OpenAI zeigt Suchmaschine ChatGPT-Macher starten den Angriff auf Google – und patzen in nur 30 Sekunden
Google hat die Internetsuche fest in seiner Hand. Doch mit Sprach-KI werden die Karten neu gemischt. Mit SearchGPT hat die Firma hinter ChatGPT nun ihren Hut in den Ring geworfen. Den ersten Fehler gab es aber bereits in der Demo.
Es braucht nicht viel, um zu zeigen, wie klar die Verhältnisse bei der Internetsuche sind: Will man im Netz etwas finden, dann googelt man es. Internetsuche, das ist seit Jahrzehnten gleichbedeutend mit dem gleichnamigen Konzern – egal wie viel Geld und Mühe Konkurrenten wie Microsoft in ihre Alternativen investierten. Doch mit dem Aufkommen von KI-Chats ist das Rennen plötzlich wieder offen.
«Wonach suchst du?» – diese einfache Frage ist das Herz der gerade von OpenAI vorgestellten Such-KI SearchGPT. Dass die Firma hinter ChatGPT auch den Suchmarkt im Auge hat, wurde schon länger gemunkelt. SearchGPT ist aber mehr als nur eine neue Oberfläche für den Chatbot. Es soll die Suche auch smarter machen.
SearchGPT: ChatGPT-Macher setzen auf KI-Suche
Statt nur Linksammlungen zu präsentieren, soll SearchGPT Fragen klar beantworten – und diese Antworten dann mit Links untermauern. Bei der Frage nach Musikfestivals in der Nähe einer Kleinstadt von North Carolina listet die Such-KI etwa nicht einfach Ergebnisse, sondern stellt die Veranstaltungen mit Termin und einem Foto in Kurztexten vor. Nur am Ende findet sich dann klein der Link zur Quelle des Ergebnisses.
«Die richtigen Antworten zu finden, kann mit viel Arbeit verbunden sein, braucht oft mehrere Anläufe», schreibt OpenAI über die herkömmliche Websuche. «Wir glauben, dass man es besser und einfacher machen kann, etwas zu finden, indem man die Gesprächsfähigkeiten unserer Modelle mit Echtzeit-Informationen aus dem Netz verbindet.»
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KI-Kampf um die Websuche
Dieser Ansatz unterscheidet sich zwar von ChatGPT, das keine Echtzeitdaten nutzt, sondern einen Wissensstand aus dem letzten Jahr hat. Ganz neu ist er indes nicht. Auch Google unterstützt in seinen Sprachchats die Echtzeitsuche, mit Perplexity gibt es einen weiteren KI-Aufsteiger, der versucht, die Websuche und Künstliche Intelligenz miteinander zu verbinden.
Die bisher größte Herausforderung teilen alle diese Ansätze: Die Nutzer erwarten im Netz aktuelle, konkrete, aber auch korrekte Antworten. Noch kann das aber keines der Modelle mit der Zuverlässigkeit liefern, die von den Nutzern erwartet wird. Google empfahl Nutzern etwa, Pizza-Käse mit Kleber zu befestigen (hier erfahren Sie mehr).
Patzer in der Demo
Dass auch OpenAI das nicht auf einen Schlag ändert, zeigt ausgerechnet das Demovideo zu SearchGPT. Trotz nur etwa 30 Sekunden Laufzeit enthält es bereits einen peinlichen Fehler: Das von der KI vorgestellte «Appalachian Summer Festival» soll nämlich nach Angaben der Zusammenfassung vom 29. Juli bis zum 16. August stattfinden. Tatsächlich ist das vierwöchige Festival da aber schon längst zu Ende. Das letzte Konzert findet am 27. Juli statt, wie der «Atlantic» entdeckte. Die gelisteten Termine stammen zwar von der Webseite, stehen aber in einem ganz anderen Zusammenhang. In dieser Zeit ist der Vorverkauf gelaufen, bestätigten die Festivalbetreiber dem Magazin.
Dass die Suche noch nicht perfekt funktioniert, weiß auch OpenAI. Es handle sich um einen «temporären» Prototyp, betonte CEO Sam Altman im Vorstellungs-Post beim Kurznachrichtendienst X. Zunächst sollen nur 10.000 Testnutzer Zugang zur KI-Suche haben, bestätigte das Unternehmen gegenüber «The Verge». Die besten der Funktionen sollen dann später direkt in ChatGPT integriert werden, erklärt der Blogpost.
Ist Google in Gefahr?
Das Rennen um die KI-Suchmaschine ist vor allem für Google ein extrem heißer Wettkampf. Obwohl der Konzern sich längst breiter aufgestellt hat und etwa eigene Hardware, Clouddienste und andere Dienstleistungen anbietet, macht die Suche immer noch den Großteil der Einnahmen des Konzerns aus. 175 Milliarden Dollar nahm Google im Jahr 2023 damit ein – das entspricht 57 Prozent der Gesamteinnahmen. Kein Wunder also, dass der Konzern mit Hochdruck daran arbeitet, der eigenen KI Gemini zum Durchbruch zu verhelfen.
Auch für das Web an sich könnte die KI-Suche tiefgreifende Veränderungen mit sich bringen. Das Geschäftsmodell der meisten Onlineseiten besteht darin, die Leser auf die eigene Seite zu holen und diesen Besuch dann mit Werbung oder dem Verkauf von Produkten oder etwa eines Abos zu monetarisieren. Machen die KI-Tools diesen Besuch unnötig, funktioniert dieses Geschäftsmodell für viele Informations- und Medienseiten aber schlicht nicht mehr. Google betonte zuletzt, dass die KI-Suchergebnisse sogar mehr Besucher auf die Seite bringen würden. Mit Zahlen untermauern wollte der Konzern das aber nicht.
Quelle: OpenAI, Sam Altman, The Atlantic, The Verge, Google