Online Geld Verdienen

Krieg in der Ukraine: Einsatz von US-Waffen auf russischem Gebiet – so hilft Bidens «Go» der Verteidigung von Charkiw

Krieg in der Ukraine Einsatz von US-Waffen auf russischem Gebiet – so hilft Bidens «Go» der Verteidigung von Charkiw

US-Waffen wie diese ATACMS können nun Ziele hinter der Grenze treffen

US-Waffen wie diese ATACMS können nun Ziele hinter der Grenze treffen

© Sgt. 1st Class Andrew Dickson/U.S. Army

US-Präsident Biden erlaubt, bei Charkiw mit US-Waffen über die Grenze zu schießen. Das ist ein Dammbruch. Doch niemand sollte ein Wunder erwarten, die russische Überlegenheit in der Feuerkraft kann nur durch mehr Waffen ausgeglichen werden.

Kiew darf westliche Waffen nun auch gegen Ziele im russischen Kernland einsetzen. Eine pauschale Regelung wird und kann es nicht geben. Genau genommen sind es keine Waffen des «Westens» oder der «Nato», es existiert stets ein Geber-Staat. Gegen welche Ziele, in welchen Regionen und in welchem Umfang wird bilateral und nicht öffentlich festgelegt. Von wirklicher Bedeutung ist das «Go» bei den Ländern, die weitreichende Präzisionswaffen in größerem Umfang zur Verfügung gestellt haben. Das sind vor allen Dingen die USA.

Nun berichtet «Politico» in Berufung auf hochrangige Quellen: «Der Präsident hat sein Team kürzlich angewiesen, dafür zu sorgen, dass die Ukraine in Charkiw US-Waffen für Gegenfeuer einsetzen kann, damit die Ukraine russische Streitkräfte zurückschlagen kann, die sie angreifen oder einen Angriff vorbereiten.» Langstreckenangriffe innerhalb Russlands seien weiterhin nicht erlaubt.

US-Waffen müssen über die Grenze wirken

Diese Entscheidung war «alternativlos» nachdem Moskau die Charkiw-Operation gestartet hatte. Die Front grenzt an das russische Kernland an, schon fünf bis zehn Kilometer hinter der Kontaktlinie begann das Gebiet, das für viele westliche Waffen tabu war. Die Bestände der Ukraine an Waffen nach UdSSR-Standard sind im Wesentlichen verbraucht, in vielen Fällen ist es gar nicht möglich, nur mit Nicht-Westlichen-Waffen zu kämpfen. So gewinnt die Ukraine die Fähigkeit zum Agieren – von einem Gleichstand oder gar einer Überlegenheit kann derzeit aber keine Rede sein. Im Prinzip können Himars-Werfer, ATACAMS-Raketen und Gleitbomben nun russische Kommandozentralen, Bereitstellungen und Befehlsbunker unter Feuer nehmen. Luftverteidigungssysteme an der Grenze könnten tief in den russischen Luftraum hineinwirken.

Russland ist vorbereitet

Einen so großen Effekt wie bei der ersten Entsendung der Himarswerfer kann man nicht erwarten, der Gegner hat sich auf die Feuerüberfälle vorbereitet. Er verteilt seine Kräfte, anstatt sie an wenigen Punkten zu konzentrieren. Es wäre illusionär, zu glauben, dass die Russen ihre Verbände hinter der Grenze wie in Friedenszeiten aufgestellt haben.

Das sagte auch Dara Massicot, Militärexpertin des «Carnegie Endowment for International Peace», zum «New Yorker»: «Auch die Russen lernen dazu. Soweit ich weiß, haben sie für die Offensive in Charkiw keine Ausrüstung hergebracht, auf der anderen Seite der Grenze abgestellt und dort einfach gewartet. Sie haben sie woanders aufbewahrt, außerhalb der Reichweite, und bringen sie jetzt nach und nach herbei.» Aber man kann nicht alles verteilen und verstecken, der Eisenbahnknotenpunkt bei Rostov zum Beispiel ist von zentraler Bedeutung für den russischen Nachschub.

Materielle Unterlegenheit bleibt bestehen

Das Wichtigste ist aber: Derzeit sind die Ukrainer in zentralen Waffenkategorien massiv unterlegen – das kann nur durch neue Truppen und neu gelieferte Waffensysteme ausgeglichen werden. Durch ein «Go» haben die Verteidiger nicht mehr Granaten oder Luftverteidigungssysteme. An der Donbassfront gelten diese Beschränkungen nicht, dort ist die Zone hinter der russischen Front besetztes Gebiet und kein russisches Kernland. Dennoch ist die Ukraine nicht so ausgestattet, dass es dort regelmäßig zu Schlägen in der Tiefe kommt. Das geschieht gelegentlich, aber in der Regel können die Ukrainer nur FPV-Drohnen einsetzen. Geht es nach der «Erlaubnis», könnte Kiew dort Patriots einsetzen, die russische Jets weit hinter der Kontaktlinie bekämpfen. Tatsächlich agiert die russische Luftwaffe im Donbass weitgehend ungehindert. Weil die Ukraine viel zu wenig Luftabwehrsysteme hat. Dazu ist die Aufklärung der Russen weit besser als noch vor einem Jahr. Frontnah aufgestellte Systeme laufen Gefahr, erkannt und zerstört zu werden.

Zeichen für die Zukunft

Doch bei allem «Wenn und Aber» hilft die Entscheidung von Biden den Verteidigern von Charkiw. Wie im Donbass verlassen sich die Russen primär auf ihre überlegene Feuerkraft. Ein Beispiel: Kiew will die Kleinstadt Woltschansk unbedingt halten und verteidigt die verbliebenen Zonen zäh. Russische Blogger nennen das Ganze eine «Kill Box», deren Ziel sei es nicht, die Stadt zu besetzen oder den kleinen Fluss Wowtscha zu überqueren. Es genügt völlig, die ukrainischen Truppen in einem für sie ungünstigen Gelände zu binden und dann aus der Ferne zu beschießen. Nun können die Verteidiger die russische Artillerie auf der anderen Seite der Grenze ausschalten. Oder es zumindest versuchen.

Dazu ist die Entscheidung ein wichtiger Dammbruch auch für die Zukunft. Sobald die westlichen Waffen in größerem Maßstab in der Ukraine eintreffen, kann es durchaus zu einer merklichen Verschiebung der Kräfteverhältnisse kommen. Etwa, wenn Kiew eine größere Zahl von F-16 Jets einsetzen kann und die dann im Verbund mit den zugesagten Überwachungsflugzeugen aus Schweden wirken.

Quelle: Politico, New Yorker

Exit mobile version