Heute treffe ich eine Frau, die mit
Dessous-Fotos viel Geld verdient. Jetzt ist es so geworden, dass ich
das Dreifache von dem verdiene, was ich als Zahntechnikerin
verdiene. In Krefeld erfahre ich, warum so
viele Leute ins Pfandhaus gehen. Ich brauche nicht viel.
40 Euro, das würde schon reichen. Und in Wuppertal bin ich
bei einem Familienunternehmen, das von Millionären lebt. Der kostet schon
etwas über 1,5 Mio. Euro. Und nach oben hin: keine Grenzen. Noch nie hatten so viele Menschen
in NRW einen Nebenjob. Knapp 724.000 Menschen hatten
im vergangenen Jahr einen 2. Job neben ihrer eigentlichen Arbeit. Das ist ein neues Rekordhoch. Dabei ist nicht erfasst,
ob die Menschen einen Zweitjob machen müssen, weil sie ansonsten
nicht über die Runden kommen. Oder ob sie sagen, ich hätte gerne einen Zweitjob,
weil ich mir mehr erlauben möchte. Fakt ist, das Geld reicht nicht. An welchem Ort ich hier bin,
verrate ich nicht, denn Rominas Nebenjob
ist nicht alltäglich.
Hi.
– Hallo, darf ich reinkommen?
– Komm rein. Du hast ja nicht nur einen Job,
du hast 2 Jobs.
– Genau. Was ist dein Hauptjob? Ich bin Zahntechnikerin. Was verdienst du
als Zahntechnikerin? Ich bin noch nicht so lange
ausgelernt, 3 Jahre jetzt. Als Einstiegsgehalt kriegt man
zwischen 1.600 und 2.000. Ist aber von Labor
zu Labor unterschiedlich. Wenn du alle Fixkosten abrechnest,
Miete und Einkaufen, was bleibt dir im Monat? Ich würde sagen, 500 Euro. Das ist, ich sehe es
an deinen Augen, nicht das, mit denen du die
großen Sprünge machen kannst. Dann kommt noch dazu, dass
man sich auch was zu Essen holt. Da bleibt nicht mehr so viel übrig. Schön essen gehen manchmal.
– Genau. Deshalb hast du dir überlegt,
ich brauche einen Zweitjob, damit ich mir mehr leisten kann.
Was ist das? Ich mache Social Media nebenbei,
hauptsächlich OnlyFans. Ich stelle dort ästhetische,
schöne Bilder in Unterwäsche rein. Die Plattform ist so aufgebaut,
dass man mich abonnieren kann. Dann z.B. für 11, 12 Dollar, je
nachdem, welchen Preis man festlegt. Dann kann man diese Bilder sehen. D.h. die Leute bezahlen Geld dafür, dass sie Fotos von dir in
Unterwäsche sehen können.
– Genau. Wie viel Geld kann
man mit so einem Zweitjob verdienen? Wie viel verdienst du damit? Am Anfang war es so, dass ich
1.000 Euro damit gemacht habe. Wo ich mir schon dachte, okay,
das ist viel Geld.
Jetzt ist es schon so geworden, dass ich das Dreifache
von dem verdiene, was ich als Zahntechnikerin
normalerweise verdiene. Es ist schon krass. Diese 10 Personen repräsentieren die
Einwohner von NRW und ihr Gehalt. Was verdienen sie und wer
hat wie Romina einen Nebenjob? Ich arbeite nebenbei
in einem Sushi-Restaurant als Lieferant,
d.h. ich liefere Essen aus. Ich bin Angestellter
im öffentlichen Dienst und verdiene
ca. 2.700 Euro netto. Aktuell habe ich einen Nebenjob, habe immer
einen Nebenjob gehabt. Ich bin Einzelhandelskauffrau
und verdiene 2.300 Euro netto. Ich mache einen Nebenjob
bei Burger King. Da bin ich auf
538-Euro-Basis angestellt. Ich mache eine Ausbildung
als Bäckerei-Fachverkäufer und verdiene im 1. Lehrjahr
700 Euro netto im Monat. Ich habe momentan keinen Nebenjob,
bin aber auf der Suche.
Ich bin Schauspielerin und verdiene zwischen
1.000 und 2.000 Euro im Monat. Romina ist 22 Jahre alt und
macht seit 1,5 Jahren 2 Jobs. Sie ist Zahntechnikerin. Der passende Rock. Und Dessous-Model
für zahlende Kunden. Das z.B. ist einer
meiner Lieblings-Sets. Schön in Rot, kommt immer gut an. Romina lädt ihre Fotos auf
der Plattform OnlyFans hoch, mit etwa 187 Mio. Nutzern weltweit. Man kann den Kanal abonnieren, muss
aber für jedes Foto extra zahlen. Ich zeig dir das mal. Das Licht spielt eine große Rolle. Wo machst du die Fotos? Auf dem Teppich, auf dem Bett? Mal so, mal so. Auch mal drüben auf der Couch
oder hier einfach. Licht steht. Hast du eine Lieblings-Pose?
– Ja. Ich mache diese ganz gerne. Von der Seite über die Schulter. Das macht immer eine schlanke Figur. Ja, schon verführerisch. Meistens so. Was ich auch manchmal mache,
dass ich mir durch die Haare gehe. Das ist auch immer sehr sexy. So was z.B., ja. Du wolltest den Moment einfangen, dass man sieht, die Unterhose
wird gerade noch hochgezogen. Ja, das soll das darstellen. Blaue Spitze steht dir auch super.
– Danke. Da ist jetzt aber wirklich
auch fast keine Unterhose mehr.
Also, ist ja schon noch
ein normaler String. Aber von mir selber möchte ich
jetzt nicht zu viel preisgeben. Dann sag mal, kann man deine
Grenze beschreiben mit Worten? Ja, also, komplett nackt
mache ich jetzt nicht. Schicke Dessous,
tolle Fotos, die rauskommen. Das sind die schönen Seiten
dieses Zweitjobs. Aber es gibt ja auch negative.
– Ja, genau. Wenn dann z.B. jemand
direkt mir seinen Penis schickt, ist das nicht so toll. Ich kriege so was auch,
als Fernsehmoderatorin.
Du, wie gehst du damit um? Was macht das mit dir? Ich krieg da manchmal
schon schlechte Laune. Aber im Endeffekt denke ich
mir dann, lass den einfach. Also, ich gehe nicht so drauf ein. Oder blocke dann meistens,
wenn mir jemand doof kommt. Z.B. hat mir letzte Woche
einer geschrieben, würdest du dich
mit mir treffen für 1.400 Euro? Dann denke ich mir,
natürlich nicht. Dann sagt der,
okay, für 14.000 Euro. Dann würde ich auch Nein sagen. Nee, bei mir ist da Schluss. Ich habe jetzt eine
jüngere Tochter, 2 jüngere Töchter. Wenn ich überlege,
die würden das machen, dann würde ich als Mutter
schon überlegen, will ich das? Will ich, dass die mit
solchen Männern in Kontakt kommen? Möchte ich, dass die
solche Nachrichten bekommt? Wie geht deine Mama damit um? Ich hatte schon Angst,
als ich das erzählt habe.
Aber die meinte, nee, solange du da halt nicht
zu viel zeigst, ist das gut. Sie vertraut dir?
– Ja, genau. Der Grund, warum sie das
in Kauf nimmt, ist das Geld. Romina will sich was leisten können. Die wollte ich schon immer haben
und konnte mir die endlich leisten. Dank Zweitjob. So hätte ich mir
das jetzt nicht holen können. Empfindest du das als ärgerlich, dass der Erstjob gar nicht reicht
für ein schönes Leben? Ich finde das schon traurig,
weil man investiert so viel Zeit.
Dann denkt man sich,
soll ich jetzt wirklich aufstehen? Ich kriege mit dem anderen so viel
Geld, warum tue ich mir das an? Da stellt man sich schon die Frage. Und ich frage mich,
wer macht noch unsere normalen Jobs, wenn man im Netz
so viel mehr verdienen kann? Sich ausziehen, hochladen, Cash. Vor ein paar Jahren wäre so
ein Job unvorstellbar gewesen. Aber seit Corona ist das
Business richtig groß geworden. Wer will es Romina verübeln, mit einem Nebenjob so schnell
so viel Geld verdienen zu können? Selbstbestimmt, nach eigenen Regeln,
mit ganz klaren Grenzen. Wie ist das bei den
anderen Menschen in NRW? Wofür geben sie ihr Geld aus? Und was ist aus ihrer
Sicht teurer geworden? Strom, Gas, Streamingdienste,
Krankenversicherung, Hundeversicherung, Hundefutter,
war mehr, als ich dachte.
Wir kaufen nicht immer das,
was wir unbedingt essen wollen. Wir gucken auch,
dass wir ein Angebot kaufen, was uns natürlich schmeckt. Aber jetzt wollten wir Gurke,
jetzt sind Tomaten im Angebot. Die Gurke ist extrem teuer,
dann switchen wir auf Tomatensalat. Ich bin Erwerbsminderungsrentner
auf Zeit und habe ein Nettoeinkommen
von 1.400 Euro. Mein größtes Luxusgut
sind die Lebensmittel. Da gebe ich das meiste Geld aus. Ich gebe im Monat zwischen 600
und 700 Euro für Lebensmittel aus. Wenn ich mittags was esse,
hole ich mir manchmal vom Penny so eine 5-Minuten-Terrine
und mache mir das warm, damit ich eine Kleinigkeit habe,
was ich essen kann. Am Ende des Monats muss jeder
schauen, was übrig bleibt. Immer wieder die Frage,
wer kann das bezahlen? Aktuell hat die Hälfte der
Handwerker ihre Preise angehoben.
Und ein Bereich boomt so richtig. Bis 2045 sollen alle Gebäude
in Deutschland klimaneutral sein. Toller Plan, aber wer bezahlt es
und wer macht es? Herzlichen Glückwunsch an alle,
die das können. Denn die Handwerker,
die in dem Bereich arbeiten, sind echte Krisengewinner. * Telefonklingeln * Elektro Kai Hofmann,
Kai Hofmann, guten Tag. Kai Hofmann ist so ein Handwerker. Wenn zu Hause die Technik spinnt,
rufen wir ihn. Er ist aber auch der Mann,
über den sich viele aufregen. Zu teuer,
schwer erreichbar, ausgebucht. Die Zurückhaltung ist da. Nur wenn
Reparaturen stattfinden müssen, weil irgendwas nicht funktioniert,
geht es nicht anders. Der Umsatz ist im Elektrohandwerk
in den vergangenen 3 Jahren um knapp 4 Mrd.
Euro gestiegen. Und Kai profitiert davon. Während Corona haben wir
alle weiter durchgearbeitet. Dann kamen die
gestiegenen Energiepreise. Dementsprechend ist der Bedarf
jetzt groß an Fotovoltaikanlagen, um die eigene Energieversorgung
sicherzustellen und um Kosten zu reduzieren. Aber auch Wärmepumpen
werden angeschlossen. Und die Klimawende mit Elektroautos, die müssen über
Wallboxen geladen werden. Und die muss jemand installieren,
das ist unser Elektrohandwerk. Heute beschäftigt er 15 Mitarbeiter. Sein Lager ist groß und
gut gefüllt wie ein Baumarkt. Aber es fing mal anders an. Ich habe 2 Ausbildungsberufe. Ich habe Technikerschule gemacht,
Meisterschule gemacht, ein bisschen an der FH studiert. Und mich 1995 mit meinem Opel Kadett
und meiner Bohrmaschine selbständig gemacht. Erneuerung des defekten
Garagentorschließers. Das war das,
wo der Taster aufputz war. Der 1. Auftrag heute ist
für seinen Mitarbeiter Frank. Hey Max.
– Moin Frank. So. Frank ist Meister
und nimmt Azubi Max mit. Was hat sich für sie in den
vergangenen 3 Jahren verändert? Ich kann es verstehen. Wenn eine alte Rentnerin
oder einer, der weniger hat, uns mal den ganzen Tag
bezahlen muss mit 2 Leuten und der am Ende des Tages über
1.000 Euro auf der Rechnung hat.
Das muss schon irgendwo herkommen. Wobei die Beschwerden sich
aber auch in Grenzen halten. Die sind meistens froh,
dass wir rausfahren und da sind. Klar, man merkt, dass man
weniger an Trinkgeld bekommt. Aber gut, ist ja auch verständlich. Handwerkerstunden sind teuer. Für Elektrotechniker zahlt man
durchschnittlich 62 Euro die Stunde. Hier zahlt der Kunde 90. Das wäre dann der Schalter,
der nicht funktioniert, der getauscht werden müsste.
– Okay. Okay, dann machen wir das. Sind nicht alle so wortkarg, aber es reden auch
nicht immer alle privat. Man muss überlegen,
da läuft eine Zeit ab. Die muss der Kunde bezahlen. Wenn man viel sich unterhält, dann müssen die die Zeiten
auch irgendwo bezahlen.
Und mit 1 h ist es selten getan. Wir berechnen unseren Kunden
für eine Technikerstunde, wenn ein Geselle rauskommt,
75,50 Euro plus 19% Mehrwertsteuer. Das sind dann 90 Euro. Aus Unternehmersicht
ist das nicht zu viel. In seiner Kalkulation
sind 7% Gewinn eingerechnet. Von unserer
7% Wagnis- und Gewinnaufschlag kann das Unternehmen
nicht existieren. Wir haben auch
einen Materialaufschlag. Wir kaufen eine Steckdose
für 10 Euro ein und verkaufen die
für 12 oder 13 Euro. Das ist Gewinn,
den die Firma mit erwirtschaftet, die ich dringend brauche
für Investitionen. Kai Hofmann kann
gelassen in die Zukunft schauen. Elektro Kai Hofmann,
Kai Hofmann, guten Tag. Schaffen wir aber
frühestens in 4 Wochen. Ich melde mich noch mal
für die Terminabsprache. Danke. Funktioniert.
– Stark. Leisten sich die
Menschen in NRW noch Handwerker oder geht der Trend
zu Do-it-yourself? Wenn Kleinigkeiten im Haushalt
anfallen, mache ich das selber, bevor ich da jemanden
für teures Geld kommen lasse.
Ich hätte Sorge
vor Handwerkerrechnungen, weil ich habe echt wenig
auf Seite gelegt. Ich bin Kinderpfleger
und verdiene 2,2 netto. Die Handwerkerkosten
sind erheblich höher geworden in den letzten 3 bis 5 Jahren. Wir haben akut und auch morgen
wieder Handwerker im Haus. Handwerker sind für mich
einfach zu teuer. Es ist absolut berechtigt,
aber ich kann es mir nicht leisten. In Krefeld haben die Menschen
weniger Geld zur Verfügung als die durchschnittlichen Bürger
in NRW. Deshalb ist der Niederrhein
meine nächste Station. Seit Jahren sinkt hier
das Einkommen der Bevölkerung. In der Rangliste NRWs ist Krefeld fast ans Ende
der 396 Städte gerutscht. Hier wohnen viele Geringverdiener,
Rentner mit wenig Geld, Langzeitarbeitslose und Menschen,
die Sozialleistungen empfangen.
Die meisten haben hier wenig Geld. Wer hier oder auch da nichts mehr
kriegt, der hat große Hoffnungen, vielleicht in Deutschlands
ältestem Pfandhaus noch so eine Art
Mini-Kredit zu kriegen. Was ist der Unterschied
zwischen dem Kredit bei der Bank und dem im Pfandhaus? In der Krise müsste das
Geschäft glänzend laufen. Von außen sieht es
fast aus wie ein Juwelier. Chefin des Pfandhauses
ist Anika Schumachers. Sie hat mich eingeladen,
einen Tag bei ihr zu sein. Rein komme ich nur
durch eine Schleuse, denn hier lagert vieles
von sehr hohem Wert. Beim Gang durchs Lager fällt mir
auf, hier wird fast alles beliehen. Von der Modelleisenbahn
über Werkzeug bis hin zu Technik aller Art. Das ist nach Artikelart sortiert.
– Mit Spielen. Ja, kannst du direkt loslegen, wenn die auf der Versteigung
verkauft wird. Wenn ich sehe, dass hier
Rucksäcke mit Playstations sind, was beleiht ihr denn nicht? Grundsätzlich kann man sagen, man
beleiht alles, was einen Wert hat. Es darf nicht defekt sein,
sollte auch sauber sein. Alles, was man auf eBay verkauft
bekommt oder ähnlichen Plattformen, können wir beleihen.
Wer kommt zu euch,
was sind das für Leute? Ganz unterschiedlich. Es kann der oder die sein,
die arbeiten geht, alleinerziehend ist vielleicht. Dann ist am 20. kein Geld mehr da, weil man nicht richtig
über die Runden kommt. Dann haben wir Leute,
die nicht mit Geld umgehen können. Die kaufen sich viel mehr,
als sie brauchen. Und auch mehr als das,
was sie auf dem Konto haben. Selten haben wir auch Leute,
die kurzfristig mal Geldnot haben und das nach einem oder 2 Monaten
wieder erledigt ist. Die sagen,
ich brauche jetzt 500 Euro z.B. Oder auch mal 20.000 oder 100.000. Jedes Jahr zahlen die
deutschen Pfandhäuser 630 Mio. Euro an Krediten aus,
Tendenz steigend. Ich wollte mal wieder was dalassen.
– Was haben wir Schönes? Mein Honor, mein Tablet.
– Das Tablet? War aber auch schon mal hier.
Ich lerne Menschen kennen, die hier
ihre persönlichen Dinge abgeben. Jörg Tausch kommt
regelmäßig hierher. Immer, wenn sein
Bürgergeld nicht ausreicht. Knapp 28.000 Menschen
sind wie er in Krefeld auf Sozialleistungen angewiesen. Darf ich fragen, warum
Sie Ihr Tablet hier hinbringen? Weil es einfach schwierig ist,
mit dem Geld hinzukommen über einen ganzen Monat. D.h. immer, wenn zu viel Monat übrig
ist für das Geld, ist das eine Chance, einen kleinen
Kredit zu kriegen.
– Richtig. Wie ist das Gefühl, da zu
stehen und was zu verleihen, in ein Pfandhaus zu gehen?
– Normal, wenn man Geldnot hat. Ist besser, als zu klauen
oder irgendwas zu machen. Dann bin ich halt…
Gehst du zum Pfandhaus. Wenn du was hast, bringst du es weg. Ist ja auch legal, legitim und gut. Wofür brauchen Sie das Geld? Im Großen und Ganzen
für was zu essen, Katze versorgen, mich versorgen.
Ab und zu mal ein Bierchen trinken. Was wollen Sie dafür haben? Was brauchen Sie,
damit es sich lohnt? Ich brauche nicht viel. Vielleicht 40 Euro oder so,
das würde reichen. Die Zinsen und Gebühren, die fällig
werden, sind staatlich festgelegt. Der Kunde zahlt 1% Zins für
seinen Pfandkredit pro Monat, plus Bearbeitungsgebühr. Bei 40 Euro wären
es 2,40 Euro on top. D.h. 42,40 Euro
müsste er mir überreichen, damit er das Tablet
wieder nutzen kann. Einen Monat 40 Euro leihen kostet
2,40 Euro.
– Kann man nichts sagen. Wenn man das hochrechnet,
ist das kein günstiger Kredit. Aber es geht unkompliziert.
– Ja. Er kommt mit dem Gerät rein,
legt es mir vor. Ich weiß, wer er ist,
was das für ein Gerät ist. Er kriegt das Geld,
geht hier innerhalb von 1 min raus, hat das Geld in der Tasche
und kann sich Lebensmittel kaufen. Jörg Tausch nimmt
heute den Höchstbetrag, 50 Euro für sein Tablet. 3 Monate hat er Zeit,
das Pfand wieder auszulösen. Aber wie ist es, wenn Menschen
mit ihrem Geld nicht auskommen? Was verdient NRW? 49,4% der Menschen verdienen
weniger als 2.000 Euro netto, jeder 2.
Arbeitnehmer. Was bleibt am Monatsende? Ich sehe mich
auf jeden Fall im unteren Bereich. Wenn ich Kassiererin wäre, hätte
ich ein höheres Nettoeinkommen. Zur freien Verfügung im Monat
bleibt mir um die 150, 200 Euro. Also bleiben mir ungefähr
300 für Lebensmittel übrig. Ich bin Studentin
und verdiene 930 Euro. Dann habe ich pro Monat
ungefähr 270 Euro übrig. In Krefeld
sinkt die Kaufkraft der Einwohner. Immer weniger kommen mit dem klar, das sie monatlich
zur Verfügung haben.
Anika Schumachers zeigt mir, was mit den Dingen passiert,
die keiner mehr auslöst. Sie landen im Safe und werden
versteigert, gut fürs Pfandhaus. Das ist ein krasser Job. Du hast z.T. mit
extremen Schicksalen zu tun. Auf der anderen Seite
verdient ihr damit auch euer Geld. Wie gehst du damit um? Ich kenne es nur so. Für mich ist das was Normales,
für viele Kunden aber auch. Am Ende ist es ein Job. Wir helfen vielen Menschen kurzfristig
aus einer schlechten Situation.
Auf der anderen Seite
verkaufen wir viele Sachen und helfen damit, Geld zu sparen. Es wird nicht immer
alles neu produziert. Wir geben alten Schätzchen
ein neues Leben. Den größten Umsatz macht
das Pfandhaus mit Schmuck. Bevor der in die Versteigerung geht,
wird er aufgearbeitet. So kommen die Sachen bei uns rein. Man sieht, es ist dreckig. War lange in der Schublade.
– Ziemlich unpoliert. An der Poliermaschine
darfst du den aufhübschen. Ich mache dir die an
und ein bisschen Polierpaste dran. Mit beiden Händen am besten. Das ist ja krass. Da geht man einmal ran…
– Du
siehst sofort einen Unterschied. Ist das schön genug? Lass mal gucken. Fürs 1. Mal sieht das gut aus. Ist das ein Job, von dem du sagst,
der ist ein Zukunftsjob? Weil es geht so vielen Leuten
kurzfristig nicht so gut, dass sie euch brauchen
als Überbrücker? Am Ende ist es ein Tauschgeschäft.
Das ist das zweitälteste
Gewerbe der Welt. Das 1. kann man sich denken,
was es ist. Nach der Prostitution?
– Genau. Getauscht wird immer. Ob es damals ein Apfel
gegen eine Birne war, das ist bei uns nicht anders. Geld wird immer benötigt. Deswegen wird der Pfandleiher
immer irgendwie sein Gewerbe
weiter betreiben können. Wie viel sie verdienen,
ob das steigen wird, ob das gleich bleibt,
das weiß kein Mensch. Aber am Ende
kann man immer davon leben. 90% aller verpfändeten Gegenstände werden von ihren Besitzern
wieder ausgelöst. Die nächste Kundin hat die Musikbox
ihrer Kinder ins Pfandhaus gegeben. Heute holt sie sie wieder ab. Die Musik-Hörspielbox
für die Kinder verleihen zu müssen, die zu Geld machen zu müssen,
wie ist das für Sie? Am Anfang unangenehm. Aber irgendwie muss man ja
über die Runden kommen. Und ständig irgendjemanden
aus der Familie fragen, ist auch unangenehm. Wie viele Kinder haben Sie? Ich kriege gerade mein 4. Okay. Da muss man viel Essen kaufen? Ja, und auch viel Pampers. Und die sind ja noch klein. Die freut sich jetzt, dass die
Toniebox wiederkommen kann?
– Ja.
Für die 20 Euro, die Sie gekriegt
haben, was haben Sie dafür gekauft? Ich war dafür einkaufen, für 2 Tage. Wie häufig sind Sie hier
und nutzen die Möglichkeit? Paarmal im Monat. Ein paarmal im Monat? Ich hole das eigentlich
alles immer wieder raus und bringe das aber auch wieder
in gewissen Abständen. Wie oft war die Toniebox
schon hier? Da sind schon welche weggegangen. Ich habe schon wieder neue gekauft. D.h. dann haben Sie
es mal nicht geschafft, die Toniebox wiederzukriegen? Elisas Kinder
bekommen ihre Musikbox zurück. Aber das Problem der Dreifachmutter
bleibt, deshalb ist sie so oft hier. Jedes 4. Kind
lebt in Krefeld in Armut. 8,30 Euro.
– Danke schön. Danke auch.
Kriegen wir das da durch? Zettel ab.
– Den mache ich ab. Ich hoffe, dass die bei den
Kindern bleiben darf.
– Danke schön. Und nicht mehr
verliehen werden muss. Oder immer zurückkommen darf. Du erlebst hier jeden Tag
unterschiedliche Leute, ganz krasse Geschichten zum Teil. Hast du auch schon Tränen erlebt?
– Ja.
Warum? Weil die Sachen sehr wichtig sind und man einfach
das Geld nicht auftreiben kann. Es ist so, als würdest du
einem guten Kollegen Geld schulden. Es ist eine finanzielle Belastung,
die auf die Psyche umschlägt. Da rollen
hin und wieder mal die Tränchen. Häufig geht es im
Pfandgewerbe um kleine Kredite. Eine Finanzspritze ohne
Gehaltsnachweis und Schufa-Auskunft. Ab und zu landen aber auch
wertvolle Schätze im Pfandhaus. Schmuck im Wert von Tausenden Euro.
Dann verdient auch
der Pfandleiher gut. Seid ihr so was wie
die Gewinner der Krise? Ich würde das nicht als
Gewinner der Krise bezeichnen. Man muss sich das so vorstellen: Hat man viel Geld zur Verfügung,
weil man einen tollen Job hat, weil das Leben
vielleicht nicht so viel kostet, dann hat man mehr zur Verfügung
und gibt auch mehr aus. Am Ende merkt man,
ich habe zu viel ausgegeben. Dann komme ich
schnell ins Pfandhaus. Von daher sind wir zeitversetzt
mit den guten und schlechten Zeiten, die das Leben bietet. Das war echt
eine interessante Erfahrung. Leute, die glücklich rausgehen, obwohl sie da gerade
was verpfändet haben. Aber sie haben 50 Euro
bar auf die Hand gekriegt. Für viele der einzige Ausweg, um am Ende des Monats
noch an Geld zu kommen.
Überall sonst
kriegen sie keinen Kredit. Dann ist ihnen auch egal, ob der Zinssatz nicht so günstig
ist, wie er scheint. Keine Geldsorgen, das wünschen sich
die meisten Menschen in NRW. Aber wie hoch müsste dafür
das Gehalt sein? Wenn ich träumen darf
und zwischendurch tue ich das, wäre ein Einkommen von 2,5 netto
schon cool. Definitiv. Ich bin mit meiner
finanziellen Situation augenblicklich zufrieden
oder auch sehr zufrieden. Uns fehlt es an nichts. Ich bin Rentner und verfüge
über 3.400 Euro pro Monat. Es ist nicht meine Ambition,
reich zu werden. Aber dass ich mal spontan sagen
kann, wir gehen heute Abend essen oder wir gehen auf das Konzert. Ich bin Filialeiter
im Lebensmitteleinzelhandel und verdiene 4.250 Euro netto. Nur 9,9% der Menschen in NRW verdienen mehr als 4.000 Euro netto
im Monat, so wie Manuel. Ich weiß, dass ich gut verdiene. Es fühlt sich aber
manchmal gar nicht so an. Das hat nichts mit
dem Arbeitgeber zu tun, sondern die Kosten,
die nebenbei fällig werden. Betreuungskosten für die Kinder
oder andere Aktivitäten, die teurer werden und demnach
schwieriger finanzierbar sind.
Kinderbetreuung, ein Thema,
das mir an allen Ecken begegnet. 78% der Kitas in NRW
haben Geldsorgen. Landesweit
fehlen 10.000 Erzieher*innen. Diese Kinder in Köln
haben keine Ahnung davon, dass es finanziell in
ihrer Kita nicht gut aussieht. Wie macht der Frosch?
– Quak. Quak. Was ist das? Der Vogel?
– Ein Delfin. Silke Pluimers ist die Leiterin
dieser privaten Kita in Köln. Für 12 Kinder
ist die NiKita das 2. Zuhause, während ihre Eltern arbeiten. Die Kita
ist ein Herzensprojekt von mir. Das ist mein Baby,
was ich hier gegründet habe. Das ist mein zusätzliches Kind,
was ich habe.
Das ist mir schon wichtig,
dass das weiterhin besteht. Vor 10 Jahren hat sie sich mit
der Einrichtung selbständig gemacht. Anfangs lief es gut. Aber seit einiger Zeit fehlt ihr
jeden Monat immer mehr Geld. Zu Beginn der Kita-Phase war das so, dass wir Elternbeiträge
einnehmen durften zusätzlich. Damit konnten wir
die eh vorhandene Lücke stopfen und kamen
auf eine 100%-Finanzierung. Seit ein paar Jahren
ist das verboten, was ich generell gut finde
für die Chancengleichheit, aber diese Lücke
bekommen wir von niemandem. Im Gegensatz zu städtischen Kitas werden freie Träger
nicht zu 100% vom Land finanziert. Sie müssen einen
Eigenanteil von gut 7% aufbringen. Im Fall der NiKita sind
das rund 25.000 Euro im Jahr. Andreas Schenkel will den Platz
für seinen 2-jährigen Sohn behalten. Es gab einen Spendenmarathon, da waren auch andere
Eltern mit beteiligt.
Da kamen 1.000 Euro Spenden zusammen
für die Kita. Das habe ich gerne
unterstützt und extra gespendet, damit unser Kleiner
eine gute Betreuung hat. Die Eltern
legen sich richtig ins Zeug, damit die Kita nicht schließen muss. Aber das kostet Geld. Unser monatlicher Beitrag
ist ungefähr 640 Euro. Dann kommen Spenden dazu. Wir überweisen 125 Euro
monatlich Spende und noch mal 100 Euro Essensgeld. Insgesamt kommt man auf 860,
870 Euro, was viel Geld ist. Und vielleicht wird es noch teurer. Der größte Posten für die Kita sind die deutlich gestiegenen Tarife
für Erzieher*innen. Doch das Geld dafür bekommt sie durch die jetzigen Beiträge
der Eltern nicht finanziert. Ich finde es total schwer zu sagen, wie lange wir das
noch überstehen werden. Wenn ich im Umfeld gucke, sehe ich, dass viele Kitas die
Gehälter nicht mehr zahlen können. Dass sie jeden Monat zusätzlich
Geld von der Bank benötigen. An dem Punkt sind wir noch nicht.
Aber realistisch ist es, dass wir in
2 Jahren kein Geld mehr haben dafür. Blub, blub. Blub. Dabei sind die privaten Kitas
gerade in Köln nicht wegzudenken. Für die Eltern, die froh sind, dass sie überhaupt
einen Platz bekommen haben. Reicht das Geld
bei den Menschen aus NRW? Wie schätzen sie sich ein? Arm oder reich? Meine finanzielle Situation
ist sehr instabil. Ich habe keine Rücklagen,
sparen ist schwierig. Es kommt nicht so viel rein,
aber ich gebe nicht so viel aus. Ich bin sparsam mit meinem Geld,
deshalb bin ich sehr zufrieden. Ich bin Bürokauffrau in Teilzeit
und verdiene 1.050 netto. Ich sehe mich im Mittelfeld aufgrund
der finanziellen Größenordnung, ohne großartige Sprünge zu machen. Es ist noch Luft nach oben. Viel mehr über Einkaufen
und Lebensmittel haben ist meistens nicht so drin. Ich habe ein Zuhause,
einen PC, einen Roller. Ich habe eigentlich alles,
was man fürs tägliche Leben braucht. Ich bin nicht arm,
ich bin nicht reich. Reich definiere ich
in irgendeiner Form mit: Ich kann jeden Monat
in den Urlaub fliegen und kann x-beliebig
viel mir zulegen.
Das kann ich nicht. Ich würde mich nicht als reich
bezeichnen, auch nicht als arm. Eher als Gutverdiener,
der sich nicht jeden Tag Sorgen machen muss,
etwas nicht bezahlen zu können. Aber als reich definitiv nicht. Aber wer ist reich? Wie viele Menschen
sind bei uns eigentlich reich? Es gibt da Zahlen zu. In NRW haben wir
5.959 Einkommensmillionäre. Das sind Menschen, die jedes Jahr
1 Mio. Euro versteuern. Sie glauben,
das werden jetzt weniger? Letztes Jahr sind
noch mal 120 dazugekommen. Ich bin in Wuppertal, und zwar an einem Ort,
an dem Millionäre ihr Geld ausgeben. * Musik * Haben wir alles drauf?
Ich glaube, wir müssen zurück. Zurück, zurück, zurück. 11,40 m lang,
3,85 m hoch und 2,50 m breit. Millionenschweres Luxus-Camping. Das ist das Kerngeschäft dieser
Manufaktur für Luxuswohnmobile. Die einzigen in NRW. Wer hier kauft,
muss tief ins Portemonnaie greifen. Gibt es hier keine Krise? Was kostet so ein Teil? Und wer kann sich
im Moment so einen Luxus leisten? Hallo Frau Volkner,
Sie sind die Chefin hier.
– Hallo. Was ist das denn für ein Teil?
Das ist der Wahnsinn. Das ist ein Reisemobil von uns.
Aber kein normales Wohnmobil. Schon ein bisschen spezieller, ein
bisschen mehr Luxus, mehr Komfort als das,
was man von der Stange kaufen kann. Aber nichts von den Sachen, die
in NRW auf den Straßen rumfahren. Selbst Kunden aus NRW fahren in NRW. Zeigen Sie mir das mal, das sah
von außen schon imposant aus. Bitte, nach Ihnen. 35 qm, purer Luxus
mit vielen versteckten Extras. Und was ist das hier?
Eine Marmorplatte? Hier geht alles rauf und runter
auf Knopfdruck.
– Ja, genau.
* Musik * Und hier wird gekuschelt?
– Jawohl. Wie viel ist das?
– 1,80 mal 2 m haben wir. Sie sehen mich sprachlos. Das Beste kommt noch.
Gehen wir mal gucken. Ich finde das bis hierher
schon total verrückt. Was da noch kommen kann,
ich bin gespannt. Da ist noch ein Auto drin. Voilà, die patentierte Mittelgarage. Aushängeschild der Manufaktur. Maximale Flexibilität
im Luxusurlaub. Jetzt müssen Sie uns
die Preisfrage beantworten.
Was kostet dieser Luxus,
den Sie uns gezeigt haben? Irgendwo fängt man ja mal an. Wir fangen an bei dieser
patentierten Mittelgarage, Fahrzeuge bei 984.000 Euro. Also fast 1 Mio.
legt man auf den Tisch. Der hier kostet
etwas über 1,5 Mio. Euro. Und nach oben hin keine Grenzen. 1,5 Mio. Euro für ein Wohnmobil. Das kann sich kein
Durchschnittsverdiener in seinem Leben erarbeiten. Viele Menschen drehen jeden Cent um
in dieser Zeit und sagen, wer soll das bezahlen,
alles viel zu teuer. In dieser Branche, merken Sie,
dass eigentlich Krisenzeiten sind? Wir haben Corona nicht gemerkt. Wir merken nicht,
dass der Boom da war.
Auch das haben wir nicht gemerkt. Aber wir merken jetzt auch nicht,
dass es zurückgeht. Irgendwie ist bei uns
immer alles gleichbleibend. Aber gleichbleibend gut, wenn Leute
kommen und sagen, ich habe das Geld, um mir so was anfertigen zu lassen.
– Absolut. D.h. diese Klientel ist
von der Krise völlig unbedarft. Aber das ist ja das,
was immer so ist. Die, die Geld haben,
die verlieren es ja nicht. Das wird ja bei den meisten
nicht weniger. Wenn Sie nicht
in dem Segment arbeiten würden, bei den Superreichen,
denen alles egal ist… Dann wären wir schlimm dran. Was wir vorher gemacht haben,
nämlich Anhängerbau, da könnten wir
gar nicht mehr mit überleben. Genauso ging es 12.000 Unternehmen, die in den vergangenen 3 Jahren
in NRW Insolvenz anmelden mussten. Gleichzeitig läuft das Geschäft
mit dem Luxus gut. Genaue Zahlen will mir
Stephanie Volkner nicht nennen. Jedes Wohnmobil ist
eine Sonderanfertigung mit besonderen Materialien. Sohn Max
will den Betrieb übernehmen und hat hier
seine Ausbildung gemacht. Was war das abgefahrenste Holz,
mit dem ihr gearbeitet habt? Eigentlich das Makassar-Holz. Ebenholz aus Indonesien.
Das sind erlesene Restbestände. Heute darf damit
gar nicht mehr gehandelt werden. Das ist ja wirklich Luxus pur.
– Aber so fängt das an. Aus diesem Material. Die Rinde.
– Genau. Kommt am Ende das hier bei rum. Wenn man das Bauteil hat,
fängt man an, das zu schleifen. Dann lackiert man das. Dann schleift man es wieder, das muss man mindestens
12-mal wiederholen.
– Wahnsinn. Für euch sind die Kosten
massiv gestiegen. Wie geht ihr damit um? Könnt ihr das
weitergeben an die Kunden? Wir müssen das
tatsächlich weitergeben. Klar,
die Materialkosten sind gestiegen. Die Lohnkosten sind v.a. gestiegen. Wir haben das Glück,
wir können es weitergeben, weil wir
ein Manufakturprodukt bauen.
Die Kunden wollen,
dass das so gefertigt ist. Echte Handwerkerkunst,
wer kann das bezahlen? Ein paar Millionäre reichen aus, um hier 30 Menschen
in Lohn und Brot zu halten. Osman ist einer von ihnen. Sie machen die Klimaanlagen hier.
– Ich mache die Klimaanlagen. Den Zuschnitt mache ich. Okay. Wie lange
arbeiten Sie schon hier? 33 Jahre arbeite ich hier. Als was haben Sie angefangen? Als Schlosser habe ich angefangen. Aber in diesem Beruf
habe ich alles gelernt. Im Wohnmobil ist alles drin. Heizung, Bodenheizung,
Wasserinstallation. Wann merken Sie persönlich
die schwierigen Zeiten? Schwierige Zeiten
haben wir nie gehabt. Wir haben immer Arbeit gehabt. Deswegen fühle ich
mich sehr zufrieden. Hätten Sie auch mal Lust, mit so einem Wohnmobil
in den Urlaub zu fahren? Klar, wenn man selbst baut,
müsste man auch damit fahren können.
Das wäre toll, ne? Stephanie Volkner
ist seit 26 Jahren die Chefin hier. Sorgen muss sie sich nicht machen. * Musik * Was ist an der Krise das,
was Sie am meisten bewegt? Man braucht nur rausgehen,
vor die Türe, einkaufen gehen. Da sieht man ja, was los ist. Rentner, die ihren Lebensunterhalt
nicht mehr richtig bezahlen können, die nur noch 3 Sachen
in ihrem Körbchen haben.
Wo man denkt,
passt ja irgendwie nicht. Wie kriegen Sie das
im Kopf zusammen? Auf der einen Seite die Rentner,
die knapp bei Kasse sind, mit Pfandflaschen versuchen,
ihre Rente aufzubessern. Auf der anderen Seite Leute,
die gleich alt sind und bei Ihnen vor der Tür stehen und sagen,
ich habe meine Firma verkauft, ich habe 2,5 Mio. übrig,
ich bestelle was bei Ihnen. Das ist ja ständig der Spagat. Ständig haben wir den Spagat,
wir unterhalten uns mit Kunden über die teuersten Dinge,
die es überhaupt gibt, gehen nach Hause und können uns
das ja auch nicht leisten. Aber wir haben dadurch
natürlich die Möglichkeit, dass z.B.
Wir mit
unseren Mitarbeitern davon leben und
eben ganz gut zurechtkommen. Dann wünsche ich Ihnen alles Gute. Wer kann das schon bezahlen? Für die allermeisten
ist so was unerreichbar. Luxuswohnmobile für 2 Mio. Euro. Man könnte denken, was kann man
mit dem Geld alles machen? Auf der anderen Seite
werden damit Jobs finanziert. Menschen machen hier Arbeit, die sie glücklich macht
und von der sie leben können. Und was sagen die Menschen in NRW? Neidisch auf die, die reich sind? Ich würde nicht sagen, dass ich neidisch bin auf Menschen,
die mehr Geld haben. Die müssen definitiv
mehr arbeiten dafür. Geld macht alleine
auch nicht glücklich. So ab 10.000 Euro netto
oder sagen wir ab 15.000 Euro netto im Monat könnte ich ein entspanntes
und sorgenfreies Leben führen. Open End, aber so ab 15.000 Euro
im Monat, das wäre schön. Wenn ich ein Gehalt
von 5.000 Euro netto hätte, wäre das schon ein Vorteil. Es wäre natürlich was Schönes, aber ich wüsste nicht, was ich
mit dem ganzen Geld machen würde. Ich bin vielleicht
finanziell nicht reich, aber ansonsten kann ich
ja auch anders reich sein.
Als Nächstes reise ich nach Münster
und arbeite bei einem Verein, der armen Rentnern hilft. Die hungern lieber 3 Tage im Monat, als dass sie vielleicht
ihr Haustier nicht versorgen können. Ins Restaurant gehen
kostet immer mehr Geld. Ist die Brühe heiß? Was kostet ein Schnitzel? Wir haben von 27,50 auf
29,50 erhöht, das sind ungefähr 6%. Wer kann das bezahlen? Copyright WDR 2024.