Wärmepumpen-Alternative Heizen mit der Klimaanlage – Elektro-Bastler hält sein Haus für 20 Euro im Monat warm
Youtuber Andreas Schmitz wollte seinen Altbau klimaneutral heizen. Für eine Wärmepumpe und neue Heizkörper fehlte ihm das Geld. Also baute er Klimaanlagen ein. Die DIY-Alternative zur großen Wärmepumpe kostete ihn nur 6000 Euro.
Technisch ist die Wärmepumpe ein kleines Wunder. Sie schafft es, die eingespeiste Energie zu vermehren. Man steckt eine Kilowattstunde Strom hinein und erhält ein Mehrfaches an Wärmeenergie zurück. Was im Neubau meist einfach ist, wird im Altbau schwierig und teuer. Zwar ist es in der Theorie möglich, auch einen ungedämmten Altbau mit Wärmepumpe zu beheizen. Dafür sind aber technische Kompromisse nötig, die die sonst so effektive Technik immer ineffizienter machen. Schuld ist nicht nur die aus dem Haus entweichende Energie, das passiert auch bei einer Gasheizung, sondern ein technisches Dilemma, das mit den Vorlauf- und Rücklauftemperaturen und den Eigenschaften der Kältemittel zusammenhängt.
Die kleine Wärmepumpe für einen Raum
Der Youtuber und Elektronerd Andreas Schmitz ist daher auf eine – zumindest in Deutschland – unkonventionelle Lösung gekommen. Sein älteres und ungedämmtes Häuschen heizt er mit lauter kleinen Klimaanlagen. In Spanien würde er mit dem Trick keinen Hund vor dem Ofen hervorlocken, doch in Deutschland hat die Lösung Seltenheitswert. Die Grundsituation: Sein Haus wurde in den frühen 1970er erbaut, der Kredit ist hoch und so war die Kombination von energetischer Sanierung und Umstellung der alten Ölheizung auf Wärmepumpe nicht möglich.
Das hat dem Energiefuchs keine Ruhe gelassen. Übrigens weit vor den Habeckschen Energieplänen. Und natürlich wusste er, dass das gleiche Prinzip der neuen Wärmepumpe auch in altbekannten Haushaltsgeräten verwendet wird. In Kühlschrank und Klimaanlage. Wie viele Wärmepumpen auch, eignen sich die Klimaanlagen für Dual-Use: beide Gerätetypen können kühlen und auch heizen. Das Heizen mit der Klimaanlage funktioniert nicht, wie der Laie denken könnte, durch einen eingebauten Heizlüfter, auch hier wird der Wärmetauscher benutzt. Während der Heizlüfter aus einer Kilowattstunde Strom maximal eine Kilowattstunde erzeugt, zaubert die Klimaanlage ein Mehrfaches an Wärme aus dem verbrauchten Strom.
Viele kleine Splitgeräte
Schmitz hat nun in jedem Raum seines Hauses ein kleines Splitgerät installiert. Die Geräte kosten je nach Größe zwischen 500 und 1000 Euro. Ein großer Nachteil an der Lösung ist, dass jeder Raum mit so einem Gerät verziert wird. Das ist bei Heizkörpern allerdings auch so und die sind noch größer. Vorteil ist, dass Schmitz das Dilemma des oben erwähnten «Vorlauf- Rücklauf-Temperatur-Dramas» vermeidet. Hier muss keine Heizungsanlage mit Wasser von 70 und mehr Grad gespeist werden. Die Klimaanlagen erwärmen die Luft und wälzen sie um. Dafür reicht es aus, wenn die ausströmende Luft über der angestrebten Raumtemperatur liegt. Der Wärmetauscher läuft daher im optimalen Bereich.
Auf diese Weise wird in vielen Ländern schon lange geheizt. In Deutschland hat sich das wegen der hohen Strompreise für die privaten Verbraucher nicht durchgesetzt. Finanziell wird die Sache für Schmitz richtig interessant, weil er das Haus zuvor satt mit Photovoltaik und dazugehörigem Speicher aufgerüstet hat. Seine Anlage verbraucht im Wesentlichen nur Eigenstrom.
Hoher Wirkungsgrad
Der gemittelte Wirkungsgrad SCOP liegt bei guten Geräten bei 4,7 und 5,2 – aus einer kWh Strom werden mehr als 4,7 kWh Wärme. Sehr gute große Wärmepumpen mit Fußbodenheizung gehen noch etwas darüber hinaus, aber im Wesentlichen sind die Klimaanlagen aus dem Baumarkt genauso effizient. Sollte eine große Wärmepumpe an ein altes Heizungssystem angeschlossen werden, das hohe Wassertemperaturen benötigt, wird man diesen Wert übrigens nicht erreichen.
Die Kosten für eine konventionelle Wärmepumpenheizung waren nicht extrem, aber schmerzlich. 27.000 Euro inklusive Installation sollte die Pumpe kosten, bei – damals – 7000 Euro Förderung. Doch zusätzlich hätte Schmitz Heizkörper austauschen müssen und zumindest im Wohnzimmer eine Fußbodenheizung verlegen müssen. Schmitz nennt diese Kosten nicht, aber es wären wohl noch einmal 25.000 Euro dazu gekommen.
Geringe Kosten
Die Klimaanlagen für diese Lösung kosten zusammen 3850 Euro ohne Installation. Eine Anlage, um Warmwasser zu bereiten, wäre bei der Wärmepumpe vom Installateur dabei, Schmitz kostete sie noch einmal 2500 Euro. Insgesamt schätzt er die Kosten auf 6000 bis 7000 Euro. Im Kopf muss man behalten, dass er zuvor schon eine Solaranlage mit 11 kWh installiert und gekauft hatte. Doch die hätte er für die «große» Wärmepumpe auch benötigt.
Kalt und sonnig ist ideal
In einem späteren Video rechnet der Bastler die Heizkosten im März 2022 durch. In dem Monat musste noch geheizt werden, die Temperaturen lagen bei 4 bis 5 Grad und zugleich schien die Sonne. Wenn er die Anlage nicht an zwei Tagen wegen Wartung abgeschaltet hätte, hätte er in diesem Monat nur 50 kWh aus dem Netz genommen. Die Kosten für Heizung und sonstige Elektrizität liegen dann je nach Stromtarif zwischen 15 und 20 Euro.
Der Vollständigkeit halber sei eine weitere Besonderheit genannt: Das Haus hatte bei Kauf eine Ölheizung mit Heizkörpern. An den kältesten Tagen, in denen die Klimaanlagen wie auch Wärmepumpen für Einzelhäuser deutlich an Effizienz verlieren und an denen meist auch wenig Sonne scheint, schaltet Schmitz auf Ölheizung um. Irgendwie muss das Öl im Tank auch noch verbraucht werden.
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