Die Welt nachhaltiger und damit ein bisschen besser machen? Das versuchen schon viele Menschen. Stück für Stück werden Produkte ausgetauscht, um den eigenen Müllberg zu verkleinern. Was viele dennoch als Einwegprodukte nutzen, sind Kosmetikartikel: Deo, Sonnencreme und Co. Auch dafür gibt es nachhaltige Produkte – HOLY PIT macht es vor. Den Gründern Branka und Asmir wurden auf einer Reise die Augen geöffnet, und seitdem konzentrieren sie sich mit ihrem Unternehmen auf wieder befüllbare Produkte. Asmir kümmert sich vorrangig um die Finanzen, die Produktentwicklung, das Performance Marketing und rechtliche Angelegenheiten. Branka wiederum ist für Marketing und PR verantwortlich und bringt sich aktiv in die Produktentwicklung ein. Was die beiden zu ihren Produkten bewog, erzählen sie im Gründer-Geheimnis.
Idee und Gründung
Wie genau entstand die Geschäftsidee für HOLY PIT?
Die Idee, ein eigenes Unternehmen zu gründen, kam uns tatsächlich 2019, während einer inspirierenden, aber auch erschütternden Reise durch Südostasien. Besonders ein Tag in Vietnam, als wir beim Kajakfahren waren, hat alles verändert. Wir sahen, wie Meer und Strand mit Plastik übersät waren, vor allem durch Einwegplastik von Alltagsprodukten. Wir haben an diesem Tag einen ganzen Sack voll Müll aus dem Wasser gezogen. Das war der Moment, in dem uns klar wurde, dass wir handeln müssen, und deshalb haben wir HOLY PIT gegründet.
Welches Produkt hattet ihr zuerst im Sinn?
Unser allererstes Produkt war eine konzentrierte Deocreme, verpackt in einer kleinen Biokunststoff-Tube aus Zuckerrohr. Das war unser erster Schritt in Richtung Nachhaltigkeit – ein kleiner, aber wichtiger Schritt, um zu zeigen, dass es auch anders geht. Aber dabei wollten wir es nicht belassen. Wir hatten eine größere Vision: Wir wollten von Produkten, die recycelbar sind, zu Produkten übergehen, die wiederverwendbar sind. Und so kam es zur Entwicklung von unserem REFILL DEO. Das war ein bedeutender Moment für uns und unser REFILL DEO war erst der Anfang. Mittlerweile haben wir weitere Produkte von Sonnenschutz bis Mückenschutz, die alle nachfüllbar sind und in dasselbe, jahrelang nutzbare Case passen.
Auch haben wir zwei weitere Nachfüllsysteme: unser nachfüllbares Roll-On und Spray für flüssige Produkte sowie unseren nachfüllbaren Duschschwamm für feste Duschprodukte. Zuletzt haben wir unseren Sunscreen-Stick gelauncht – den ersten nachfüllbaren Sonnenschutz in Stickform auf dem deutschsprachigen Markt! Er begleitet Outdoorfans bei allen Aktivitäten, von Radfahren über Volleyball bis hin zum Joggen. Der Stick ist mit LSF 30 oder LSF 50+ erhältlich, wobei LSF 50+ wasserfest und damit ideal für alle Wassersportarten ist. Er kommt ohne synthetische Duftstoffe, Parabene oder Mineralöle aus und ist daher perfekt für Menschen mit sensibler Haut und auch für Kinder geeignet. Außerdem ist er zum Schutz von Gewässern und Korallenriffen Hawaii-Riffgesetz-konform. Unser Sunscreen-Stick schützt die Haut vor schädlichen UV-Strahlen und die Umwelt vor unnötigem Plastikmüll.
Unser Ziel ist es, dass unsere Kunden mit nur wenigen, aber wirkungsvollen Produkten ihren Alltag nachhaltiger gestalten können. Das REFILL DEO war der Startschuss für unsere Mission „Making the world refillable“.
Wie lief die Namensfindung ab? Warum habt ihr euch für “HOLY PIT” entschieden?
Den englischen Ausruf „holy shit!“ kennt vermutlich jeder von uns. Und genau diesen nutzen wir als Wortspiel. Das Wort „Pit“ kommt von „armpit“ und heißt übersetzt (Achsel)höhle. Also kann man unseren Namen als „heilige Achselhöhle“ interpretieren. Wenn man bedenkt, dass das REFILL DEO unser erstes Nachfüll-Produkt war, passt das bestens zu unserem Vorhaben. Auch wollten wir damit zeigen, dass Nachhaltigkeit nicht langweilig sein muss, sondern es auch frech und knallig geht.
Wie und wann habt ihr erkannt, dass ihr eure Idee in einem eigenen Unternehmen umsetzen wollt?
Diese Erkenntnis kam eigentlich in zwei Phasen. Zuerst 2019, als wir durch Südostasien gereist sind. Beim Kajakfahren in Vietnam sahen wir das Ausmaß der Verschmutzung durch Plastikmüll mit eigenen Augen – Meer und Strände waren voller Abfall, vor allem Einwegplastik. Das war ein echter Weckruf für uns. Wir haben an diesem Tag einen ganzen Sack voll Plastikmüll aus dem Wasser gezogen, und das hat etwas in uns bewegt. Wir wussten, wir müssen etwas tun.
Da vor allem die Körperpflege-Industrie ein großer Verursacher von unnötigem Plastikmüll ist, wurde uns bewusst, dass wir nur durch die Gründung unseres eigenen Unternehmens die Industrie wirklich herausfordern und zeigen können, dass es auch nachhaltiger und innovativer geht. Wir wollten nicht nur ein Produkt verkaufen, wir wollten eine Bewegung starten, eine Veränderung in der Art und Weise, wie Menschen über Körperpflege und Nachhaltigkeit denken. Und so war HOLY PIT geboren.
Wie ging es dann weiter? Was waren die nächsten Schritte für HOLY PIT?
Es war nicht einfach, in einem alteingesessenen Bereich Partner zu finden, die offen für völlig neue Ideen sind. Verschiedene Hersteller und Bereiche zusammenzuführen ist definitiv eine Herausforderung. Unsere wohl wichtigste Aufgabe war es, große Firmen mit an Bord zu bekommen: Kosmetik- und Spritzgusshersteller, Papierhersteller für die Hülse der Refills und Abfüller, die ihre Maschinen auf das neue Produkt einstellen. Das mag alles recht simpel klingen, für ein Startup ist es aber teilweise schwierig, in bestehende Prozesse einzugreifen.
Seit 2020 arbeiteten wir an unserem REFILL DEO, das 2021 auf den Markt kam. So wurde HOLY PIT als Marke für nachfüllbare Pflegeprodukte geboren. Da wir unsere Produkte von Grund auf entwickeln und genau auf eine hochwertige Formulierung achten, kann es teilweise sehr lange dauern, bis wir mit neuen Produkten voll und ganz zufrieden sind. Bei einem Produkt hatten wir beispielsweise bis zum Launch über 60 Optimierungsschleifen. Inzwischen konnten wir nicht nur weitere Stick-Refills auf den Markt bringen, sondern unser Angebot auch um nachfüllbare Roll-Ons, Sprays und Duschprodukte erweitern.
Beim Gründen läuft nicht immer alles glatt: Was würdet ihr das nächste Mal nicht nochmal so machen?
Wir würden uns in vielen Bereichen nicht mehr unnötig stressen lassen. Zum einen würden wir nicht nochmal so früh in eine Produktion investieren, sondern uns stattdessen mehr Zeit für eine Pre-Launch-Phase nehmen, um erstmal mit wenig Budget Kunden für uns zu gewinnen. Zum anderen würden wir den Erfolgsgeschichten anderer oder Ratschlägen von Agenturen weniger Aufmerksamkeit schenken. An alle, die ein Startup gründen wollen: Nur du weißt, was das Richtige für dein Unternehmen ist. Du findest es heraus, indem du deine Kunden fragst. Lass dir dabei keinen Stress von außen machen!
Die Branche
Wie viel Potenzial besitzt diese Branche, warum habt ihr euch für diesen Bereich entschieden?
Unsere nachfüllbare Körperpflege ist eine regelrechte Revolution in einer bislang sehr starren Branche. Statt nachhaltige Innovation zu schaffen, greifen die meisten Mitbewerber auf bereits existierende Modelle zurück. Bisher blieb also viel Potenzial für Veränderung ungenutzt, und genau das machen wir besser! Mit knalligen Farben, auffälligen Produkten und innovativen Ideen wollen wir zeigen, dass Nachhaltigkeit nicht langweilig oder altbacken sein muss. Zusammen mit über 60.000 Kunden konnten wir auf diese Weise schon über 300.000 Einwegprodukte ersetzen, worauf wir sehr stolz sind.
Wie wichtig ist es, über das Thema Nachhaltigkeit in der Körperpflege zu sprechen?
Kurz gesagt: extrem wichtig. Im Jahr 2022 wurden allein in Deutschland rund 243 Millionen Deospray-Dosen verkauft – und kurz darauf wieder entsorgt. Das meiste davon sind Einwegplastik und Aluminium. Unsere nachfüllbaren Pflegeprodukte hingegen hinterlassen extrem wenig Müll. Von unserem REFILL DEO bleiben zum Beispiel nur rund 5 g Papier übrig, von unserem ROLL-ON-DEO 1,5 g recyclebares Mono-Material. Unsere Cases, in die man die Körperpflegeprodukte füllt, sind eine einmalige Anschaffung und jahrelang vielfältig nutzbar.
Die Verpackung eines klassischen Deorollers (45 ml) besteht aus etwa 30 g Plastik. Pro verkauftem Stick sparen wir also ungefähr 25 g (entspricht 83 Prozent) und pro Roll-On ca. 28,5 g (entspricht 95 Prozent!) Müll. Unsere Körperpflege selbst wird komplett in Deutschland produziert, alles Weitere in der EU. Dafür nehmen wir zum Teil hohe Kosten in Kauf, aber das ist es Wert, unserer Mission treu zu bleiben. Der Markt ist im Wandel und die Kunden geben uns Recht: Schon Tausende Menschen sind auf unsere Refill-Produkte umgestiegen. So konnten wir bereits viele Tonnen Einwegplastik einsparen – nur durch unsere Deos. Wir entwickeln hochwertige Nachfüllsysteme, die für mehrere Produkte nutzbar sind, und leisten so einen aktiven, nachhaltigen Beitrag in vielen Bereichen.
Welche Trends nehmt ihr in dieser Branche gerade wahr?
Der Markt für nachhaltige Körperpflege hat in den letzten Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen, da Verbraucher immer umweltbewusster werden. Die Themen Gesundheit, Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit rücken zunehmend in den Fokus und immer mehr Marken springen auf diesen Zug mit auf.
Da wir von Anfang an auf echte Nachhaltigkeit gesetzt haben, genießt HOLY PIT hier mehr Vertrauen als viele große Konzerne. Im Bereich Nachhaltigkeit sehen wir uns deshalb als Vorreiter und sind der Branche immer einen Schritt voraus. Mit unseren Nachfüllsystemen tragen wir aktiv zur Kreislaufwirtschaft bei und reduzieren effektiv Plastikmüll. So werden z. B. beim ROLL-ON-DEO im Vergleich zu herkömmlichen Roll-Ons bis zu 95 Prozent eingespart. Hinzu kommt, dass wir bereits mehrere bekannte Preise für Nachhaltigkeit bekommen haben, die für uns eine große Anerkennung sind und zusätzliches Vertrauen schaffen.
Welche Meilensteine habt ihr mit HOLY PIT schon erreicht?
Ein Highlight waren sicher unsere Auftritte bei „Die Höhle der Löwen“ und „2 Minuten 2 Millionen“. Außerdem wurde unser REFILL DEO mehrfach ausgezeichnet. Nach dem 1. Platz beim Deutschen Award für Nachhaltigkeitsprojekte 2022 in der Kategorie „Gesamtkonzept“ standen wir 2023 im Finale beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis und konnten den PETA Vegan Beauty Award als „Bestes veganes Deo“ mit nach Hause nehmen. Zudem wurden wir 2022 für unseren Deostick mit dem Green Product Award ausgezeichnet – und 2024 erneut mit unserem Deoroller. Gerade als junges Startup macht es uns immer sehr stolz und freut uns riesig, bei solchen bekannten Awards dabei sein zu dürfen.
Nach unseren Refill Sticks haben wir im vergangenen Jahr mit unserem REFILL ROLL-ON-DEO ein weiteres Nachfüllsystem geschaffen. So können wir noch mehr Menschen dazu motivieren, die Welt mit uns gemeinsam nachfüllbar zu machen.
Was macht HOLY PIT so besonders? Wie grenzt ihr euch von der Konkurrenz ab?
Unsere nachfüllbare Körperpflege ist eine regelrechte Revolution in einer bislang sehr starren Industrie. Statt nachhaltige Innovation zu schaffen, greifen die meisten Mitbewerber auf bereits existierende Modelle zurück. Das machen wir besser! Wir sind überzeugt, dass die Herangehensweisen der konventionellen Kosmetikindustrie veraltet sind und Mehrweg statt Einweg sowie Nachfüllen statt Wegwerfen am sinnvollsten sind, wenn wir wirklich nachhaltig handeln wollen. Dieses Modell setzen wir in all unseren Pflegeprodukten um. Zum einen reduzieren wir jede Menge Plastikmüll und tragen aktiv zur Kreislaufwirtschaft bei. Zum anderen setzen wir auf qualitativ hochwertige, wirksame Pflegeprodukte. Das macht Lust, immer wieder nachzufüllen und verschiedene Varianten durchzuprobieren. So haben wir uns mittlerweile einen treuen Kundenstamm aufgebaut. Bis heute legen wir viel Wert auf einen guten Kundenservice und regelmäßigen Austausch.
Der Aufbau unserer Pflegeprodukte ist einfach und innovativ zugleich: Federleichte, ressourcensparende Refills (5 g beim Stick; 1,5 g beim Roll-On und Spray) werden in robuste, jahrelang nutzbare und recyclebare Cases gefüllt. Das kompakte, platzsparende Design macht unsere Produkte zu perfekten Begleitern für Ausflüge und Reisen – sie dürfen sogar ohne lästiges Umfüllen oder Auslaufen mit ins Handgepäck. Unsere Körperpflege selbst ist konzentriert, sehr ergiebig und überzeugt mit einer zuverlässigen Wirkung. Während zum Beispiel viele herkömmliche Deos den Schweißgeruch nur übertünchen, packen wir ihn an der Wurzel, indem die verantwortlichen Bakterien bekämpft werden. Für unser Stick-Case haben wir sogar ein deutsches Gebrauchsmuster und ein Patent in den USA bekommen.
Alltag
Welche Marketing-Kanäle habt ihr für HOLY PIT bisher genutzt?
Ausprobiert haben wir wahrscheinlich schon so ziemlich alles, was der Markt hergibt. Momentan setzen wir auf eine Mischung aus E-Mail-Marketing und Social-Media-Ads und machen hier und da Kooperationen mit anderen Brands. Welcher Marketing-Mix am besten funktioniert, ist mit Sicherheit von Marke zu Marke unterschiedlich. In jedem Fall würden wir aber empfehlen, die eigene Zielgruppe herauszufinden und möglichst gut kennenzulernen.
Auf was in eurem (Arbeits-)Alltag könnt ihr nicht verzichten?
Ganz ehrlich: auf unser Deo! Bei HOLY PIT kommt niemand ohne unser Deo unter den Achseln ins Office. Es greift uns in stressigen Situationen unter die Arme, begleitet uns aber auch zum Sport, bei Wochenendausflügen in die Natur oder auf Reisen. Wir wollen nie wieder ohne!
Unverzichtbar ist für uns außerdem unser Team. Vieles ist in einem Unternehmen nicht so wichtig, wie es vielleicht scheint: Man kann ohne fancy Tools, ohne hippe Büromöbel – aber niemals ohne die Menschen, die gemeinsam für die Mission einstehen!
Habt ihr einen spannenden Tipp für angehende Gründer?
Seid fokussiert im Hinblick auf eure Vision und flexibel im Hinblick darauf, wie ihr sie erreicht. Arbeitet nach dem Motto „Fail fast, fail forward“: Geht Risiken ein, setzt neue Ideen um, lernt schnell aus Fehlern und betrachtet sie als Chance zur Weiterentwicklung.
Nutzt ihr KI-Tools, um euch den Arbeitsalltag zu erleichtern?
Ja, aktuell nutzen wir ChatGPT 4 mit dem Plug-in Airpm. Alwina, die bei uns fürs Content Marketing zuständig ist, verwendet es bspw. hier und da als Stütze beim Schreiben von Blogartikeln, was sehr hilfreich für uns als kleines Team mit wenig verbleibender Zeit ist. Dennoch ist kein Text bei HOLY PIT rein KI-generiert und wir verlassen uns lieber auf Teammitglieder, die unsere Mission teilen, als auf Maschinen.