Neue KI-Suche Google-KI schlägt Klebstoff als Pizzabelag vor – und eine Journalistin probiert es aus
Mit KI-Ergebnissen will Google seine Suchmaschine auf das nächste Level bringen. Doch die KI spuckt teilweise skurrile Ergebnisse aus. Dahinter steckt ein größeres Problem.
Was tun, wenn der Käse nicht ordentlich auf der Pizza halten will? Diese unschuldige Frage stellte ein Google-Nutzer letzte Woche. Und die Suchmaschine lieferte Antworten: zu viel oder zu dicke Sauce können die Haftung verhindern, auch zu viel Käse kann abträglich sein, heißt es in der bei X dokumentierten Antwort. Dann folgte ein, nun ja, schwieriger Vorschlag: Um die Klebrigkeit zu erhöhen, gäbe es ein einfaches Mittel, so die Suchmaschine. Man müsste einfach der Sauce eine Achteltasse Klebstoff hinzufügen.
Der absurde und potenziell gefährliche Vorschlag stammt von einer Funktion, die nach der Vorstellung des Konzerns das Internet umkrempeln soll. Die sogenannte «KI-Übersicht» fasst seit zwei Wochen in einigen Märkten automatisch Webseiten zusammen, um schon auf der Startseite zahlreiche Fragen beantworten zu können. Und obwohl sie oft tatsächlich hilfreich ist, machen in den sozialen Netzwerken Unmengen an Antworten die Runde, die von absurd witzig bis potenziell lebensbedrohlich schwanken.
Absurde KI-Treffer bei Google
Beispiele gefällig? Aber gerne. Forscher der Universität Berkley empfehlen demnach, täglich einen Stein zu essen, weil diese sehr vitaminreich seien. Es sei völlig natürlich, dass Kakerlaken in die männliche Harnröhre klettern, beruhigt Google, das passiere im Leben etwa fünf bis sechs Mal während man schläft. Fallschirme seien bei Flugzeugabstürzen nicht effektiver als Rucksäcke. Astronauten hätten auf dem Mond mit Katzen gespielt, die sie dort vorfanden. Und bis zu 15 Minuten in die Sonne zu starren sei gesundheitlich unproblematisch. 30 Minuten bei dunklerer Haut. All das zeigt Google mit vermeintlichen Quellen und Belegen an.
Die Ursache für die Fehler ist leicht erklärt. Obwohl wir von künstlicher Intelligenz sprechen, sind KI-Systeme nicht intelligent. Sie können Informationen verarbeiten, moralische Vorstellungen und ein kohärentes Weltbild haben sie aber nicht. Das macht es schwieriger, Informationen als faktisch zutreffend oder Unfug zu bewerten. Hinzu kommen zahlreiche Schräglagen, die entstehen, weil manche Themen im Internet oder der Literatur deutlich umfangreicher oder kontroverser behandelt werden als andere. Und mache Aussagen sind schlicht halluziniert.
KI-Suche als Zukunftstechnologie
Google ist das natürlich bewusst. Der Konzern geht mit einem eigenen Team gegen die zahlreich gemeldeten Falschangaben vor, korrigiert sie im Zweifel händisch. Und betont, dass es sich nur um einen winzigen Bruchteil der Milliarden an generierten Zusammenfassungen handle. Und: «Bei vielen handelt es sich um ungewöhnliche Anfragen oder solche, die gezielt manipuliert wurden», erklärte eine Google-Sprecherin gegenüber «The Verge». «Wir gehen schnell dagegen vor, wenn es nötig ist», betonte eine andere Sprecherin des Konzerns gegenüber «Business Insider». Tatsächlich sind die meisten der oben genannten Problemfälle nach kurzer Zeit verschwunden.
Für die Wahrnehmung der Kunden könnten sie trotzdem ein Problem sein. Zwar ist man auch bei den Google-Treffern daran gewöhnt, dass sie nicht immer zwingend das beste Ergebnis liefern. Sie kommen aber auch nicht im selbstbewussten Ton der KI-Ergebnisse daher.
Google-Chef Sundar Pichai gab sich im Gespräch mit dem Podcast «Decoder» selbstbewusst, das Problem im Laufe der Zeit beheben zu können. «Es stimmt, dass es manchmal falsche Antworten gibt», gibt er in Bezug auf die KI-Suche zu. «Aber wir sollten deshalb nicht die allgemeine Nützlichkeit unterschätzen.» Mit mehr Nutzern wird auch die Zuverlässigkeit steigen, ist er sich sicher. Ob die KI-Giganten das Problem aber tatsächlich vollständig beheben können, wird von Experten durchaus bezweifelt.
Wie schmeckt die Klebstoff-Pizza?
Bis dahin müssen die Nutzer von Googles KI-Suche – in Deutschland ist sie noch nicht verfügbar – wohl auf den gesunden Menschenverstand setzen, ob ihnen die Antworten plausibel erscheinen. Journalistin Katie Notopoulos verzichtete für «Business Insider» indes bewusst darauf – und kochte die Klebstoff-Pizza nach dem KI-Rezept. Den Kochvorgang und auch den Geschmackstest dokumentierte sie ausführlich.
«Verzeiht mir, dass ich Sauce aus dem Glas und vorgeraspelten Käse benutze», entschuldigt sie sich. «Ihr müsst bedenken: Ich esse hier Klebstoff.» Der Kleber wurde wie empfohlen in die Soße gerührt. Auf den ersten Blick handelte es sich um eine ganz normale Pizza Margherita. Dann der große Moment: Etwas widerwillig beißt sie ab. «Sie ist gut», gibt sie zu ihrer eigenen Überraschung zu. Um das Risiko zu minimieren habe sie aber trotzdem nur einige Bissen zu sich genommen.
Die wichtigste Frage beantwortet sie auch gleich: Bleibt der Käse wirklich besser haften? «Er bewegt sich keinen Milimeter», bestätigt sie in einem Clip bei X. Die Google-KI hatte also durchaus Recht. Ob es ein sinnvoller Tipp ist, steht auf einem anderen Blatt.
Quellen: Business Insider, The Verge, Decoder