Krieg in der Ukraine 3000 Kilometer Reichweite – Kiews neue Langstreckendrohne kann fast jeden Ort in Russland angreifen
Kiew attackiert eine Drohnenfabrik tief in Russland mit einem umgebauten Kleinflugzeug. Das große Russland bietet nicht mehr genug Raum, lohnende Ziele vor den Ukrainern zu verstecken.
Böse Überraschung für Wladimir Putin: Eine ukrainische Kampfdrohne ist im Herzen einer russischen Drohnenfabrik eingeschlagen. Die Anlage befindet sich 1300 Kilometer hinter der Front in Jelabuga, Tatarstan. Nach ukrainischen Angaben sollen diese Drohnen sogar Entfernungen von bis zu 3000 Kilometern zurücklegen können – damit können Ziele in ganz Russland mit Ausnahme des fernen Ostens attackiert werden.
Damit ist der Krieg im Herzen Russlands angekommen – die Reichweite der Drohne ist weit höher als die des Marschflugkörpers Taurus. Spannend ist, wie Kiew diese Leistung hinbekommen hat. Für den Einsatz wurde ein Kleinflugzeug verwendet, das auf Drohnenbetrieb umgebaut worden war. Basis ist ein Leichtflugzeug vom Typ Aeroprakt A-22 Foxbat. Foxbat – eine Fledermausart – war auch der Nato-Name der MIG 25. Mit dem Kampfjet hat der Mini-Flieger jedoch wenig gemein: Die A-22 sieht aus wie eine zu klein geratene Cessna.
Kleinflugzeug aus der Ukraine
Angetrieben wird die A-22 von einem Propeller. Der Schulterflügler ist keine sieben Meter lang und benötigt nur eine sehr kurze Start- und Landebahn. Die maximale Geschwindigkeit liegt bei 170 Kilometern pro Stunde. Bemerkenswert ist die niedrige Mindestgeschwindigkeit von nur 55 km/h. Die A22 wurde in der Ukraine entworfen und wird dort auch gebaut. Vermutlich werden auf Basis der A22 Modelle gebaut, die von vornherein als Drohne entwickelt wurden. Bei dem Einsatz kann es sich aber auch um einen nachträglichen Umbau handeln.
In jedem Fall wurde die A-22 für die Drohnensteuerung modifiziert. Wenn tatsächlich Reichweiten von 2000 bis 3000 Kilometer beim Transport eines Gefechtskopfs von 300 Kilogramm Gewicht erreicht werden sollen, müssten größere Veränderungen an dem kleinen Flugzeug vorgenommen werden. Für die Entfernung von 1300 Kilometern ist das vermutlich nicht nötig. Die Maschine muss zwar die Drohnensteuerung und die Bombe aufnehmen, dafür können aber alle Bauteile, die für die Besatzung und die Sicherheit notwendig sind, ausgebaut werden. Zudem fehlt das Gewicht der Insassen. Und schließlich kann die Foxbat deutlich überladen geflogen werden, wenn die zivilen Sicherheitsnormen außer acht gelassen und belastende Manöver unterlassen werden.
Schwer zu entdecken
Kleinflugzeuge, die sich in geringer Höhe bewegen, können nur schwer von der Luftabwehr erfasst werden. So konnte der Deutsche Matthias Rust 1987 mit seiner Cessna 172 P auch auf dem Roten Platz landen. Derartige Kleinflugzeuge sind immer im Luftraum unterwegs, sie tarnen die feindliche Drohne. Wie erfolgreich der Einsatz war, ist kaum zu beurteilen. Das Wrack wurde geborgen. Offenbar ist die Kabine bei der Explosion zerstört worden, doch der gesamte untere Teil der A-22 blieb erhalten. Das kann darauf hinweisen, dass die Explosion nicht so mächtig war wie erhofft. Es ist aber auch möglich, dass sich das Kleinflugzeug beim Einschlag in das Hallendach, also vor der Explosion, zerlegt hat.
Der Krieg kommt nach Russland
Überraschen kann diese Entwicklung nicht. Auch andere langsam fliegende Drohnen mit Propellerantrieb können enorme Reichweiten erzielen. Doch die Russen dürfte der Angriff auf das Werk und andere Orte kalt erwischt haben. Die Zerstörungswirkung des Gefechtskopfes ist begrenzt, aber diese Angriffe machen es den Russen schwer, so ungestört zu arbeiten als herrsche Frieden. Und sie zeigen, dass die Ukraine fast überall in Russland zuschlagen kann. Die Zielaufklärung, das Festlegen des Pfades, die Steuerung und der exakte Endanflug sind nur mit Hilfe der Verbündeten möglich. Kiews Verbündete zeigen Wladimir Putin, wie weit sie zu gehen bereit sind.