Ich hab keinen Bock,
bis 70 zu arbeiten. Ich glaub, jeder will Sachen umsonst. Für diesen Film treffe ich
einen Retourenbetrüger. Reich werden mit Retouren. Refund-Betrug. "Man darf beim Refunding nicht
schüchtern oder ein Lappen sein." "Sonst kann man
den Refund vergessen." Das sind riesige Firmen,
die andere Leute ausbeuten. Also bitte. Was sind die Maschen? Und warum funktionieren sie? Diese Recherche beginnt mit
einer Mail an das STRG_F-Postfach.
(Langsame Musik) "Hallo, liebes STRG_F-Team, meine Geschichte
fängt eigentlich ganz harmlos an." "Ich war gerade 26 Jahre alt
und wollte Geld verdienen, also machte ich mich
auf die Suche im Internet." "Ich wurde auch sehr schnell
fündig im Bereich Refunding." "Damals klingt das so einfach, Sachen zu bekommen,
ohne etwas dafür zu bezahlen." "Also fing ich an, Sachen zu
bestellen bei Amazon und Co." iPhones, MacBooks Pro,
Drohnenkameras und noch vieles mehr, sodass ich in einem Monat um die 20
bis 25K Umsatz gemacht habe." Okay, aber was ist Refund-Betrug
eigentlich? Das BKA hat es
mal so zusammengefasst: (Lockere Musik) Der Typ aus der Mail scheint
mit der Nummer nicht allein zu sein.
Letztes Jahr wurde einer der größten Refund-Betrüger
Deutschlands geschnappt. Anderthalb Millionen Euro Schaden. Zwei Jahre davor wurde die
German Refund Crew hochgenommen. Acht Typen,
die mit Rückerstattungsbetrug etwa eine halbe Million
gemacht haben sollen. Die Ermittlungen sind übrigens
bis heute noch nicht abgeschlossen, sagt uns die zuständige
Staatsanwaltschaft. (Lockere Musik) Nach ein paar Telefonaten und einem Treffen ohne Kamera
ist es soweit. Der Refund-Betrüger,
der uns geschrieben hat, kommt nach Hamburg zum Interview. Anonym, aus offensichtlichen Gründen. Auf die erste Frage, warum er uns
eigentlich seine Geschichte erzählt, antwortet er, er wolle andere junge
Menschen schützen. Das Problem ist ja, die wollen
dieses Geld haben, was die ja sehen, was die Leute verdienen damit. Aber die passen halt nicht
auf sich auf. Die nehmen das so als Spaß
und das ist kein Spaß. Ich mach was Kriminelles,
ich kann dafür in den Knast gehen. (off:) Er hat sich bei uns gemeldet,
um andere zu schützen? Ich weiß ja nicht.
Unser Gefühl ist, er ist auch ein
bisschen stolz auf das, was er tut. Wie bist du dazu gekommen?
Wie bist du da reingekommen? Ich hab keinen Bock,
bis 70 zu arbeiten. Es gibt so viele Leute, die so
unglücklich sind mit sich selbst und die machen jahrelang ihren Job,
dann sterben die vor der Rente. Und da hab ich halt
keinen Bock drauf. Aber warum gerade Refund-Betrug? Ich glaube, jeder möchte
irgendwie umsonst Sachen bekommen. Ob es jetzt Apple-Produkte sind
oder so. Warum soll ich 1.000 Euro
dafür bezahlen, obwohl die in der Produktion
300 Euro kosten? Warum die dann nicht auch
umsonst bekommen? Hast du manchmal Schiss
erwischt zu werden? Ja, am Anfang hatte man schon Schiss. So Paranoia, ne? Da steht ein Wagen so
vor der Haustür, der steht da länger, der guckt rum. Die Gier
schlägt aber schnell die Angst. Er macht weiter,
professionalisiert seine Methoden. Aber dazu kommen wir noch. (Lockere Musik) Was er uns auch erzählt, auf Telegram scheint das Thema
Refund-Betrug zu trenden. Wir finden viele Gruppen, die Anleitungen zum Betrug
zum Kauf anbieten. Hier wird ein Tutorial angeboten
für 800 Euro. Jetzt im Angebot.
In einer Gruppe frage ich nach,
macht hier jemand Refund-Betrug? Ein Mensch will mir einen Tipp
für vier Euro verkaufen. Auf meine Nachfrage kommt dann
aber nichts mehr. Ich finde das alles
nach sehr viel Fun und als ob das überhaupt nichts
Wildes wäre, was man da macht, aus. Man muss sich bewusst machen,
dass alles, was in diesen Gruppen passiert,
illegal und strafbar ist. Kurzer Ausflug. Die Menschen in Deutschland
haben 2021 für 99 Milliarden Euro Waren im Internet bestellt. Und jedes vierte Paket davon
direkt wieder zurückgeschickt. Nach einer Studie der Uni Bamberg
sind wir Deutschen übrigens "Retouren-Europameister". 2021 wurden 530 Millionen
Retouren versendet. Ein Grund? In Deutschland
ist die Rücksendung meist kostenlos. Gebühren verlangt nur etwa
einer von zehn Onlinehändlern. Im europäischen Ausland dagegen
jeder zweite. Zum Schluss
noch ein trauriger Fact.
Die deutschen Retouren haben 2021 fast 800.000 Tonnen
CO2 verursacht. Das ist etwa so viel
wie 6,6 Millionen Pkw auf der Fahrt von München
nach Hamburg ausstoßen. Also sauviel CO2. Aber was passiert eigentlich mit
diesen ganzen Retouren? Schon vor der Pandemie haben
Recherchen zu Amazon gezeigt: Heizstrahler, Bücher, Bekleidung,
Elektronikretouren, das alles landete als Neuware
Lkw-weise in der Vernichtung. "Ein NDR-Team konnte den Weg
der Entsorgung dokumentieren." "Die Neuware wird zurzeit mehrmals wöchentlich bei Amazon
in Winsen abgeholt." "Sie endet dann in einer
Müllverbrennungsanlage in Hamburg." Amazon sagte damals,
der Umgang mit nicht verkaufter Ware sei eine Herausforderung und die Vernichtung die letzte Option. Die Bundesregierung hatte
im selben Jahr strengere Regeln im Umgang mit Retouren versprochen. Ich werde noch diesen Monat
ein Gesetz vorlegen, was den Händlern
sehr klar vorschreibt, wie mit den Retouren umzugehen ist. Ich will,
dass das entweder gespendet wird oder eben auch wieder verkauft wird. Es kann jedenfalls nicht sein,
dass das einfach vernichtet wird. Aber verschiedene Recherchen aus
2021 und 2022 zeigen eindrücklich, was eigentlich
nicht mehr sein dürfte. Hier hat zum Beispiel ein von Greenpeace
eingeschleuster Mitarbeiter die Zerstörung dokumentiert.
Die Produktvernichtung geht weiter. Amazon selbst sagte dazu übrigens, sie würden sich an alle
gesetzlichen Vorschriften halten. Frankreich zeigt,
dass es auch anders gehen kann. Hier zahlen Unternehmen
bei Warenvernichtung jetzt Strafen von bis zu 15.000 Euro. Außerdem werden Gesetzesverstöße
veröffentlicht. (Elektronische Musik) Unser Informant sagt, der Refund-Betrug habe nie besser
funktioniert als in der Pandemie. Corona war einfach für jeden Refunder
das Schlaraffenland schlechthin. So viele Pakete, die in diesem
Zeitraum verschickt worden sind. Und viele sind ja erst
in den Onlinehandel umgestiegen, um Sachen zu verschicken und so. Das ist für uns
wie ein Süßigkeitenladen, wo man sich austoben kann. Wie genau funktioniert das alles? Unser Informant hat mir
in unserem Gespräch von verschiedenen Methoden
erzählt.
Das Wichtigste sei, sich ein
Fake-Kundenkonto heranzuzüchten, wie er es nennt. Man nennt es Zuchtbestellung, weil man den Account
ein bisschen aged. Man gibt dem einen Lebenslauf. Ist halt blöd,
wenn der Account nackt ist. Dann wird man schneller gesperrt. Ich hab meistens an die Adressen
von Kindergärten Bälle bestellt. Ich hab zur Bahnhofsmission
Schlafsäcke geschickt, Socken und Unterhemden.
Oder in Tierheime Futter,
Bälle, was auch immer. (off:) Heißt, bevor er mit dem Betrug
loslegen kann, muss er erst mal Zeit und Geld
in einen Fake-Account investieren. Der soll echt aussehen. Falls der aber doch gesperrt
werden sollte, macht das nichts. Für den Fall habe er den nächsten
schon vorbereitet. Wir haben uns für den Film
bewusst entschieden, das nicht alles selbst auszu-
probieren, nicht selbst zu betrügen, aber wir wollen es euch trotzdem mal
an einem kleinen Beispiel erklären, quasi "Sendung mit der Maus –
Retourenbetrug Edition". (Heitere Musik) Ja? Okay, wir machen jetzt mal Platz. So, es geht los. Ich habe jetzt mal
zwei Pakete bestellt. Da sind weiße T-Shirts drin. Einmal weißes Shirt für 9 Euro. (Angespannte Musik) Einmal, tada,
weißes Shirt für 40 Euro. Und die Refund-Betrüger würden
jetzt einfach dieses billige T-Shirt mit dem Karton vom
teuren T-Shirt zurückschicken.
Sagen, sie haben es ja
zurückgeschickt und zack, einfach damit 31 Euro machen. Naja, und die haben es jetzt halt
nicht mit weißen T-Shirts gemacht, sondern halt mit Laptops, Kameras,
Drohnen, Gaming-PCs und haben dann einfach Tausende
von Euros damit gemacht. Bei der nächsten Methode
bestellen die Betrüger:innen direkt mehrere Produkte auf einmal,
zum Beispiel zwei Laptops. Danach sagen sie dann, das
Produkt ist nie bei mir angekommen, der Karton war beschädigt, wurde
im Flur geklaut, was auch immer.
Der kulante Hersteller
oder das Versandunternehmen schickt dann direkt
noch mal Ersatz zu. Noch mal zwei neue Laptops. Ganz nach dem Motto
"Der Kunde ist König" oder in dem Fall eben der Betrüger. Und zack,
aus zwei mach vier Laptops. (Treibende Musik) Bei einer anderen Methode wird
das Rücksendeetikett manipuliert. Das Etikett wird daheim mit einer
speziellen Tinte ausgedruckt. Der Betrüger oder die Betrügerin
bringt das Paket zur Post, lässt es einscannen
und bekommt den Beleg. Man kann unsichtbare Tinte benutzen. Man druckt das Label aus, und sobald das Label mit Luft
in Berührung kommt, verschwindet die Tinte langsam. Sobald es zum Beispiel samstags
bei der Post im Lager ist, sonntags wird ja nicht gearbeitet,
dann bleibt es da.
Montag kommen die wieder
und da steht nix drauf. Die können das nicht mehr zuordnen. Etikett futsch, Paket ohne Adresse, wurde ja aber
bei der Post eingescannt. Zaubertinte hat geregelt. Ich hab hier auch tatsächlich so
'ne selbstauflösende Tinte, von der er gesprochen hat, gefunden. Die nennt sich hier sehr smart:
"Paper Saver Self Erasing Ink". Nach eigenen Angaben soll die Tinte bis zu zwei Tage
an der Luft benötigen, bis die Tinte auf dem Druck
nicht mehr erkennbar ist. Und auch ein Betrüger
ist nicht vor Betrug sicher. Er sagt, er habe schon öfter erlebt,
dass Portale, auf denen er versucht hat, seine
Refund-Produkte weiter zu verkaufen, die Geräte seien nie
bei ihnen angekommen. Die erzählen dann den gleichen Rotz. Du weißt, das ist eigentlich gelogen. Du wirst dann selber verarscht,
aber kannst halt nichts machen, weil alles
auf einen Fakenamen läuft. Es ist schon lustig, wenn der Typ
abgezogen wird, der andere abzieht.
Ein paar von euch
denken jetzt vielleicht, ey, wir geben hier die kostenlose
Anleitung zum Betrug. Wir haben uns aber entschieden,
wir haben diese ganzen Eindrücke zum Thema Refund-Betrug von
unserem Informanten bekommen, und wir möchten die mit euch teilen. Aber nicht, weil wir wollen, dass
ihr das nachmacht oder ausprobiert. Bitte, macht das nicht, das ist
illegal und es drohen harte Strafen. Wir zeigen euch das hier alles,
weil wir sehen, dass da mehr dahintersteckt. Der ganze Refund-Betrug
kann nur funktionieren, weil wir dieses "Heute bestellen,
morgen zurückschicken"-System haben, was einfach seine Schwächen hat. Wer dieses heute bestellen,
morgen haben und dann vielleicht direkt wieder
zurückschicken besonders antreibt, besonders antreibt, ist Amazon.
Die wollen offiziell
aber nicht mit uns über das Thema Retourenbetrug
sprechen. Ich telefoniere zwar ausführlich
mit einem Amazon-Sprecher, der sagt mir aber schnell, zu dem Thema wird Amazon
sich nicht bei uns äußern. (Lockere Musik) Aber wir schaffen es, in Kontakt mit
einem Amazon-Mitarbeiter zu treten, der in der Retourenabteilung
arbeitet. (Lockere Musik) Er will uns von seinen
Erfahrungen erzählen. Er riskiert seinen Job,
weil er mit uns spricht. Deshalb muss er anonym bleiben.
Habt ihr auch schon mal
so was erlebt, dass wirklich halt was ganz
anderes quasi im Karton als eigentlich drauf stand? Ja, das kommt öfter vor. Ich hatte zum Beispiel mal
einen Stiefelkarton, da waren dann 500 Blatt
Druckerpapier drin. Was machst du, wenn sowas passiert? Wir haben da Problembearbeiter, die machen Fotos
von den falschen Retouren und geben das ins System ein. Aber das muss halt auch auffallen. Gerade bei den Kollegen
im Ausland, die Druck haben, dass die Zahlen
bringen müssen, die gucken vielleicht
mal nicht so genau hin, weil sie Zeitdruck haben,
dann geht so was mal durch. Wenn das zurückgenommen ist,
hat der Kunde gewonnen.
Wie genau ist Amazon bewusst,
dass das ein Problem ist? Werdet ihr dazu angehalten,
genau in die Pakete zu schauen? Oder wie sind da so eure Richtlinien? Im Prinzip haben wir die Vorgabe,
die Retouren genau zu kontrollieren. Aber wenn wir uns genau
an die Regeln halten würden, kämen wir nicht auf die Zahlen. Also schaut man vielleicht nicht
immer so genau hin. Etwa 150 Artikel pro Tag müsste
er kontrollieren, Circa 20 pro Stunde. Das könne, je nach Produkt,
schon mal richtig stressig werden. Und dann kommt es noch vor,
dass Retouren von Drittanbietern, die über Amazon verschickt werden,
bei uns verschrottet werden müssen. Das steht so im PC. Und dann musst du ein Produkt
zum Verschrotten bringen, obwohl es noch nagelneu ist. Was macht das mit dir, dass Leute
mit so Paket-Retourenbetrug einfach so viel Geld verdienen? Ich finde das scheiße. Was mich aber am meisten ärgert, dass Amazon
mit der laschen Einstellung durch die kulanten Rückgaberechte
für alle Standards gesetzt hat.
Quasi egal, wie die Retour aussieht,
du kriegst dein Geld wieder. Amazon wollte ja, wie gesagt,
nicht mit uns darüber sprechen, aber sie schreiben uns. Desiree, was ist gerade passiert? Ich muss doch erst lesen,
ich durchblick es noch gar nicht. Ja, wir haben jetzt genau
in diesem Moment die schriftliche Stellungnahme
von Amazon bekommen, in denen wir ihnen fünf Fragen
gestellt hatten. Von diesen fünf Stück wurde letztlich nur eine jetzt von Amazon
beantwortet. Und zwar unsere Frage dazu, dass die Menge an Retouren
kaum zu schaffen sei, sodass viele letztlich ungeprüft in
der Vernichtung oder im Lager landen.
Amazon schreibt uns dazu, man habe die Programme
so konzipiert, dass die Nutzung
und Wiederverwendung maximiert und der Abfall minimiert werde. Außerdem werde der größte Teil der
Retouren wieder als Neuware verkauft. (Lockere Musik) Neben Amazon habe ich auch viele, viele andere große
Unternehmen angeschrieben, die laut unseren Recherchen auch
von Refund-Betrug betroffen sind. Vor der Kamera mit uns sprechen
wollte darüber niemand. Aber mit einigen
Unternehmenssprechern konnte ich dann doch telefonieren. Sie haben mir erzählt, dass Ihnen das Phänomen Refund-Betrug
durchaus bewusst ist und dass viele
von diesen Unternehmen schon eigene Abteilungen
eingerichtet haben, um gegen Refund-Betrug anzukämpfen. Öffentlich zugeben, dass man
von Onlinebetrug betroffen ist, will dann natürlich niemand. Aber man möchte auch
keine Infos preisgeben, wie man sich als Unternehmen schützt, um eben nicht den Betrügern
in die Karten zu spielen damit.
Wir haben ja schon
von der Wundertinte gehört. Die Betrüger nutzen auch andere
Methoden zur Etikettenmanipulation. Sie verändern zum Beispiel
über 'nen Programmiercode Absender und Empfänger,
beide sind ausgedacht. Das Paket kommt also nie irgendwo an. Für die Programmierung
muss man schon ein Fuchs sein. Aber Fake-Etiketten gibt's auch
zu kaufen. Zita, wir schauen uns jetzt mal diese wunderschönen
Fake-Etiketten an. Bist du bereit? Kommst mal rum. Guck mal, so sehen die aus. Also, der Shop
sieht ein bisschen aus wie ein peinlicher,
gefakter DHL-Shop. Und hier sind dann diese Etiketten,
die man sich kaufen kann. Noch mal kurz zurück zu den
Telegram-Gruppen von vorhin. Ihr erinnert euch,
die Tutorials für 800 Euro? Uns werden genau solche Dokumente
zugespielt, kostenlos. Die sehen aus wie Handbücher. (Lockere Musik) Ja, diese Tutorials,
die sehen superprofessionell aus.
Und in denen wird einem
Stück für Stück erklärt, wie man sich am schlauesten
beim Refund-Betrug anstellen kann. Das find ich so geil. "Man darf beim Refunding nicht
schüchtern oder ein Lappen sein." "Man muss knallhart
und schamlos sein." "Sonst kann man
den Refund vergessen." "Betrug Weihnachts-Edition?" (Sie lacht.) Guck mal,
wenn man es nicht sofort schafft: "Ganz einfach,
du bist nicht penetrant genug." "Ein Refund ist nichts anderes, als die Kulanz eines Unternehmens
auszunutzen." "Einen Refund kriegt man immer
durch, ohne Wenn und Aber." "Scheißt euch nicht ein." Am Ende wird noch ein bisschen
mit Zahlen geflext: Und man bekommt auch
noch ein paar Sätze an die Hand, die man droppen kann, wenn man mal direkt Kontakt
mit einem Amazon-Mitarbeiter hat. Auch unser Informant hat sich
anfangs mit ähnlichen Tutorials ins Thema Refund-Betrug
eingearbeitet. Hattest du manchmal schon
irgendwie so den Moment, dass du ein bisschen
ein schlechtes Gewissen hattest oder dachtest du, okay, krass,
ich denk mir jetzt einfach aus, dass meine Mutter im Krankenhaus
liegt, was mach ich hier eigentlich? Nee, eigentlich nicht.
Warum auch? Ich mein, das sind riesige Firmen, die andere Leute ausbeuten
und das im großen Stil. Also bitte. Doch irgendjemand zahlt immer. Und am Ende tragen wir die Kosten
wahrscheinlich alle irgendwo mit. Er hier, der Millionenbetrüger, hat es auf jeden Fall ziemlich
weit getrieben. Ihr erinnert euch. Heute sind wir in Köln verabredet
mit den Menschen, die den Refund-Betrüger
am Ende geschnappt haben. Aktuell sitzt der
in Untersuchungshaft. (Lockere Musik) Können Sie noch was dazu sagen, wie groß jetzt die Schadenssumme
am Ende war? Wir gehen derzeit davon aus, dass wir von ungefähr 2.400 einzelnen
Betrugsfällen ausgehen müssen. Und die Gesamtsumme,
die wir bislang zuordnen können, liegt bei
circa 1,5 bis 1,7 Millionen Euro. Wobei der Anteil der Provision
ungefähr ein Drittel davon ausmacht. Also ein Drittel ist
bei dem eigentlichen Beschuldigten dann persönlich hängengeblieben. Da laufen die Ermittlungen derzeit
noch in den Abschlussarbeiten, sodass sich die Summe noch mal
graduell verändern kann.
Aber die Dimension
ist schon gewaltig. Noch steht die Anklage nicht. Wird spannend, wer und was in diesem Fall
am Ende wirklich vor Gericht kommt. Ich gehe davon aus, dass wir noch
einige Wochen brauchen werden. Was sind Ihre größten Erkenntnisse
in den letzten Jahren der Arbeit? Wie gehen diese Betrüger vor? Von der konkreten Vorgehensweise
ist, glaub ich, wichtig zu sehen, dass es nicht den einen Betrüger
im Regelfall gibt, sondern dass es eine typische
Erscheinungsform dessen ist, was wir als "Crime as a Service"
bezeichnen. (off:) "Crime as a Service" heißt,
der Betrug als Dienstleistung. Menschen verkaufen
Tutorials und Tipps, übernehmen das Refunden
aber auch direkt für dich.
Wir zeigen den Beamten
die Handbücher, die uns zugespielt wurden. Das Phänomen
überrascht uns jetzt nicht. Die Aufmachung ist schon
einigermaßen professionell. Auch das ist in strafrechtlicher
Sicht relevant. Denn jemand,
der solche Anleitungen verkauft, ermöglicht es Dritten,
Straftaten zu begehen. Das ist zumindest
eine Beihilfe zu den konkreten Taten, die da entsprechend
angeleitet werden. (off:) Auf gewerbsmäßigen Betrug
gibt es im Zweifelsfall sechs Monate bis zehn Jahre Haft. Noch mal zurück zu unserem
Informanten. Schreckt ihn das gar nicht ab? Es sind ja in den letzten Jahren
schon Leute ins Gefängnis gekommen. Macht dir das Angst? Was denkst du,
wenn du das liest oder mitbekommst? Ist mir egal.
Also wirklich, ist mir egal. Ich denk mir so, umso besser,
weil weniger Konkurrenz. Und das sind ja große Fische, ne? By the way, für euch zur Info,
ich hab beide Shirts behalten. Keinen Retourenbetrug begangen, aber auch
kein unnötiges CO2 ausgestoßen. Ich weiß nicht, wie's euch geht,
aber ich fänd's schon okay, so ein paar Euros
für die Retoure zu zahlen.
Weil man damit auch
diesen ganzen Retourenwahnsinn und auch diesen Retourenbetrug,
der dadurch erst möglich wird, ein bisschen eindämmen würde. Schreibt uns eure Meinung,
wie ihr das alles seht, gerne in die Kommentare,
lasst ein Like und ein Abo da. Und wenn ihr jetzt noch Bock habt, schaut gerne einmal hier in unsere
STRG_F-Doku zum Thema "Crime Network" oder hier in den Filmen von Reporter
zum Thema Amazon-Sucht. Tschüss!.