching nicht immer aus. Ich treffe mich mit Frank. Wir haben seinen Namen geändert. Er will anonym bleiben. Auch er will mit FBA Geld verdienen und stößt auf eine Online Agentur. Ihr Service spricht Frank an. Die haben angeboten, dass wir Leute vor Ort haben und dort die Recherche machen und den richtigen Artikel finden, der gut läuft und dort auch die Qualität prüfen. Das Ergebnis dieses Prozesses soll ein profitabler Amazon Shop sein. Dieser Service kostet 12.000 € plus im Falle von Frank etwa 10.000 € Produkt Kosten. Die Höhe der anfallenden Werbekosten ist ihm zu diesem Zeitpunkt nicht klar. Also wenn man Umsatz macht und sagt okay, ich verkaufe die ganzen Produkte und hab noch 10.000 € Umsatz und muss 20.000 Werbungskosten noch dazu bezahlen, dann gehts gar nicht auf, nein. Trotzdem launcht Frank über den Service der Agentur noch vier weitere Produkte in der Hoffnung, dass sich die Investition doch noch lohnt. Kannst du einmal zusammenfassen, ungefähr, wie viel Geld insgesamt du da so in etwa verloren hast? Um die 200.000 € ungefähr.
Er erzählt mir, dass er online andere Kunden der Agentur findet, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Mir war dann klar, dass es nicht nur eine Durststrecke ist, die ich überwinden muss, bis das Produkt oder bis die Produkte laufen, sondern dass da.. Ich will nicht sagen, ne Masche hinter ist, aber zumindest, dass es ein schlechtes Konzept ist, was wir anbieten. Die Online Agentur verdient nicht nur am Service, sondern auch pro verkauftem Produkt mit. Heißt: ob Frank Miese macht oder nicht. Für die Agentur ist das Geschäft so oder so profitabel. Die Ware wurde abverkauft. Sie haben sich ihren Teil genommen. Fertig. Hatte dieses Schema System? Ein anderer Betroffener hat mittlerweile Anzeige wegen Betrug erstattet. Ich spreche mit dem E-Commerce Experten Mark Steier. Er gehört zu den erfolgreichsten Ebay Händlern Deutschlands. Im Grunde genommen müssen doch bei jedem die Alarmglocken angehen, wenn einer sagt: Hier hast du ein Sparschwein, schmeiß Geld rein, du bekommst nicht nur deinen Einsatz zurück, sondern du bekommst darüber hinaus auch noch Zinsen und viel, viel Erträge zurück.
Das ist doch ein Geschäft, was ich als Unternehmen immer selber machen würde. Marc mahnt grundsätzlich zur Vorsicht vor Agenturen und FBA Coaches jeglicher Art. Wir kennen doch diese Systematik aus der Zeit der Goldgräber. Wer hat das Geld verdient? Die Goldgräber oder diejenigen, die die Schaufeln zum Schärfen verkauft haben? Das Werkzeug. Verdient haben die, die das Werkzeug verkauft haben. Und genau identisch haben wir es jetzt in diesem Amazon FBA Coaching angeboten. Übrigens: Marc weist darauf hin, dass Amazon selbst Schulungen anbietet, die günstiger sind als FBA Coachings. Die kommen aber dann ohne das Versprechen aus, mit FBA schnell reich zu werden. Auch Amazon selbst kann für FBA Händler zum Problem werden. Mehrere Menschen berichten mir, dass Amazon plötzlich ihren Account gesperrt habe. Zu Unrecht. Einer davon, Sven. Hat laut Amazon, das war zumindest der Vorwurf, sollte ich angeblich zwei Verkäufer Accounts haben. Das wäre verboten. Problem: Amazon kann Konten einfach auf Verdacht sperren. Amazon sagt halt: Hey, beweisen Sie jetzt, dass Sie keinen zweiten Amazon Account haben. Und das ist halt relativ schwierig, etwas zu beweisen, was man nicht hat. Sven kontaktiert den Support und sogar einen Anwalt, der auf die Entsperrung von Amazon Konten spezialisiert ist.
Immerhin sind noch 1.200 € Guthaben im Account eingefroren. Aber passiert ist da leider relativ wenig. Auch wenn ich wie gesagt eigentlich immer das gemacht hat, was mir der Support gesagt hat. Das Geld ist bis heute noch bei Amazon. Also da hatten wir auch keine Chance das auszuzahlen. Auf Nachfrage sagt Amazon: Wenn ein Problem mit einem Verkäufer Konto nicht über unsere regulären Kommunikationskanäle gelöst werden kann, hat der Verkaufs Partner möglicherweise immer noch Anspruch auf eine Mediation durch einen unparteiischen Dritten. Diese Mediation wurde Sven nicht angeboten. Svens Konto bleibt gesperrt. Obwohl Amazon von FBA Händlern profitiert, stoße ich in meiner Recherche auf mehrere FBA Händler, die sich vom Support nicht gut betreut fühlen. Samstagabend in Berlin. Der erste Workshop Tag geht vorbei. Jetzt wird genetzwerkt. Nicht etwa beim Dinner, sondern beim Werwolf spielen.
Lustig. Ich habe Nicklas den ganzen Tag als alten Geschäftsmann im Körper eines jungen Mannes wahrgenommen. Bei Werwolf erlebe ich ihn eher altersgerecht. Nicklas, wie verbringst du denn sonst am Samstagabende? Ich arbeite viel. Auf wie viel kommst du am Wochenende? Wie viele Stunden am Tag? Am Wochenende? Ich sage so sieben, acht Stunden. Also am Wochenende ist nicht so viel..
Gehst du auch feiern? Gar nicht, nie. Aber nicht mein Ding. In Berlin. Wirklich in keinem Club. In ganz Berlin. Oder Shisha mit den Jungs. So mit ein paar Leuten bei uns aus dem Team. Aber ich rauch tatsächlich keine
Shisha, nur Zigarren. Habt ihr das nächste Klischee. Auf dem Weg raus bricht er doch noch mal mit einem Klischee. Wer nämlich glaubt, dass Nicklas von seinem reichen Papa alles in die Wiege gelegt bekommen hat, liegt falsch. Ich habe zum Beispiel damals bei McDonald's nachts die Küche sauber gemacht. Richtig geiler Job. Hört sich natürlich abgefucked an, ich wusste ja, dass nicht für immer mache. Sonst ist es glaub ich
tatsächlich abgefucked. Aber man lernt dabei so viel. So was, so übers Leben. Und dass es sich lohnt, mal ein bisschen mehr zu machen.
Weil, du siehst halt so die Leute und wie die sich entwickelt haben. Nicht gar nicht den Job, sondern, wie sind die Leute so drauf, wenn du mit denen Gespräche führst. Und das ist alles so, ganz, ganz, ganz, ganz, ganz flach. So will ich nie enden. Auch nicht zwei, drei Stufen drüber, sondern. Vom Tellerwäscher zum Millionär dank des chinesischen Traums. Nicklas hat Kapitalismus durchgespielt. Kann man jetzt finden, wie man will. Klar ist: Die Regeln hat Nicklas nicht selbst gemacht, sie aber für sich genutzt. Und wer erwartet hatte, dass Nicklas noch eine weitere Karre fährt. Das ist tatsächlich ein Auto.. Damit kann man richtig angeben, weil das nicht mein Auto, das Auto von einem Mitarbeiter. Und wenn du, wenn deine Mitarbeiter coole Autos fahren, das ist noch cooler, als selbst ein gutes Auto zu haben. Das ist zum Beispiel etwas, was ich abstrakt geil finde. Geldverdienen mit Amazon FBA. Nicklas und Timo zeigen: möglich ist das. Aber nur, wenn man mit Unternehmergeist an die Sache rangeht. Und der Geist alleine reicht nicht aus. Denn FBA ist und bleibt ein Geschäft mit Risiken.
Der Weg, schnell richtig fett Kohle zu machen, wie auf Tik Tok versprochen, ist FBA sicher nicht. Machen wir uns nichts vor: Am Ende profitieren von FBA vor allem die, die teure Coachings verkaufen und Amazon selbst. Wenn euch das interessiert hat, schaut euch dazu auch die Dropshipping Challenge von Safe an!.