Krieg in der Ukraine Eskalation im Schwarzen Meer – Moskau will US-Spionagedrohnen angreifen
US-Drohnen erkunden die russischen Stellungen auf der Krim. Dabei bleiben sie im internationalen Luftraum. Der russische Verteidigungsminister Andrej Belousow hat Gegenmaßnahmen angekündigt. Nun kann es zu einer direkten Konfrontation kommen.
Immer wieder greifen die ukrainischen Streitkräfte Ziele auf der Krim an und häufig führt das zur Zerstörung von wertvollem russischen Kriegsgerät, etwa von Luftabwehrsystemen. Durchgeführt werden diese Attacken mit Waffen aus dem Westen, Marschflugkörpern von Typ Storm Shadow und ballistischen Raketen – den ATACMS. Das ist bekannt, weniger bekannt ist, dass diese Angriffe nur gelingen können, weil sie akribisch geplant und die Russen systematisch ausspioniert werden. Kiew kann die dafür notwendigen Daten nicht selbst gewinnen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Aufklärungsdaten und vermutlich auch die weitere Planung von den westlichen Verbündeten übernommen werden. Ein erfolgreicher Angriff erfordert eine akribische Planung, die russische Luftverteidigung muss ausgespäht werden. Eine sogenannte Sättigungsattacke funktioniert nicht so einfach, dass einfach «ganz viele Raketen» geschickt werden, es wird stattdessen versucht, die Elektronik der Luftabwehr zu überfordern.
Einsatz im internationalen Luftraum
Dass diese Art von Arbeitsteilung den Russen ein Dorn im Auge ist, liegt auf der Hand. Eine zentrale Rolle spielen dabei die amerikanischen Aufklärungsdrohnen, etwa vom Typ Global Hawk. Sie kreisen über dem Meer und vermeiden den russischen Luftraum. Die USA sind keine Kriegspartei. Vom Standpunkt Washingtons aus gesehen sind diese Einsätze vollkommen unschuldig.
Nach dem Zwischenfall am Strand von Sewastopol hat der russische Verteidigungsminister Andrej Belousow nun den Generalstab der Armee angewiesen, «schnelle Reaktionsmaßnahmen» gegen US-Drohnen über dem Schwarzen Meer zu ergreifen. Diese US-Drohnen tauchten derzeit häufiger in der Schwarzmeerregion auf, um Aufklärung zu betreiben und Ziele für Präzisionswaffen zu ermitteln, die an die Ukraine geliefert werden, so das russische Verteidigungsministerium. Moskau kommt auch unter Erklärungsnot wegen der bisherigen Untätigkeit, nachdem die Huthis US-Drohnen ungeniert abgeschossen haben.
Drohnen können abgedrängt oder gejammed werden
Wie kann das aussehen? Die plumpen Drohnen sind hilf- und wehrlos. Es wäre ein Leichtes, sie einfach abzuschießen. Doch auch wenn die Drohnen unbemannt sind, wäre das ein sehr aggressiver Akt. Eher ist anzunehmen, dass die Russen versuchen werden, mit ihren Jets die Drohnen zu behindern und abzudrängen. Wegen der langen Flugdauer der Drohnen und der weit kürzeren Einsatzzeit von Kampfflugzeugen ist die Wirkung begrenzt, solange die Russen nicht versuchen, eine Drohne zum Absturz zu bringen. Auch das kann gelingen. Dazu muss ein Jet die langsame Drohne nah genug überholen, so dass sein Luftwirbel und der Ausstoß aus dem Triebwerk den Gleiteffekt der Flügel und die Sauerstoffversorgung des Drohnentriebwerks unterbricht. Sollten die Russen in der Lage sein, Elektronik und die Steuerung der Drohne zu jammen, wäre dies sicher der Königsweg – weil eine sichtbare Gewalttat vermieden wird.
Näher an einer direkten Konfrontation
Was tatsächlich geschehen wird, weiß man derzeit nicht, sicher ist, dass etwas passieren wird. Der Minister hat sich exponiert und muss seinen Worten Taten folgen lassen. Tatsächlich ist das ein weiterer signifikanter Schritt in Richtung Eskalation. Nun geraten die USA und Russland direkt aneinander und das auf einer fasslichen gegenständlichen Ebene.
Die USA werden ihre Einsätze jedenfalls nicht beenden. US-Kampfflugzeuge und Drohnen werden weiterhin im internationalen Luftraum fliegen, wo dies gesetzlich möglich ist, sagte die stellvertretende Pressesprecherin des US-Verteidigungsministeriums, Sabrina Singh. «Wir fliegen und operieren weiterhin in internationalen Gewässern und internationalem Luftraum, soweit die Gesetze dies erlauben.» Egal welche Maßnahmen Russland nun ergreift, Washington wird darauf reagieren müssen.
Quelle: Moscow Times