Wieso hast du dich entschieden, selbstständig zu werden?
Das ist immer so eine gute Frage. Tatsächlich hatte ich nie vor, selbstständig zu werden. Ich habe mich lange gefragt, woher diese Einstellung kam, und ich vermute, dass es auf meine Eltern zurückgeht. Meine Mama hat schon sehr früh gesagt, dass ich studieren und Karriere machen soll, was ich dann auch 12 Jahre gemacht habe – als Marketing-Managerin bei Microsoft und Red Bull. Mein Lebenslauf war wie aus dem Lehrbuch. Dann habe ich aber den Punkt erreicht, dass es mich nicht mehr erfüllt hat. Ich wollte etwas bewegen und konnte das damit nicht.
Ich habe mich dann gefragt, was ich machen will. Geschäftsführerin eines großen Unternehmens wollte ich nicht werden. Ich bin dann wirklich per Zufall in der Startup-Szene gelandet und war dort zehn Jahre. Dort habe ich gelernt, dass ich wahnsinnig gut im Sales bin, was vorher utopisch für mich war. Auch da habe ich mich lange mit Händen und Füßen gewehrt. Das ist halt ein Muster von mir. Ich habe nach 20 Jahren dann für mich festgestellt, dass ich mich aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr langfristig in einem Unternehmen sehe. Eine Freundin meinte dann, dass ich mich doch selbstständig machen könnte. Nach langem Überlegen habe ich mich dann doch dazu entschlossen und ein Gewerbe für eine Unternehmensberatung angemeldet. Wir waren dann wirklich super schnell ausgebucht. Das war dann doch der Proof of Concept, dass das, was ich mache, gefragt ist. Und so selbstständig bin ich am 1. Juli seit drei Jahren.
Was würdest du sagen, ist der Vorteil, wenn man alleine ist, im Gegensatz zu Unternehmern?
Da gibt es ganz viele Vorteile. Ich war ja, wie gesagt, zehn Jahre in der Startup-Szene, und die gründen ja meistens zu zweit oder zu dritt. Die müssen sich aber immer einig werden. Es herrscht aber immer Reibung. Der Austausch mit anderen ist super, aber entscheiden würde ich gerne selbst. Vor allem, weil ich sehr entscheidungsfreudig bin. Ich muss dann nicht nachfragen oder mich mit jemandem absprechen. Das Zweite, was ich ganz klar sagen muss: Ich habe mich von Sekunde eins dagegen entschieden, Mitarbeiter einzustellen. Ich glaube, dass viele sich der Verantwortung oftmals gar nicht so bewusst sind. Ich habe mir dann auch gedacht: „Was ist, wenn ich jetzt einfach mal ein halbes Jahr mehr Auszeit nehme und einfach keinen Bock habe?“ Dann müsste ich sehr viele Vorkehrungen treffen, damit die Mitarbeiter bezahlt werden, Entscheidungen getroffen werden etc. Damit wäre ich in meiner Freiheit eingeschränkt, und das geht für mich nicht.
Was ist den der Unterschied zur klassischen Selbstständigkeit?
Es gibt schon große Unterschiede zwischen klassischer Selbstständigkeit und Solopreneurship. Es geht darum, dass wir sehr skalierbare Unternehmen aufsetzen können, ohne dass ich ein festes Team anstellen muss. Das heißt nicht, dass ich alles alleine mache. Ich habe zum Beispiel auch eine Social-Media-Managerin, die mir hilft. Da arbeite ich mit einer Agentur zusammen. Ich habe für mich einfach Sparring-Partner gefunden und das klappt für mich gut. Die Partner helfen mir, damit ich mich entwickeln kann und gechallenged werde. So habe ich mich eigentlich für den Weg entschieden, zu sagen: Ich will frei sein, ich will unabhängig sein und ich kriege das trotzdem sicher genauso gut hin wie die anderen mit Team. Das habe ich auch schon bewiesen. Ich glaube, das sind auf jeden Fall so die Core Benefits, wirklich alleine loszugehen und das alleine zu rocken.
„Als Selbstständiger arbeitet man Selbst und Ständig“- Warum ist dieses Sprichwort für viele heute noch wahr bzw. wieso schlittert man da hinein?
Ich sehe es ein bisschen aus zwei Richtungen. Was definitiv stimmt, ist, dass du ständig an dir selbst arbeitest. Selbstständigkeit ist wirklich die krasseste Persönlichkeitsentwicklung, die du durchlaufen kannst. Das Ständige ist für mich deswegen positiv besetzt, weil ich dauernd in meiner Entwicklung bin. Und das ist so krass zu sehen, was sich so bewegt und wie man sich auch entwickeln kann. Also ich sage auch immer, dass das, was ich mache, keine Arbeit ist. Und bevor ich mich am Wochenende einen halben Tag vor den Fernseher setze, bin ich lieber einen halben Tag vor dem PC und tüftle irgendwas Cooles Neues aus, habe eine neue Idee oder kümmere mich um meine Community. Es ist aber auch wichtig, sich Grenzen zu setzen.
Ich habe auch Nächte lang durchgearbeitet. „Das machen wir noch fertig, und das geht noch, und das geht noch.“ Und ich glaube, da ist einfach wichtig, dass man sich selbst anfängt. Es ist anstrengend, den ganzen Tag stundenlang richtig zu denken und den Apparat im Kopf zu haben. Es braucht auch unbedingt einen Ausgleich dafür. Ich mache jetzt mehr Urlaub, denn je. Und ich glaube, das ist einfach wichtig, dass man Spaß hat, aber darauf achtet, wie weit man geht.
Wie definierst du Erfolg als B2B-Solopreneurin?
Ich glaube, Erfolg hat wahnsinnig viele Ebenen – oder vielmehr Phasen. Ich nenne die erste Phase immer die Orientierungsphase: Da versuchen wir überhaupt erstmal klarzukommen. Und die einzige Panik, die du im Kopf hast, ist „Wie verdiene ich jetzt Geld?“ Da hat man erstmal Angst, ob das alles so funktioniert. In der Phase geht es eigentlich ums Überleben. So war es bei mir auch. Jetzt stehe ich an einem ganz anderen Punkt. Nach einem Jahr hatte ich genug Geld eingenommen, um mich finanziell frei zu fühlen, aber der Faktor Zeit war nicht passend. Ich fühlte mich überhaupt nicht frei, denn ich war im Dauerhustle. Ich arbeitete viel zu viel.
Das war so die Phase zwei für mich, in der sich Erfolg für mich nicht mehr in Zahlen ausgedrückt hat. Das habe ich dann wirklich komplett ad acta gelegt und meine Zeit skaliert. Das war ein riesiger Erfolg für mich. In meinem ersten Unternehmen Growth Mastery habe ich regulär 60 Stunden pro Woche gearbeitet. Das habe ich dann auf 20 Stunden herunterskaliert – bei gleichem Umsatz. Das war schon richtig krass. Und da war ich viel freier. Dadurch, dass ich dann so viel mehr Zeit und Geld hatte, habe ich mich auf den Sinn fokussiert. Growth Mastery hat mich nicht zu 100 Prozent erfüllt. Daraufhin habe ich mein zweites Unternehmen Solopreneuers Life gegründet. Ich wollte nicht nur die 90 Prozent Freiheit, sondern die vollen 100 Prozent. Deswegen habe ich jetzt zwei Businesses. Und ich lebe beides.
Kannst du kurz erklären, wie du das geschafft hast?
Es fühlt sich ein wenig an, als hätte ich eine Freiheitsformel entwickelt. Es hat viel mit dem Umfeld und den eigenen Glaubenssätzen zu tun. Du musst dein Umfeld hinterfragen. Denn das ist es meistens, was uns wirklich aufhält, die Dinge zu tun, die wir wollen. Anderen Ansprüchen genügen zu wollen, habe ich daher komplett abgelegt. Ich muss nur mir selbst genügen.
Was mir vor allem geholfen hat, war das Solopreneuership. Solopreneure denken anders, wenn es um ihr Business geht. Es funktioniert ein wenig wie ein Lean-Startup. Man setzt sehr stark darauf, mit wenigen Mitteln viel herauszuholen und zu skalieren.
Es gibt so viele Möglichkeiten für Solopreneure, so viele unterschiedliche Businessmodelle. In meiner Keynote auf der CONTRA werde ich sieben Businessmodelle vorstellen, damit man überhaupt realisiert, wie viele Optionen man als Solopreneur hat. Vor allem muss man wegkommen von dem Denken „Zeit gegen Geld“. Es ist auch keine nachhaltige und langfristige Strategie, einfach über Preiserhöhungen mehr zu verdienen. Wenn das so funktionieren würde, wäre es sehr einfach. Und das war der größte Hebel: auf ein skalierbares Businessmodell zu wechseln und aus seinen Services Produkte mit Mehrwert zu formen und letzten Endes auch den Mehrwert zu verkaufen.
Was können deine Kunden in deinem Mentoring erwarten?
In zwei Jahren habe ich es geschafft, mit meinen Trainings der Growth Mastery die führende Sales-Trainerin im DACH-Raum für die Bubble Scale-Ups zu sein. Da helfe ich selbst, Sales-Teams aufzubauen. Das war der richtige Weg für mich zum Start meiner Selbstständigkeit. Weil mich das allein aber nicht zu 100 Prozent erfüllt hat, habe ich Solopreneuers Life gegründet. Weil ich Online-Kurse nicht so gerne mache und die Leute lieber direkt in die Umsetzung bringen möchte, habe ich ein Mastermind-Konzept entwickelt. Ich hab es liebevoll „Solopreneurs Club“ genannt.
Es ist ein sehr exklusiver Club, denn es dürfen nur 30 Solopreneure beitreten. Dieser Club ist für Fortgeschrittene. Es gibt ja wirklich massiv viel Angebote für Selbstständige, die sich selbstständig machen und am Anfang stehen und ihre ersten 10K schaffen wollen. Ich kümmere mich aber eher um die Fortgeschrittenen, die gestandenen Unternehmer, die von 10K auf 50K steigen wollen. Der Club ist eine Rundumversorgung. Wir machen Branding, Personal Branding natürlich auch, Marketing, Sales, Systematisierung, Produktbau und Businessmodelle. Wir schauen, dass es dem Solopreneur rundum gut geht, dass er alles hat, was er braucht, um durchzustarten.
Und wie ist das aufgebaut?
Tatsächlich ist es 12-Monats-Programm. Ein Business-Umbau dauert – daher die Dauer des Programms. Ich möchte ja erreichen, dass jeder sechsstellige Gewinne erzielen kann. Außerdem möchte ich die Mitglieder halten. Ich möchte eine Community aufbauen. Deswegen suche ich auch echte Unternehmer, die im B2B-Markt etwas bewegen wollen, die sich in ihrer Nische als Marktführer positionieren möchten. Die Top 30 Leute am Markt zu haben, ist daher mein erklärtes Ziel.
Was können die Besucher der CONTRA von deinem Vortrag erwarten?
Ich bin ja dafür bekannt, dass ich Leute in die Transformation bringe. Also es wird sicherlich eine Masterclass sein, bei der man danach rausgeht und entweder direkt in der Keynote oder Masterclass schon was umgesetzt hat oder direkt im Anschluss was reißen will. Das ist mir besonders wichtig. Da freue ich mich auch immer. Ich nenne mich auch deswegen jetzt nicht Business-Mentorin, sondern Transformance-Mentorin. Das ist mein Credo. Ich will, dass die Leute sich endlich bewegen und nicht immer nur vollgeschwafelt werden.
Auf was freust du dich bei der Contra 2024?
Für mich wird es super aufregend, weil ich bis jetzt noch nicht so oft auf der Bühne stand. Das heißt, für mich persönlich ist das jetzt schon sehr aufregend, dass mir so viele Menschen zuhören können. Aber es wird auf jeden Fall richtig viel Spaß!