Main Ground Combat System So sieht der Leopard der Zukunft aus
Dem deutsch-französischen Panzer der Zukunft, dem MGCS, läuft die Zeit davon, nun soll Druck gemacht werden. Schon 2026 soll ein Prototyp gezeigt werden.
Zauder-Kanzler Scholz macht Druck. Er soll persönlich dafür gesorgt haben, dass die deutsch-französischen Eifersüchteleien das Projekt eines gemeinsamen Kampfpanzers der Zukunft nicht weiter aufhalten. So soll schon auf der Rüstungsmesse Eurosatory 2026 ein Prototyp beziehungsweise Technologiedemonstrator zu sehen sein. Das wird zwar kein Vorserienmodell sein, aber doch verbindlich festlegen, wohin die Reise gehen soll.
MGCS und der T-14 Armata
Im Konzept wird das MGCS – Main Ground Combat System – einiges mit Putins T-14 gemein haben. Das beginnt schon damit, dass das MGCS als schwerer Waffenträger konzipiert wird, der in mehreren Spezifikationen und nicht allein als Main Battle Tank ausgeliefert wird. Grundsätzlich soll der Kampfwagen abspecken. Ob das gelingt, bleibt fraglich. Der Panzer selbst soll zwar nur 50 Tonnen wiegen, durch Zusatzpanzerungen werden aber vermutlich 60 Tonnen erreicht. Und das bereits in der Konzeptphase.
MGCS mit automatisiertem Turm
Wichtigste Neuerung gegenüber den Panzern des Kalten Krieges ist der vollautomatisierte Turm und die Unterbringung der Besatzung in einer speziellen Schutzkapsel im Rumpf – so wie es auch der T-14 Armata macht. Ohne Besatzung wird der Turm sehr viel kleiner, hier sollen mehr als zehn Tonnen Gewicht eingespart werden. Für einen vollautomatisierten Turm muss auch ein automatischer Lader entwickelt werden. Bisher setzt der Leopard 2 auf einen Ladeschützen. Die Sowjets verwenden seit den 1960er Jahren Autoloader. Sie arbeiten zuverlässig und ermöglichen eine hohe Feuerrate, doch die Unterbringung der Munition in einem Karussell unter dem Turm führt zu spektakulären Explosionen, wenn ein Geschoss die Panzerung des Kampfraumes durchschlägt. Spannend ist daher, ob es gelingt, einen Autoloader zu entwickeln, der eine gesicherte Unterbringung der Munition ermöglicht. Oder ob man entscheidet, dass die Frage nicht wichtig ist, weil die Besatzung ohnehin nicht im Turm untergebracht wird.
Trotz der Erfahrungen im Ukrainekrieg wird es keine rundum gleichmäßig starke Panzerung geben. Die Panzerung wird sich auf den vorderen Teil konzentrieren und die spezielle Überlebenskapsel der Besatzung. Drohnen sollen nicht ausgehalten, sie sollen abgewehrt werden. Auf dem Turm wird es einen zweiten Turm geben, der Waffen gegen anfliegende Antipanzerraketen und Drohnen beinhaltet (APS-CUAS). Wie das gelöst wird, ist noch offen, im Gespräch ist auch ein Hochenergielaser.
Andere Fragen sind ungeklärt, angeblich wird sogar diskutiert, den Motor an der Front einzubauen, wie beim israelischen Merkava-Panzer. Zentrale Frage wird der Schutz der Besatzung sein. Dazu gehört die Überlebenskapsel, aber auch die Möglichkeit, schnell ausbooten zu können. Auch die Zahl der Besatzung ist wichtig. Ein vierter Mann könnte eigene Drohnen bedienen und die eigene elektronische Kampfführung leiten. Doch ein weiterer Mann vergrößert eben auch das zu schützende Volumen.
Lehren aus der Ukraine
Von den Westpanzern hat sich der Leopard 2 noch am besten in der Ukraine geschlagen. Der Challenger 2 wurde nur selten eingesetzt, der Abrams aus den USA angeblich von der Front abgezogen. Ein wesentlicher Faktor ist das hohe Gewicht, die daraus resultierende geringe Leistung pro Tonne und der hohe Bodendruck der Ketten. Die Situation in der Ukraine ist besonders herausfordernd. Vor den Augen der britischen «Sun» versank ein Challenger buchstäblich im Boden. So was passiert, weil oben eine 1,5 Meter dicke Bodenschicht auf einer Wasserblase schwamm, unter der sich wiederum eine wasserdichte Bodenschicht befand.
Andere Lehren aus der Ukraine werden zu unspektakulären, aber entscheidenden Änderungen führen. Tatsächlich sind die Panzer in der Ukraine viel länger im Kampfeinsatz, als man bei ihrem Bau dachte; da ging man von hochintensiven, aber kurzen Schlachten aus. Das heißt, Panzer müssen die Belastung des Einsatzes länger aushalten. Belastende Bauteile müssen stärker ausgelegt werden, die Konstruktion muss frontnahe Instandsetzung erlauben. Welchen Weg man auch wählt, es bleibt eine anspruchsvolle Aufgabe. In der Ukraine werden Panzer auch mal von einem Dutzend Drohnen angegriffen, wenn diese mittels KI als echter Schwarm agieren, wird es für eine Abwehr immer eng.
MGCS unter Zeitdruck
Insgesamt liefert sich das MGCS einen Wettlauf mit der Zeit. Derzeit will die Bundeswehr 35 weitere Leopard 2A8 beschaffen. Doch mit der A8-Variante ist wohl das Ende des Leopard 2 gekommen. Sollte das MGCS tatsächlich noch 15 bis 20 Jahre zur Einsatzreife benötigen, braucht die Bundeswehr eine Zwischenlösung. Da wäre ein Modell wie der K51 Panther (Rheinmetall) oder Enhanced Main Battle Tank (Krauss-Maffei Wegmann, Nexter), der zwar noch auf dem alten Leopard 2 basiert, ihn aber mit neuen Baugruppen wie Turm und Hauptwaffe deutlich aufwertet. Realistisch betrachtet muss das MGCS deutlich Fahrt aufnehmen. Denn die Konkurrenz schläft nicht. Hyundai Rotem will 2030 einen voll funktionsfähigen Prototyp des K3 vorstellen. Auch er ist ein Kampfpanzer der 4. Generation mit einem vollautomatisierten Turm, einer 130-Millimeter Hauptwaffe und einer Schutzkapsel für die Besatzung.