«Kazan» in Kuba Darum macht Putins gefährlichstes U-Boot die USA nervös
Putin hat sein modernstes Atom-U-Boot nach Kuba geschickt. Die «Kazan» kann kaum aufgespürt werden. Sie kann Marineeinheiten jagen, aber auch weit entfernte Ziele wie Häfen und Kommandozentralen mit ihren Hyperschallwaffen angreifen.
Die «Kazan» zählt zu den modernsten U-Booten der Welt. Und genau die schickte Putin nach Kuba und vor die Küste Floridas. Inzwischen ist das U-Boot in den Hafen von Havanna eingelaufen. Das Boot gehört zur Yasen-M-Klasse. Mit dieser ist Putins Russland wieder zu einer echten Bedrohung auf den Weltmeeren geworden, so wie es die U-Boot-Waffe der UdSSR in den 1970er und 1980er-Jahren war. Allerdings sind diese alten Sowjet-Boote in die Jahre gekommen und können heute aufgespürt werden.
Genau das ist bei der «Kazan» nicht der Fall. Im getauchten Zustand ist sie so getarnt und leise, dass es schwer bis unmöglich ist, sie im Meer zu finden. Darum ist sie für die USA so bedrohlich. Man fürchtet, dass sie und ihre Schwester-Boote aus dem Nordatlantik ausbrechen, unbemerkt die GIUK-Lücke (Grönland-Island-Großbritannien) durchqueren und sich dann vor der amerikanischen Küste verstecken.
Atom-U-Boot als Zwitter zweier Klassen
Dazu kommt der Einsatztyp der «Kazan». Diese Boote sind nicht primär als Jagd-U-Boote gebaut, die fremde Schiffe und U-Boote bekämpfen. Das U-Boot trägt Langstreckenwaffen – das ist ein Novum. Die Yasen-M-Klasse behält Eigenschaften eines Jagd-U-Bootes (SSN) mit der Bewaffnung eines strategischen Raketenträgers (SSGN). Letztlich ist das Design eine Konsequenz aus den Fortschritten bei Marschflugkörpern. Diese ermöglichen es, genauso so gefährliche, aber sehr viel kleinere Waffen zu bauen. Hinzu kommt, dass das Boot weniger Besatzung benötigt und einen kleineren Atomreaktor benutzt. Der Rumpf konnte daher schrumpfen, ohne dass dafür Kompromisse bei der Bewaffnung gemacht werden mussten.
Die «Kazan» kann also beides: Strategische Ziele an Land angreifen und Marineeinheiten des Gegners jagen.
2021 sagte General Glen VanHerck, Leiter des US Northern Command und des North American Aerospace Defense Command, dass diese U-Boote «dafür konzipiert sind, unentdeckt in Reichweite von Marschflugkörpern vor unseren Küsten eingesetzt zu werden, um im Falle einer eskalierenden Krise die kritische Infrastruktur zu bedrohen.»
«Kazan» auf dieser Mission nicht atomar bewaffnet
Zu dem Arsenal der «Kazan» gehört die Hyperschallrakete 3M22 Zircon, Kalibr-Langstrecken-Marschflugkörper und Überschall-Marschflugkörper vom Typ Oniks gegen Schiffe. Insbesondere die Zircon ist mit ihrer hohen Geschwindigkeit eine Bedrohung. «Je nach Flugbahn kann sie möglicherweise die Luftabwehr an Bord von Schiffen überwältigen, indem sie ihnen die Zeit nimmt, die sie brauchen, um eine Feuerlösung zu entwickeln», führte der Thinktank RUSI in einer Studie aus. Auf dieser Mission soll sie allerdings nicht atomar bewaffnet sein. Dazu ist sie mit zehn 533-mm-Torpedorohren ausgestattet, außerdem besitzt sie sechs 324-mm-Torpedowerfer. Diese kleineren Torpedos sind Täuschkörper und Teil des Abwehrsystems.
Mit dem Manöver erneuern die Russen ihre Präsenz vor den Küsten der USA. Doch so gefährlich einzelne Schiffe und U-Boote auch sind, es wird auch offenbar, dass die russische Marine kein Gegner für die US-Navy ist. Ein Großteil der Schiffe ist deutlich überaltert. Der einzige altertümliche russische Flugzeugträger wird wohl nie wieder in den aktiven Dienst zurückkehren.
Die russische Marine ist weltweit zu Besuchen in der Lage – aber nicht, um dort wirkliche Macht zu demonstrieren. Das ist bekannt. Der Einsatz der «Kazan» erinnert daran, dass die russische Flotte einen eingegrenzten Einsatzzweck doch erfüllen kann. Im Falle einer europäischen Krise sollen die Boote der Yasen-M-Klasse die Verlegung großer Militäreinheiten aus den USA nach Europa unterbinden oder zumindest beeinträchtigen. Und das ist ihnen zuzutrauen.