Krieg in der Ukraine Ein Pilz wie eine Atombombe – Putin setzt schwere Aerosol-Bomben ein
Die ukrainischen Truppen sind den russischen Gleitbomben hilflos ausgeliefert. Nun wurde eine noch gefährlichere Bombe eingesetzt. Die ODAB-150 gehört zu den gefürchteten thermobarischen Waffen.
Seit Monaten schlagen Gleitbomben in den ukrainischen Stellungen ein, seit einiger Zeit auch besonders schwere mit 1500 Kilo Gewicht, vor kurzem wurde in einer russischen Fabrik die Produktion von Drei-Tonnen-Bomben gezeigt. Über die verheerenden Effekte hat der stern mehrmals berichtet. Nun sieht es so aus, als würde Putin einen weit gefährlicheren Bombentyp aus dem Arsenal holen. Die bisherigen Bomben der FAB-Reihe sind gewöhnliche Sprengbomben. Sie sind simpel und effektiv und bestehen aus einem Mantel und einem Explosivstoff. Diese Universalbomben wirken durch die Kraft ihrer Explosion und sind nicht besonders spezifisch. Die Menge an Bomben und die Kraft sorgen für die verheerenden Resultate.
Auf einem Video ist nun der Einsatz eines anderen Typs zu sehen, eine ODAB-1500 – eine sogenannte Volumen-Detonationsbombe. Sie ist an ihrem Atompilz zu erkennen, der über einen Kilometer in die Höhe steigt.
Höhere Wirkung als konventionelle Bomben
Sie hat bei gleichem Gewicht eine weit stärkere Wirkung, Die ODAB-Reihe gehört zu Aerosolwaffen. Was bedeutet: In ihrem Sprengkopf befindet sich kein Oxidator, sie schöpft den zur Explosion notwendigen Sauerstoff aus der Umgebungsluft. Sie muss daher nur den «Sprengstoff» transportieren und spart den Oxidator ein – entsprechend größer ist die Wirkung. Da sie den Sauerstoff aus der Luft zieht, muss der Sprengstoff vor der Explosion in der Luft verteilt, vernebelt werden. Wie kann man sich das vorstellen? Etwa so, als würde man Benzin in einem Raum mit einem Sprühgerät verteilt und dann das Luft-Sprit-Gemisch zünden. Im Vergleich zu einer Sprengbombe entfällt auch noch der schwere Metallmantel. Da die ODAB im Wesentlichen aus dem Sprengmittel besteht, ist ihre Wirkung ungleich größer als die von anderen Bomben.
Erzeugt mehrere Vernichtungszonen
Die Wirkung der Explosion unterscheidet sich auch. Sie ist eine klassische Mine, wird sie gezündet, verbreitet sich der tödliche Aerosolnebel über ein größeres Gebiet. Sie ist also keine Punktwaffe. Wird der tödliche Nebel gezündet, schlägt die Explosion wie Thors Hammer auf den Boden. Bunker, Unterstände Gräben und Ähnliches werden schlicht eingedrückt. Dazu verbrennt ein Feuerball alles – er rollt über das eigentliche Zentrum hinaus. Im Zentrum der Explosion werden Menschen verbrannt und zerdrückt. Darüber hinaus verbreitet sich eine glühende Druckwelle. Ihr folgt eine Unterdruckzone. Daher kommt auch die Bezeichnung Vakuumbomben. Verebbt die Welle, wiederholt sich das Drama, auf die Explosion folgt eine Implosion, wenn der Unterdruck der Zone gefüllt wird. Menschen im weiteren Umkreis leiden unter Verbrennungen, den Schockwellen im Körper und Gehirn und kollabierenden Lungen. Selbst Personen, die nicht oder nur leicht verletzt wirken, erleiden eine Hypoxie wegen des Sauerstoffmangels.
Russische Spezialität
Thermobarische und Aerosolwaffen haben in Russland und der UdSSR eine größere Bedeutung als im Westen. Bekannt aus der Ukraine sind die Salvengeschütze der TOS-Reihe. Mit ihnen bekämpfen die Russen seit langem die ukrainischen Befestigungen. Doch der Werfer muss sich selbst exponieren, um zu wirken, die ungleich schwerere Bombe wird weit entfernt ausgeklinkt.
Die Mutter und der Vater aller Bomben
Die amerikanische BLU-82B/C-130 «Daisy Cutter » erzielt eine ähnliche Wirkung, arbeitet aber mit normalem Sprengstoff. Sie erreicht ihre Kraft durch ein Gewicht von 6,8 Tonnen. Zu den größten Waffen dieser Art gehört die amerikanische «Mutter aller Bomben» (GBU-43/B Massive Ordnance Air Blast). Auch sie nutzt nicht das Aerosol-Prinzip. Ihr Gewicht beträgt 9,5 Tonnen, die Sprengkraft liegt bei 11 Tonnen TNT-Äquivalent. Noch mächtiger ist der russische «Vater aller Bomben», die stärkste konventionelle Waffe der Welt. Weil der «Vater» die thermobare Bauweise nutzt, erzeugt er aus nur 7,1 Tonnen Gewicht eine Sprengkraft von 44 Tonnen TNT-Äquivalent. Das entspricht in etwa einem taktischen Atomkopf. Derartige Waffen wurden bislang noch nicht in der Ukraine eingesetzt.