VA vs. IPS oder doch lieber TN – was hat es mit den verschiedenen Technologien für LCD-Bildschirme auf sich, wofür stehen die Abkürzungen und welche Bauart ist die beste für Ihre Bedürfnisse?
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Die Suche nach einem neuen Monitor für Office, Gaming oder Bildbearbeitung kann sehr ermüdend sein. Hersteller preisen ihre Bildschirme mit allerhand Marketing-Sprech an, den nur die wenigsten Interessenten verstehen. Bevor sich Käufer:innen aber überhaupt mit den Werbeversprechen befassen, sollten sie sich für eine Panelart des Monitors entscheiden.
Bei dem Panel handelt es sich um nichts weiter als die Bauweise des Bildschirms. Die Entscheidung für ein Panel sollte am Anfang einer Kaufentscheidung stehen, weil mit Bauweise entscheidende Merkmale eines LCD-Displays einhergehen, die selbst der beste Werbe-Kauderwelsch nicht verklausulieren kann.
VA vs. IPS: So funktionieren LCD-Displays
Die drei geläufigsten Paneele für Monitore sind Twisted Nematic (TN), In Plane Switching (IPS) und Vertical Alignment (VA). Alle Bauarten einen sich darin, dass in ihnen verschiedene Schichten übereinander gelagert sind. Zu diesen Schichten zählen unter anderem Polarisationsfilter, die Flüssigkristalle und natürlich eine Hintergrundbeleuchtung, die die Kristalle zum Strahlen bringt.
Nun entscheidet die Schicht der Flüssigkristalle darüber, wie stark die Hintergrundbeleuchtung durchstrahlt und in welchen Farben – also blau, grün oder rot – die Kristalle leuchten, damit diese ein Bild auf dem Monitor ergeben. Um die Leuchtintensität der Kristalle zu steuern, werden diese mit unterschiedlichen Stromstärken versetzt.
Der Strom sorgt dafür, dass sich die Flüssigkristalle physisch bewegen. Und genau hier liegt der Unterschied der drei Bauweisen: Wie die Kristalle angeordnet sind und wie sie sich bei elektrischer Ladung verhalten, entscheidet, ob es sich bei dem Monitor um ein VA-, IPS- oder TN-Panel handelt.
Jedes Panel hat unterschiedliche Stärken und Schwächen, weshalb sich die verschiedenen Bauarten auch unterschiedlich gut für Office, Gaming oder Bildbearbeitung eignen. Schauen wir uns also an, wie sich die Kristalle bei von TN, VA und IPS verhalten, um die Vor- und Nachteile der Paneele zu erkennen.
Twisted Nematic
Auf deutsch übersetzt bedeutet «twisted» verdreht und genau das passiert beim TN-Panel mit den Leuchtkristallen. Sie verdrehen sich um bis zu 90 Grad und ermöglichen so dem Hintergrundlicht durchzudringen, beziehungsweise blockieren es, wenn die Pixel schwarz bleiben sollen. Das Verdrehen gelingt besonders schnell, weshalb TN-Monitore die besten Reaktionszeiten haben.
Davon profitieren vor allem Gamer in E-Sport-Titeln. Weiterer Pluspunkt: Schlierenbildungen und Ghosting-Effekte bei schnellen Spielszenen sind bei der Bauweise ebenfalls selten. Auf der Strecke bleiben leider die Farben und Kontraste: Es schimmert immer etwas Hintergrundlicht durch, weshalb TN-Paneele nie ein sattes, dunkles Schwarz darstellen können. Ein weiterer Nachteil dieser Bauweise ist der eingeschränkte Blickwinkel der Bildschirme. Schauen Sie seitlich auf ein TN-Panel, erkennen Sie wenig bis nichts.
In Plane Switching
Auch hier hilft die Übersetzung ins Deutsche. «Auf derselben Ebene wechselnd» beschreibt annähernd, was beim IPS-Panel passiert. Hier verdrehen sich die Flüssigkristalle nicht, weil sie sich parallel zu den anderen Schichten befinden. Um trotzdem Licht durchzulassen, beziehungsweise zu blockieren, rotieren sie.
Allerdings passiert das in der Regel deutlich langsamer als durch das Verdrehen bei TN, was in einer höheren Reaktionszeit bei IPS resultiert. Weil das so ist, ziehen die Pixel in IPS-Paneelen in schnellen Situationen häufig nach, was zu Schlierenbildungen führen kann. Schnelle Spiele zocken E-Sportler deshalb ungern auf IPS-Monitoren. Hochwertige IPS-Monitore bieten dagegen die besten Blickwinkel und die beste Farbraumabdeckung, was für die Bild- und Videobearbeitung wichtig ist.
Vertical Alignement
Steht übersetzt für «vertikale Ausrichtung». Hier sind die Flüssigkristalle senkrecht angeordnet und kippen sich, um Licht durchzulassen, oder es zu blockieren. Der Vorteil darin liegt in besonders hohen Kontrasten, also einem weißeren Weiß und einem tiefen Schwarz, weshalb die meisten LCD-Fernseher in dieser Bauweise gefertigt werden. Der Blickwinkel ist ähnlich gut wie beim IPS-Panel.
Leider ist die Farbtreue nicht so gut wie bei IPS, dafür reagieren VA-Paneele schneller, allerdings nicht so schnell wie die sich verdrehenden Kristalle der TN-Bauweise. Bis auf die hohen Kontraste sind VA-Panel also der Kompromiss aus einer ordentlichen Farbraumabdeckung, Reaktionszeit und Blickwinkel, ohne bei einer der Eigenschaften vollends an der Spitze zu liegen.
TN-Monitor für E-Sportler
Nun ist die Frage, welche Bauweise die «richtige» oder» beste» ist. Und das richtet sich natürlich nach der Nutzung des Monitors. Wenn Sie beispielsweise am Computer Wettkampfspiele wie «Counter Strike – Global Offensive» oder «League of Legends“ spielen, wollen Sie einen reaktionsschnellen Bildschirm an Ihrer Seite wissen, der eine möglichst hohe Bildwiederholrate bietet. Das ist deshalb wichtig, um das Spielgeschehen möglichst flüssig und ohne Verzerren wahrzunehmen.
Wettkampfspieler greifen deshalb am liebsten zum TN-Panel. Sie sitzen frontal vor dem PC, scheren sich also nicht um den Blickwinkel. Außerdem darf es Zockern auch fast egal sein, welche Kontrastwerte der Bildschirm liefert, weil sie im Idealfall den «Black Boost» am Monitor einstellen, um Gegner besser zu erkennen, die sich in schattigen Ecken verstecken. Ein sattes Schwarz würde die Sichtung vielleicht erschweren.
Wahre Evergreens der Gaming-Monitore mit TN-Panel sind die Modelle der Zowie-Reihe von BenQ. Mit einer Bildwiederholrate von bis zu 240 Hertz überzeugt der Zowie XL2546K. Der Monitor löst in Full HD auf und erstreckt sich auf einer Diagonalen von 24 Zoll (61 Zentimeter). Seine seitlichen Sichtschütze sorgen dafür, dass Sie beim Zocken immer eine gute Sicht haben, auch wenn die Lichtverhältnisse nicht optimal sind.
IPS-Monitor für das Büro
Wer einen geeigneten PC-Monitor für das Büro sucht, sollte allerdings Abstand vom TN-Panel nehmen. Zum einen ist es schlicht nervig, wenn die Farben an einem Büromonitor nicht originalgetreu sind, zum anderen profitieren Sie bei Büroarbeiten von einem weiten Blickwinkel. Erst recht, wenn es häufiger vorkommt, dass mehrere Personen auf einen Bildschirm gucken.
Wie reaktionsschnell und welche Bildwiederholfrequenz ein Monitor im Büro hat, ist völlig egal, solange er wenigstens 60 Hertz Bildwiederholrate bietet. Wichtiger sind Anschlussmöglichkeiten für Laptop, Maus und Tastatur. Ob der Bildschirm nun ein VA- oder IPS-Panel hat, ist für reine Office-Arbeit egal.
Ein exzellenter Monitor für das Office ist der Dell U2720Q. Der Monitor löst in 4K auf, weshalb Sie das Bild gegebenenfalls hochskalieren müssen, weil sonst Fenster und Icons sehr klein wirken. Als Verbindungsmöglichkeiten integriert Dell bei seinem Monitor einen HDMI- und einen DisplayPort-Eingang. Dazu verfügt er über drei USB-A-Buchsen, einen Kopfhöreranschluss und einen USB-C-Steckplatz.
IPS-Monitor für die Bildbearbeitung
Anders sieht es aus, wenn Sie auf originalgetreue Farben angewiesen sind, weil Sie Fotos oder Videos bearbeiten. Hier zählt eine möglichst hohe Abdeckung möglichst vieler Farbräume oder wenigstens des Farbraums, mit dem Sie in der Regel arbeiten. Das ist besonders dann wichtig, wenn Sie HDR-Videomaterial verarbeiten. Was die Farbraumabdeckung betrifft, haben IPS-Paneele von Profi-Monitoren die Nase weit vor VA- und TN-Paneelen. Allerdings bestechen diese Monitore nicht nur durch brillante Farben, sondern auch durch saftige Preise.
Bei Grafikern und Cuttern besonders beliebt sind die Bildschirme des japanischen Herstellers Eizo. Der ColorEdge CS2731 bildet da keine Ausnahme. Er erstreckt sich über eine Diagonale von 27 Zoll (68,4 Zentimeter) und löst in 4K auf. Natürlich handelt es sich bei dem Monitor um ein IPS-Panel, das laut Eizo alle gängigen Farbräume abdeckt. Den AdobeRGB-Farbraum etwa, deckt der Bildschirm laut Hersteller zu 99 Prozent ab.
VA-Monitor für Casual Gamer
VA-Monitore sind die ausgewogenste Mischung von LCD-Bildschirmen. Sie bieten die mit Abstand besten Kontraste, solide Farbwerte und Blickwinkel sowie ordentliche Bildwiederholfrequenzen und Reaktionszeiten. Spieler, die gerne in Rollen- oder Actionspielen unterwegs sind, sind mit einem VA-Panel gut beraten. Das hält sie indes auch nicht davon ab, immer wieder einmal einen Wettkampfshooter dazwischen zu schieben. Wer allerdings das beste vom besten für den Wettkampf sucht und wie ein wahrer Pro-Gramer zocken will, sollte zum TN-Panel greifen, um jede noch so kleine Ausrede schlechten Equipments einen Riegel vorzuschieben.
Ein vorzüglicher Gaming-Monitor mit VA-Panel ist der Samsung Odyssey G7 C32G74TQSR. Auf fast schon übergroßen 32 Zoll (80 Zentimeter) löst der Monitor mit QHD auf und bietet dabei eine flotte Bildwiederholfrequenz von 240 Hertz. Ein Spitzenwert für ein VA-Panel mit der Auflösung, der übrigens auch Wettkampfspieler glücklich macht. Dank zwei USB-A-Buchsen und einer Klinkenbuchse für Kopfhörer mangelt es dem Bildschirm auch nicht an Verbindungsmöglichkeiten für Maus und Tastatur.
IPS, VA oder TN? Eine Frage der Zeit
Abschließend sei noch angemerkt, dass sich IPS-, VA- und TN-Monitore in den letzten Jahren stark angenähert haben. Das betrifft vor allem die Reaktionszeit und Bildwiederholrate von IPS- und VA- im Vergleich zu TN-Paneelen. Der Grund dafür ist simpel: Es gibt schlicht immer weniger Absatz für TN-Paneele, weshalb die Hersteller ihre Forschung für Verbesserungen vor allem in VA- und IPS-Monitore stecken.
Bei Premium-Monitoren ist es inzwischen egal, ob Sie auf IPS- oder VA-Panel setzen, weil die Leistungsunterschiede so marginal sind, dass sie kaum mehr auffallen. Bei Einstiegs- und Mittelklasse-Monitoren kommen die Unterschiede der Paneltypen allerdings noch immer zum Tragen. Bis auch diese Lücke fällt, ist allerdings nur noch eine Frage der Zeit.
Hinweis: Der Artikel wurde erstmals im November 2021 veröffentlicht.
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