Pläne der Telekom Zwischen Nostalgie und Nutzlosigkeit: In Deutschland verfallen die Telefonzellen – bis sie abgebaut sind, wird es noch dauern
Telefonzellen erinnern an eine Zeit ohne Handys und mobiles Internet. Inzwischen ohne Funktion und oft von Vandalismus gezeichnet. Trotzdem stehen noch Tausende im ganzen Land. Die Telekom erklärt, warum.
Sie stehen in Fußgängerzonen, an Bahnhöfen oder auf Marktplätzen – und sind dabei inzwischen vollkommen nutzlos. Seit die Deutsche Telekom im Januar des vergangenen Jahres ihre Telefonzellen außer Betrieb genommen hat, fallen die letzten Verbliebenen noch mehr ins Auge.
Beschmiert, beschädigt, beklebt stehen sie da, wie Gerippe aus der Urzeit. Manchmal sind sie einfach nur hässlich, im schlimmsten Fall gefährlich, beispielsweise wenn eingeschlagene Scheiben splittern. Nun aber sollen sie wirklich aus dem Landschaftsbild verschwinden – auch wenn der Rückbau schleppend vorangeht. Er zeigt, wie Deutschland mit technischen Veränderungen umgeht. Nostalgisch und vor allem: langsam.
Telefonzellen als Verkaufsschlager
160.000 der früher gelben und später grauen öffentlichen Telefone gab es einst in Deutschland. Mit dem Aufkommen von Handys wurden es in den vergangenen Jahrzehnten immer weniger. Nachdem die gesetzliche Verpflichtung zum Aufstellen von Telefonzellen entfiel und sie mangels Nutzenden mitunter keinen Gewinn mehr abwarfen, entschied die Deutsche Telekom, sie stillzulegen. Ende 2022 standen noch 12.000 öffentliche Telefone, die zumeist nichts mehr mit den wuchtigen Kabinen früherer Tage zu tun haben – sie sind oftmals einfach nur schlichte Metallsäulen. Das vielleicht letzte Gespräch in einer Telefonzelle in Deutschland führte am 30. Januar 2023 stern-Reporter Lukas Hildebrand.
Nicht nur die Behörden, auch die Bevölkerung tat sich schwer, die Zellen endgültig loszulassen. Viele träumen sich mit Hilfe ihres Anblicks wohl in ein «Früher», in dem vermeintlich noch alles besser war. Zumindest entpuppten sich die gelben Kästen laut Telekom nach ihrem Abbau als Verkaufsschlager. Und selbst für die silbernen Säulen gibt es bis heute «lange Wartelisten» für Käufer, so die Telekom. Neue Kaufinteressierte könne man nicht mehr aufnehmen. Doch wer von einer Telefonzelle träumt, kann auf Internetportalen fündig werden. Händler verlangen hier mehrere Hundert Euro bis zu fast 3.000 Euro für eine alte Telefonzelle.
Bis 2025 sollen alle abgebaut sein
Die Käufer, die noch auf den Abbau ihrer Zelle warten, könnten allerdings eine böse Überraschung erleben. Trotzen sie doch weiterhin Wind und Wetter und sind dabei weitgehend sich selbst überlassen: «Beschädigungen, welche die Verkehrssicherheit gefährden, werden nach wie vor beseitigt», teilt ein Sprecher der Telekom auf stern-Anfrage mit. Nur: «Die Instandhaltungsmaßnahmen beschränken sich jedoch auf das notwendige Maß.»
Vielerorts ist der Rückbau noch nicht einmal angelaufen. Und wo er begonnen hat, gibt es mitunter zu Komplikationen: Das «Hamburger Abendblatt» meldete jüngst, dass vor einer Demontage der Telefonsäulen erst der Untergrund nach Kampfmitteln sondiert werden muss. So läuft der Abbau laut Telekom bundesweit, «Schritt für Schritt», sagt der Konzernsprecher. «Allerdings werden für den Abbau viele verschiedene Gewerke benötigt. Vom regionalen Energieversorger über die Bauämter, Baufirmen und Recycling-Unternehmen sind viele Menschen am Rückbau beteiligt.» Bisher geht der Konzern davon aus, dass die letzte Telefonzelle bzw. -säule im Jahr 2025 verschwunden sein wird.
Wer dann noch eine Telefonzelle sehen will, der muss ins Museum gehen: Im Museum für Kommunikation Frankfurt, in Frankfurt am Main, sind 50 ausgestellt.
Quellen: Deutsche Telekom, «Hamburger Abendblatt», Museum für Kommunikation Frankfurt