Krieg in der Ukraine Schwerer Mörser 2S4 Tyulpan – diese Granaten verwandeln Putins altes Ungeheuer in eine High-Tech-Waffe
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Der schwere Mösrer 2S4 Tyulpan muss das Rohr aufrichten, um zu feuern
© Stanislav Krasilnikov / Picture Alliance
Der Mörser des 2S4 Tyulpan basiert auf einem Design des Zweiten Weltkrieges. Sein mächtiges Geschoss zerschlägt Häuserblocks und Befestigungen. So machen die Russen aus dem ältesten und größten Mörser der Welt eine tödliche Präzisionswaffe.
Der 2S4 Tyulpan ist eine monströse Waffe aus einer anderen Zeit. Es handelt sich um einen Mörser im Kaliber von 240 Millimeter, der auf das Fahrgestell eines Panzers montiert wird. Der Mörser M-240 wird seit 1950 hergestellt. Derart schwere Kaliber – das Nato-Artillerie-Kaliber beträgt «nur» 155 Millimeter – hat man nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs entwickelt. Diese Granaten können schwere Befestigungen und ganze Häuserblocks zerstören.
Größter aktive Mörser der Welt
Der 2S4 Tyulpan wurde in den 1970er in Dienst gestellt und ist derzeit der weltweit schwerste Mörser, der in Gebrauch ist. Wegen der Größe und des Gewichts von Mörser und Geschoss wurde ein Kettenfahrzeug benötigt, um den M-240 Mörser zu bewegen. Damit ist der Riese das Gegenstück zu dem gebräuchlichen 120-Millimeter-Mörser. Der ist einfach gebaut, leicht zu bedienen und kann sehr unauffällig benutzt werden. Der 120-Millimeter-Mörser passt in eine Grube, die zur Tarnung komplett abgedeckt werden kann.
Das geht bei der Selbstfahrlafette 2S4 Tyulpan nicht. Im Gegensatz zu den kleineren Mörsern handelt es sich um einen Hinterlader. Und anders als bei Panzerhaubitzen kann das Fahrgestell nicht den gewaltigen Rückschlag der Explosion abfangen. Das Rohr wird hinter dem Fahrgestell aufgerichtet und der Druck über eine Platte an den Boden abgeleitet. Der Nachteil des 240-Millimeter-Mörsers ist eine geringere Feuerrate und die begrenzte Reichweite von weniger als zehn Kilometern. Dafür ist die Wirkung des 134 Kilogramm schweren Geschosses enorm. Zu Beginn des Ukrainekrieges befanden sich 40 Systeme im Dienst und weitere 350 im Lager, über 40 sollen inzwischen zerstört worden sein.
![Hier ist die Bodenplatte des Mösrer 2S4 Tyulpan zu erkennen Hier ist die Bodenplatte des Mösrer 2S4 Tyulpan zu erkennen](https://image.stern.de/34706282/t/8G/v1/w960/r1.7778/-/pic-2-schwerer-moerser-2s4-tyulpan.jpg)
Hier ist die Bodenplatte des Mösrer 2S4 Tyulpan zu erkennen
© Stanislav Krasilnikov/ / Picture Alliance
Der Vorläufer des M-240 Mörsers wurde bereits 1944 entwickelt, dennoch ist das altertümliche Gerät heute eine präzise High-Tech-Waffe. Und das liegt am Geschoss. Der Tyulpan verwendet Präzisionsgeschosse vom Typ 3F5 Smeltschak. Das Geschoss wird von einer Treibladung aus dem Rohr geschleudert, mithilfe von kleinen Stabilisierungsflügeln folgt es dann einer ballistischen Bahn wie eine normale Granate. Doch im Endanflug lenken Impulse von kleinen Raketentriebwerken die Granate präzise ins Ziel. Dafür muss das Ziel allerdings von einem Laser beleuchtet werden. Im Ukrainekrieg erfolgt diese Markierung inzwischen durch Drohnen, ursprünglich war ein Artilleriebeobachter dafür notwendig. Stellungen, aber auch Kampfpanzer oder Haubitzen überstehen einen Treffer nicht.
Mörser plus Laser
Das Ausleuchten mit einem Laser ist eine aufwendigere Methode als die selbständige Steuerung durch GPS-Daten, dafür ist es im Prinzip möglich, Ziele in Bewegung zu treffen. In der Ukraine kommt hinzu, dass die Steuerung durch GPS-Daten von den Russen gestört wird, so dass die Präzisionswaffen westlicher Bauart ihr Ziel nicht finden und irgendwo in der Nähe niedergehen. Die Wirksamkeit der amerikanischen Excalibur-Granaten soll dramatisch nachgelassen haben. Die Markierung mit einem Laser lässt sich nicht täuschen. Wenn die Drohne oder der Spotter das Ziel beleuchten, ist der Einschlag unvermeidlich. Im russischen Standard-Artillerie-Kaliber 152 Millimeter erfüllt die Krasnopol-Granate den gleichen Zweck.
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