Mit seinen Flaggschiff-Smartphones dominiert Samsung bereits seit Jahren immer wieder unsere Handy-Bestenliste – selbst Apple hat hier meist das Nachsehen. Wir haben das allererste Samsung Galaxy S ausgegraben und verraten, was sich in über einem Jahrzehnt beim südkoreanischen Smartphone-Platzhirschen so getan hat. Weiter klären wir die Frage, ob sich der Klassiker auch heute noch nutzen lässt.
Das allererste Samsung Galaxy S ist noch gar nicht allzu lange her. Erst im Juni 2010, drei Jahre nach dem ersten iPhone, erblickt das Smartphone das Licht der Welt. Korrekt betitelt hört es auf den Namen Samsung Galaxy S i9000 (Test) und gibt sich als Nachfolger des ersten Samsung-Smartphones, dem Galaxy GT-i7500. Dieses schlug allerdings noch keine großen Wellen und erinnerte trotz Touchscreen und Android eher an ein klassisches Mobiltelefon als an ein Smartphone.
Wir haben das Ur-Smartphone aus der Mottenkiste des CHIP Testcenters befreit und aus heutiger Sicht mit dem nagelneuen Samsung Galaxy S23 (Test) verglichen. Die wichtigsten Daten haben wir im Folgenden zusammengefasst:
Das Galaxy S1 im Vergleich zum Galaxy S23
Quelle: Samsung / CHIP Testcenter
Galaxy S vs. S23: OLED seit jeher
Dass das Samsung Galaxy S eher als iPhone-Konkurrent zu verstehen ist, als noch sein Hybrid-Vorgänger, lässt sich schon am Äußeren sofort erkennen. Auf aus heutiger Sicht zierlichen vier Zoll (also rund 10 Zentimetern) zeigt das AMOLED-Display 480 mal 800 Pixel. Die Pixeldichte von 233 ppi ist der des etwa zeitgleich erschienenen iPhone 4 (Test) zwar etwas hinterher, insgesamt ist die Technik aber durchaus auf dem Niveau des Apfelhandys.
Die Farben des OLEDs sind aus heutiger Sicht übertrieben knallig und weniger natürlich, insgesamt aber ein guter Start. Das 5:3-Seitenverhältnis ist eher ungewöhnlich vertikal, andere Handys der Zeit setzen meist auf das 3:2-Format – das S23 verfügt über ein 13:6-Display (das entspricht in etwa 5:2,3 beziehungsweise 3:1,4).
Überrascht hat uns dafür, dass der mittlerweile 13 Jahre alte OLED-Bildschirm kaum Alterserscheinungen aufweist. Weder haben sich hier Inhalte eingebrannt, noch war die Helligkeit für die alltägliche Nutzung zu niedrig. Größe und Format sind für den heutigen Smartphone-Gebrauch rund um Gaming und das Streamen von Serien aber eher ungeeignet.
Selbst das kleine Galaxy S verfügte bereits über ein schönes OLED-Display.
CHIP/Marcus Kämpf
Vom Kolibri zum Löwenmaul
Statt einem Snapdragon von Qualcomm werkelt im Samsung Galaxy S ein einkerniger Hummingbird aus Eigenproduktion gemeinsam mit einem 512 MByte großen Arbeitsspeicher. Die Performance des damals in Version 2.1 (genannt „Éclair“) vorinstallierten Androids war weit weniger weich als bei den heutigen Flaggschiffen. Stattdessen läuft das System recht ruckelig, Aspekte wie Multitasking waren noch Zukunftsmusik.
Neu waren in „Éclair“ etwa die Live-Hintergründe, eine Navigation per Google Maps sowie die Diktierfunktion (Text-to-speech). Weitere Features wie NFC, Android Pay, Bild-in-Bild, Benachrichtigungskanäle oder Bildschirmaufnahmen kamen erst später – meist zu spät für das erste Galaxy S, dessen Android-Nachschub offiziell bereits mit Version 2.3.6 („Gingerbread“) endete.
Heute ist der Vorgänger des Play Stores, der Android Market, nicht mehr nutzbar. Auch lassen sich moderne Webseiten, welche mehrheitlich den sicheren HTTPS-Standard nutzen, nicht mit dem Galaxy S öffnen. Hinzu kamen im Vergleich Probleme mit der WLAN-Verbindung. Das macht das Betriebssystem für die heutige Nutzung gänzlich ungeeignet. Weiter scheint selbst der eingeschränkte Funktionsumfang stark am Akku zu zehren – das dürfte aber insbesondere dessen Alter geschuldet sein.
Funktionen und Einstellungen des S23 sind deutlich umfangreicher, zudem lassen sich viele Apps auf dem Galaxy S heute nicht mehr nutzen.
CHIP/Marcus Kämpf
Ein Wiedersehen mit microSD-Slot und Kopfhörerbuchse
Doch nicht alles war schlecht. In den letzten Jahren wurden besonders die Verluste zweier ehemaliger Must-haves in Sachen Smartphone-Ausstattung betrauert: der microSD-Speicherkartenlot und die Kopfhörerbuchse. Zwar sind beide noch nicht völlig vom Handymarkt verschwunden und selbst aktuelle Samsung-Modelle der Mittelklasse haben sie noch in petto.
Der Flaggschiff-Sparte werden sie heutzutage jedoch nicht mehr vergönnt. So sind Nutzende auf deren fixen internen Speicher angewiesen oder müssen monatlich für mehr Cloud-Speicher zahlen. Andererseits haben sich auch die Speicher in den Jahren weiterentwickelt und übertragen Daten klar schneller als noch 2010. Auch unterstützte das Galaxy S seinerzeit lediglich microSD-Karten bis 32 GByte. Da kabelgebundene Kopfhörer ohnehin durch kabellose Alternativen vom Thron gestoßen wurden, ist der Klinkenanschluss heutzutage zudem eher überflüssig. Wer dennoch nicht auf das AUX verzichten möchte, wird in der modernen Top-Riege nur selten bedient – da lohnt sich der Blick auf die Einsteiger- und die Mittelklasse.
Klinkenanschluss und microUSB: Eine wahre Zeitreise in vergangene Zeiten.
CHIP/Marcus Kämpf
Von High-Speed und Mega-Zoom
Einen deutlichen Fortschritt machten die Galaxy-Smartphones dafür in Sachen Konnektivität. Während die neuen S23-Modelle längst mit 5G-Mobilfunk ganze Serien in Minuten vom Funkturm ziehen, setzt das Samsung Galaxy S noch auf HSPA. Wer sich nun zu Recht fragt, was das denn bitte sein soll, kennt den Standard wohl besser unter dem Begriff 3G. Beim Galaxy S sind so Downloads mit 7,2 Mbit pro Sekunde das Maximum, während Daten bei 5G bis zu 20 Gbit, also rund 20.000 Mbit möglich sind. Das ist mal ein Anstieg.
Ebenfalls beachtenswert ist die Entwicklung in Sachen Kameras. Das Galaxy S23 Ultra (Test) hat vier Linsen auf der Geräterückseite: Eine 12-Megapixel-Ultraweitwinkel-Linse mit konventioneller f/2.2- Blende und Autofokus, dazu zwei 10-Megapixel-Tele-Linsen mit 3-fach- und 10-fach-Zoom sowie ein zusätzlicher 200-Megapixel-Sensor. Dadurch entstehen im Test beeindruckende, scharfe Aufnahmen. Selbst im Dunkeln sind Details noch gut erkennbar. Wer möchte, kann bis zu 100-fach zoomen. Da wird selbst die Mondoberfläche gut erkennbar. Diverse KIs und Bearbeitungssoftware bessert zusätzlich nach.
Beim Galaxy S aus 2010 war die Situation noch weitaus simpler. Hier ziert nur eine einzelne Linse das Heck des Smartphones. Gemessen an modernen Standards fällt die Qualität minderwertig aus. Für 2010 waren die Fotos aber ohne Frage brauchbar, doch der Vergleich im Labor zeigt, dass schon das Standard-S23 dem Erstling deutlich überlegen ist. Beim Video sprechen wir auf der einen Seite von einfachen HD-Aufnahmen in 720p und auf der anderen Seite von knackscharfen 8K-Filmen.
Der Vergleich zeigt: Bei der Kamera hat sich in den letzten zwölf Jahren so einiges getan,