Gender-Gap Wehrbeauftragte Högel beklagt zu wenig Frauen in der Bundeswehr
Es gibt einen Mangel an Frauen in der Bundeswehr, kritisiert die Wehrbeauftragte Eva Högel. Das Verteidigungsministerium will derweil zumindest einen kleinen Anstieg verzeichnet haben.
Die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl (SPD), hat einen Mangel an Frauen bei der Bundeswehr kritisiert. «Ein Weiter-so kann es nicht mehr geben», sagte die SPD-Politikerin den Zeitungen des «Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND)». Aktuell liege der Frauenanteil in der Bundeswehr bei etwas mehr als 13 Prozent. Rechnet man die Sanität raus, liegt er unter zehn Prozent.
Högel geht noch weiter. Die Bundeswehr verfehle «seit Jahren» ihre selbstgesteckten Ziele. «Gesetzlich ist eine Quote von 20 Prozent festgeschrieben», sagte sie. Diese trat mit dem neuen Soldatinnen- und Soldatengleichstellungsgesetzes vom Januar 2024 in Kraft. Es gebe zu wenige Frauen in der Fläche und in Führungspositionen, betonte die Wehrbeauftragte weiter. «Der Anstieg des Frauenanteils bewegt sich seit Jahren nur im Promillebereich.»
Frauen in Führungspositionen der Bundeswehr sollen Normalität werden
Högel fordert: Frauen in Führungspositionen müssten in den kommenden Jahren Normalität werden. Bislang gibt es keine weiblichen Dienstränge bei Soldatinnen. Högel kritisierte zudem sexuelle Übergriffe sowie einen Mangel an Toiletten und Duschen für Soldatinnen.
Seit der vollständigen Öffnung der Streitkräfte für Frauen im Jahr 2001 ist die Zahl der Soldatinnen nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums auf rund 24.000 gestiegen. Dies entspricht einem Anteil von rund 13 Prozent. Ein weiterer Anstieg zeichne sich ab.
Eine Sprecherin der Behörde sagte auf Anfrage des «RND» jedoch auch, dass die Quote von Frauen in militärischen Führungspositionen im Ministerium selbst aktuell bei nur rund zwei Prozent liege. Außerhalb des Verteidigungsministeriums seien jedoch 16 Prozent der Führungspositionen von Frauen besetzt. Im Bereich des Sanitätsdienstes seien es sogar rund 46 Prozent. Die aktuelle Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag zum Ziel gesetzt, «eine Gleichstellung von Frauen und Männern bis 2030 zu erreichen», wie es auf der Website des Bundesverteidigungsministeriums heißt.
Immer weniger junge Frauen empfinden die Bundeswehr als attraktiven Arbeitgeber
Zur Wahrheit gehört jedoch auch: Immer weniger junge Frauen empfinden die Bundeswehr als attraktiven Arbeitgeber für junge Menschen. Zu diesem Schluss kommt eine repräsentative Bevölkerungsumfrage des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw), die im Februar herausgegeben wurde. Demnach hat sich der Anteil an jungen Frauen, die die Bundeswehr als attraktiven Arbeitgeber für junge Menschen empfinden, seit 2018 etwa halbiert.
Seit dem Jahr 2001 stehen Frauen in der Bundeswehr neben den zivilen auch sämtliche militärische Laufbahnen offen. Bis dahin war es ein weiter Weg. Die ersten weiblichen Soldaten bei der Bundeswehr fingen am 13. Oktober 1975 an, fünf Ärztinnen im Sanitätsdienst. Im Laufe der Zeit traten auch Musikerinnen in die Bundeswehr ein. Es sollte aber noch einmal 25 Jahre dauern, bis ihnen Kameradinnen in alle anderen Bereiche der deutschen Streitkräfte folgten.