Miss AI KI-Models haben nun ihre eigene Miss-Wahl – und die ist noch schlimmer, als man es erwarten würde
In der ersten Wahl der Miss KI konnten die Teilnehmer eigene Models einreichen. Selbst könnten die nicht teilnehmen: Keine Teilnehmerin existiert wirklich. Jede Menge Klischees bedient die Wahl trotzdem.
Alles muss sitzen. In perfektem Make-up, aufwendig gestylten Frisuren und schicken, sehr figurbetonenden Outfits – makellos. So erwartet man es von den Teilnehmerinnen von Schönheits-Wettbewerben. Bei dem jüngsten Wettbewerb der Miss AI wird der Wahn nach künstlicher Perfektion nun auf die Spitze getrieben: Nicht einmal die Teilnehmerinnen selbst sind noch echt.
Beim Miss-AI-Wettbewerb, dessen Einreichungsphase gestern endete, soll nämlich das attraktivste, komplett von KI erschaffene Model gekürt werden. Der Ablauf ist in großen Teilen klassisch: Die Models werden nach Aussehen und Haltung bewertet, müssen ihren «Charakter» in einigen Fragen zur Schau stellen. Dann geht es aber doch ums KI-Eingemachte: Auch die technische Raffinesse bei der Erstellung der falschen Models sowie ihre Social-Anhängerschaft werden als Bewertungs-Kriterien herangezogen.
KI-Schönheiten sind nur der Anfang
Um die Models selbst geht es nämlich gar nicht so richtig. Bei den WAICA, den «World AI Creator Awards», werden nämlich in erster Linie ihre Schöpfer ausgezeichnet. Sie sollen eine Art Oscars der KI-Branche werden, schwärmt Mitgründer Will Monanage in einer Pressemitteilung. Die Miss-Wahl mit ihren 20.000 Dollar Preisgeld soll nur der Anfang sein, um für die nötige Aufmerksamkeit zu sorgen.
Die Jury weiß immerhin, wovon sie redet. Gleich zwei der Juroren sind selbst KI-Models. Aitana Lopez und Emily Pellegrini
machten in den letzten Monaten gleich mehrfach Schlagzeilen. Die ausschließlich mit KI erstellten Influencerinnen, beziehungsweise ihre männlichen Erfinder, verdienen jeden Monat Tausende Euro. Der PR-Experte Andrew Bloch sowie die vielleicht einzige Historikerin für Schönheitswettbewerbe, Sally-Ann Fawcett, machen die Jury komplett.
Alles auf Sexappeal
In Bezug auf die Teilnehmerinnen ist allerdings das Schlimmste zu befürchten. Setzen Schönheitswettbewerbe in den letzten Jahren zunehmend auf Diversität und gesündere Frauenbilder, lassen schon die beiden Jury-KI-Models jede Hoffnung auf realistische Schönheitsideale platzen. Pellegrinis Erfinder kreierte sein Modell nach eigenen Angaben durch eine ChatGPT-Anfrage nach der Traumfrau des Durchschnittsmannes – und baute dann eine langhaarige Schönheit mit großer Oberweite und langen Beinen auf, die auch schon ein deutscher Fußball-Star hereingefallen sein soll (Hier erfahren Sie mehr).
Auch bei der von einem spanischen Team entwickelten Aitana setzt man voll auf Sexappeal – ganz bewusst. «Die Welt ist nun mal sexualisiert», erklärt einer der Erfinder «Euronews» bei Nachfragen nach der üppig-schlanken KI-Figur mit den rosa Haaren, die man als Werbefigur buchen kann. «Wenn wir diese Ästhetik nicht bedienen, ist einfach keine Marke interessiert.»
Was macht KI mit dem Schönheitsideal?
Auch die einzige Frau in der Jury scheint damit kein Problem zu haben. «Es gibt viele Parallelen zwischen den echten Teilnehmern von Schönheits-Wettbewerben und den KI-Kreativen und wie sie mit ihrem Publikum interagieren», sagte sie der «Daily Mail». «Es ist wirklich aufregend, bei etwas dabei zu sein, das sich so futuristisch anfühlt.»
Welchen Effekt die perfekten KI-Schönheiten auf die Zuschauer haben, scheint die Jury nicht zu beschäftigen. Schon in der Vergangenheit wurde das unrealistische Schönheitsbild der Medien kritisiert, in den letzten Jahren nahmen die Nachfragen nach Schönheitsoperationen auf Basis von KI-Filtern zu. Wenn jetzt die komplett makellosen KI-Models hinzukommen, dürfte sich das Problem noch verschärfen, glaubt Schönheits-Chirurg Steven Williams. «Ich denke, es wird eine zunehmend unrealistische Erwartung ewiger Schönheit und perfekter Form geben»; sagte er «Forbes». «Das wird durch die sozialen Medien ein Teil unserer gesellschaftlichen Struktur.»
Quellen: WAICA, Euronews, Forbes, Daily Mail