Soziale Netzwerke sind eine tolle Sache. Aber Produkte darüber zu verkaufen, ist gar nicht so einfach. Eine Möglichkeit ist das sogenannte Social Selling. Social Selling hat einige besondere Vorteile, ist aber nicht leicht zu beherrschen – dafür aber nachhaltiger als das oft übliche Social-Media-Marketing mit aufdringlichen Werbebotschaften und Werbebannern.
Für Social Selling brauchen Sie eine Strategie, egal ob Sie in einem B2B-Unternehmen oder im B2C-Bereich tätig sind. In diesem Leitfaden erklären wir Ihnen, wie einzelne Vertriebsmitarbeitende oder ganze Vertriebsteams mit Social Selling erfolgreich sein können. Darüber hinaus stellen wir Ihnen ausgewählte Beispiele und Best Practices vor.
Was ist Social Selling?
Social Selling ist per Definition die Suche, Anbahnung und Pflege von Geschäftskontakten und Beziehungen zur Kundschaft. Dies erfolgt über soziale Medien wie LinkedIn, Facebook und Co., um enge Kundenkontakte zu knüpfen und Mehrwerte zu schaffen. Der Verkauf von Produkten oder Dienstleistungen ist dabei ein langfristiges und kein kurzfristiges Ziel.
Oft wird die Bedeutung des Begriffs „Social Selling“ falsch verstanden, weil das Wort „Selling“ enthalten ist. Doch beim Social Selling, manchmal auch Social Media Selling genannt, geht es – auch wenn Sie es vermuten mögen – nicht um das Anpreisen und direkte Verkaufen von Dienstleistungen und Produkten über soziale Netzwerke. Stattdessen steht der Kontakt- und Vertrauensaufbau zu passenden Zielgruppen über ein oder mehrere Social-Media-Kanäle im Fokus.
Social-Media-Marketing und Social Selling im Vergleich
Social-Media-Marketing und Social Selling – ist das nicht dasselbe? Darauf können wir eine einfache Antwort geben: Nein. Social Selling ist wie das Social-Media-Marketing ein Teil des großen Marketing-Mix, fokussiert aber auf spezifische Aspekte. Trotz einiger Überschneidungen lassen sich Social-Media-Marketing und Social Selling wie folgt voneinander abgrenzen:
Vergleichs-kriterium | Social-Media-Marketing | Social Selling |
Zielgruppe | meist breites Publikum | ausgewählte Kontakte |
Fokus | Steigerung der Bekanntheit und Abverkauf | Aufbau von Kundenbeziehungen und Pflege von Kontakten |
Ziele | Stärkung der Marke und baldige Kaufabschlüsse | Beziehungspflege und langfristig Kaufabschlüsse |
Aktivitäten | Content Marketing und Performance Marketing | Content Marketing |
Kundengruppe | Neukunden und Neukundinnen | Bestands- und Neukundschaft |
Während sich die Maßnahmen des Social-Media-Marketings schnell bemerkbar machen, zahlt sich das Social Selling eher auf lange Sicht aus. Auch wenn beide Strategien unterschiedliche Ansätze verfolgen, können sie gut miteinander kombiniert werden. Denn die Grenzen zwischen Social-Media-Marketing und Social Selling sind in der Praxis fließend.
Warum ist Social Selling wichtig?
Social Selling ist eine noch recht junge Marketingmaßnahme, die jedoch durch die Popularität von Xing und LinkedIn in den letzten Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen hat. Denn immer mehr Vertriebsmitarbeitende sowie Entscheidungstragende in Unternehmen bewegen sich auf den Berufsplattformen sowie auch auf anderen Social-Media-Kanälen.
Um diese anzusprechen und ihr Vertrauen zu gewinnen, gilt es, mit guten Inhalten und Kompetenz zu überzeugen. Das Potenzial dieser Strategie besteht dabei vor allem darin, auf einer persönlichen, authentischen Ebene mit der Zielgruppe in Kontakt zu treten.
Social Selling und seine Bedeutung wachsen parallel zur Rolle sozialer Netzwerke, die sich im B2C-Bereich etabliert haben und nun zunehmend auch von B2B-Unternehmen eingesetzt werden. Dass Social Selling funktioniert, zeigt zum Beispiel der LinkedIn State of Sales Report 2022.
Dieser führt unter anderem auf, dass Vertriebsmitarbeitende, die auf Social Selling setzen, ihre Quoten deutlich besser erreichen können. Drei Viertel übertreffen sogar die Ergebnisse ihrer Kollegen und Kolleginnen, die noch keine Social-Media-Kanäle für ihre Arbeit nutzen.
Quelle: Screenshot LinkedIn
Die Vorteile von Social Selling im Überblick
Setzen Sie auf Social Selling, profitieren Sie unter anderem von diesen Vorteilen:
Beziehungsaufbau
Social Selling ermöglicht es Ihnen, über Social-Media-Kanäle enge Bindungen zu bestehenden und potenziellen Kunden und Kundinnen aufzubauen. Diese halten im besten Fall mehrere Jahre. Sie können über Social Selling also langfristige Beziehungen zu Ihrer Kundschaft entwickeln.
Glaubwürdigkeit
Durch das Teilen von relevanten Inhalten und Fachwissen in sozialen Netzwerken zeigen Sie Ihre Kompetenz und bauen eine Reputation auf. Wächst Ihr positives Image, so steigt auch Ihre Glaubwürdigkeit. Auf diese Weise haben Sie die Chance, zu einem Thought Leader in Ihrer Branche zu werden.
Sichtbarkeit
Verfolgen Sie eine langfristige Social-Selling-Strategie, erhöht sich Ihre Sichtbarkeit in den Netzwerken und damit bei Ihren Zielgruppen. Das führt dazu, dass Sie von Ihrer Kundschaft sowie von möglichen Neukunden und Neukundinnen wahrgenommen werden.
Kundenverständnis
Sind Sie auf einem oder mehreren Social-Media-Kanälen aktiv, können Sie sehr viel über Ihre Zielgruppen erfahren. So erhalten Sie ein besseres Gespür dafür, welche Wünsche, Träume und Herausforderungen Ihre Kundschaft hat. Nutzen Sie diese Erkenntnisse für Ihre Marketing- und Vertriebsmaßnahmen.
Leadgenerierung
Beim Social Selling geht es nicht primär um die Gewinnung neuer Leads. Doch mittel- und langfristig sind Ihre Aktivitäten auf LinkedIn, Xing, X (ehemals Twitter) und dergleichen eine gute Möglichkeit, um Opportunities und neue Geschäftskontakte zu generieren. Außerdem können Sie Kontakt zu wichtigen Influencern und Influencerinnen aufbauen.
Unterscheidungsmerkmal
Noch setzen recht wenige Unternehmen und deren Vertriebsmitarbeitende auf Social Selling. Somit können Sie sich mit Ihrem Vorgehen positiv vom Wettbewerb abheben.
Umsatzsteigerung
Social Selling bringt Ihnen kurzfristig wahrscheinlich nicht mehr Absatz und Umsatz. Langfristig zahlt sich der Aufwand jedoch aus: Sie erzielen mehr Kaufabschlüsse und steigern Ihren Umsatz.
Herkömmlicher Vertrieb vs. Social Selling
Der herkömmliche Vertrieb basiert auf Strategien, Maßnahmen und Vorgehensweisen, die seit Jahrzehnten etabliert sind. Social Selling dagegen ist ein Vorgehen, das in einigen Punkten nicht in die klassischen Strukturen passt. Hier die größten Unterschiede und Schwerpunkte:
Vergleichs-kriterium | Herkömmlicher Vertrieb | Social Selling |
Kanäle | Telefon, Fax, E-Mail, Messen, direkte Sales-Gespräche | Social-Media-Plattformen |
Zielgruppe | breites bis spezifisches Publikum | ausgewählte Zielgruppen und Kontakte |
Oberste Ziele | Leadgenerierung und Abverkäufe | Kunden- und Kundinnenbeziehung, Leadgenerierung |
Kundschaft | Neukunden und Neukundinnen | Neu- und Bestandskundschaft |
Persönlicher Kontakt | gering bis hoch | hoch bis sehr hoch |
Ansprache | Kaltakquise | Vorstellung durch gemeinsame Kontakte |
Vorgehensweise | Standardverfahren | personalisiertes Vorgehen |
Nachhaltigkeit | gering | hoch |
Während Social Selling vorrangig im B2B-Bereich eingesetzt wird, richtet sich der herkömmliche Vertrieb gleichermaßen an Business- wie Privatpersonen. Besonders wichtig jedoch, dass der Schwerpunkt beim Social Selling auf der Interaktion zwischen Menschen liegt, um darüber Vertrauen aufzubauen. Beim herkömmlichen Vertrieb haben die Abverkäufe dagegen die höchste Priorität.
Was ist der Social Selling Index?
Der Social Selling Index, kurz SSI, ist eine Metrik, die von LinkedIn erfunden wurde. Die Skala dieser Kennzahl geht bis 100 und zeigt Ihnen, wie gut Sie Social Selling auf der Plattform betreiben. Wenn Sie sich Ihren eigenen Social Selling Index anzeigen lassen wollen, loggen Sie sich bei LinkedIn ein und folgen Sie diesem Link.
Sind Sie noch neu auf der Plattform oder haben Sie hier bislang wenig Social Selling betrieben, dürfte Ihr LinkedIn SSI recht niedrig ausfallen. Zeigen Sie sich dagegen aktiv, indem Sie beispielsweise viele Beziehungen aufbauen, verbessert sich Ihr Wert. Ein SSI von 70 bis 80 zeugt von guter Arbeit. Hier sehen Sie einen beispielhaften Social Selling Index:
Quelle: Screenshot LinkedIn
Ihr Profil als Basis für erfolgreiches Social Selling
Um erfolgreich zu sein, sind im Social Selling mehrere Schritte erforderlich.
Eine Grundlage dafür, um neue Kontakte aufzubauen, diese zu pflegen und irgendwann Ihre Produkte oder Dienstleistungen zu verkaufen, ist ein professionelles und aussagekräftiges Profil. Ihre Kontakte werden sich dort umsehen, um sich ein Bild von Ihnen zu machen.
Denken Sie daran: Es gibt keine zweite Chance für den ersten Eindruck. Diese Binsenweisheit gilt auch für das Berufsleben. Denn sieht Ihr Profil auf einem Social-Media-Kanal unprofessionell aus oder liefert es nicht die richtigen Informationen, verlieren Sie Interessenten und Interessentinnen, bevor Ihre Geschäftsbeziehung überhaupt richtig begonnen hat.
Ein gutes Profil hingegen steigert Ihre Chancen, gute Kontakte zu knüpfen und später viele Conversions zu erzielen.
Wichtig ist vor allem, dass Sie dieses an Ihre Zielgruppe anpassen. Viele Nutzer und Nutzerinnen mit einem X-, LinkedIn- oder Xing-Profil wollen beispielsweise HR-Mitarbeitende sowie Recruiter und Recruiterinnen auf sich aufmerksam machen und gestalten Ihren Auftritt entsprechend. Sie jedoch suchen keinen neuen Job, sondern interessante Geschäftskontakte und Ihre zukünftige Kundschaft. Das sollten Sie bei der Gestaltung Ihres Profils unbedingt bedenken.
Wenden Sie dazu folgende Tipps an:
Profilbild
Wählen Sie zunächst ein gutes Profilbild aus. Darauf wird der Blick der Besuchenden als Erstes fallen. Achten Sie darauf, dass der Fokus auf Ihrem Gesicht liegt und Sie gut zu erkennen sind. Auch die Lichtverhältnisse sollten stimmen: Helle Bilder sind besser als dunkle.
Am besten eignen sich Fotos, auf denen Sie kompetent, aber dennoch sympathisch wirken. Wenn Sie kein passendes Bild parat haben, lohnt es sich, in ein professionelles Fotoshooting zu investieren.
Und: Sind Sie auf verschiedenen Social-Media-Kanälen unterwegs, um Social Selling zu betreiben, sollten Sie überall das gleiche Profilbild verwenden. Auf diese Weise schaffen Sie einen Wiedererkennungseffekt.
Profil-Slogan
In manchen sozialen Netzwerken haben Sie die Möglichkeit, kurze Informationen über sich oder einen sogenannten Profil-Slogan zu platzieren. Diese Infobox steht zum Beispiel bei LinkedIn und X (ehemals Twitter) direkt unter Ihrem Profilbild und Ihrem Namen. Dort ist Platz für einen kompakten Elevator Pitch.
Das heißt: Beschreiben Sie in nur einem Satz, was Sie tun und für wen. Und verwenden Sie dabei am besten die gleiche Tonalität und dasselbe Vokabular wie Ihre Zielgruppe, um Anknüpfungspunkte zu schaffen. Eine andere Möglichkeit ist, hier Hashtags mit relevanten Keywords unterzubringen. Diese Schlagworte zeigen ebenfalls, wofür Sie stehen.
Quelle: Screenshot X
Titel- bzw. Hintergrundbild
Das Hintergrundbild steht ganz oben auf Ihrem Profil und ist damit ein potenzieller Blickfang. Nutzen Sie es zum Beispiel, um Ihre zentrale Markenbotschaft zu platzieren oder auf nützlichen kostenlosen Content zu verweisen, um so neue Leads zu gewinnen.
Position und Erfahrungen
Bei Business-Netzwerken wie Xing und LinkedIn nimmt Ihre berufliche Vita eine wichtige Rolle ein. Nennen Sie bei Ihrem Lebenslauf Ihre aktuelle Position sowie frühere Stellen. Sind Sie schon lange im Berufsleben, ist es nicht notwendig, jede Station zu nennen. Suchen Sie die Positionen aus, die für Ihr Social Selling und Ihre angepeilten Zielgruppen relevant sind.
Kontaktdaten
Klar: Interessenten und Interessentinnen sollten die Möglichkeit haben, Sie zu kontaktieren. Vergessen Sie daher nicht, alle relevanten Kontaktdaten in Ihr Profil aufzunehmen. Ist das aus Platzmangel nicht möglich, sollten Sie auf jeden Fall einen Link zu Ihrer Unternehmenswebseite setzen. Das schafft Vertrauen und leitet neue Kontakte zu mehr Informationen über Sie und Ihr Angebot.
Social Selling: Best Practices
Wir haben Ihnen zwei Social-Selling-Beispiele bzw. Profilseiten mitgebracht, die wir gelungen finden und von denen Sie sich inspirieren lassen können:
Quelle: Screenshot Facebook
Frank Thelen, der sich unter anderem durch „Die Höhle der Löwen“ einen Namen machte, gibt auf seinem Facebook-Profil neben einem Link zu seiner persönlichen Website auch die E-Mail-Adresse seiner Investmentfirma an.
Quelle: Screenshot LinkedIn
Neil Patel ist der wohl bekannteste „Marketing-Guru“ der Welt. Auf LinkedIn stellt er sich und seine Leistungen vor, indem er den Profil-Slogan wie auch das Titelbild nutzt.
So finden Sie vielversprechende Kontakte
Sobald Sie Ihr Profil erstellt haben, können Sie mit der Suche nach Kontakten beginnen, die an Ihrem Angebot interessiert sein könnten.
Nutzen Sie dazu zunächst die Suche des jeweiligen sozialen Netzwerks. Geben Sie hier die Namen der Personen ein, mit denen Sie sich vernetzen und austauschen möchten. Besuchen Sie die Profile Ihrer neuen (potenziellen) Geschäftskontakte und schauen Sie, mit wem diese vernetzt sind. Sicherlich finden Sie hier weitere interessante Personen, mit denen Sie eine Geschäftsbeziehung aufbauen möchten.
Darüber hinaus werden Ihnen die Algorithmen der Social-Media-Kanäle mit der Zeit weitere passende Kontakte vorschlagen. Je mehr Sie von diesen annehmen oder ablehnen, desto besser werden die Vorschläge in Zukunft.
Eine weitere Möglichkeit, vielversprechende Kontakte zu finden, ist, in Gruppen aktiv zu sein. Engagieren Sie sich vor allem in den Gruppen, in denen sich Ihre Zielgruppe aufhält. Suchen Sie den persönlichen Austausch und beteiligen Sie sich an Konversationen und Diskussionen, um andere auf Sie aufmerksam zu machen.
Schauen Sie außerdem nach, welche Personen häufig Beiträge Ihrer bereits bestehenden Kontakte und Kundschaft liken oder kommentieren. Auch sie könnten interessant für Ihre Social-Selling-Strategie und Ihre Akquise sein.
Informationen über die Leads recherchieren und sammeln
Vor der Kontaktaufnahme mit den recherchierten Personen ist es wichtig, weitere Informationen über sie zu sammeln.
Der erste Schritt sollte demnach der Besuch der Profilseiten sein. Schauen Sie sich genau an, wie er oder sie sich präsentiert – nicht nur in dem sozialen Netzwerk, in dem Sie sich gerade aufhalten. Besuchen Sie die Profile der potenziellen Kontakte auf verschiedenen Social-Media-Kanälen.
So erhalten Sie nicht nur einen geschäftlichen Blick auf die Personen, sondern auch einen Einblick in deren Privatleben. Denn viele Menschen präsentieren sich beispielsweise auf LinkedIn anders als auf Facebook oder Instagram.
Wenn Ihre potenziellen Geschäftskontakte oder Kunden und Kundinnen auf Ihren Social-Media-Profilen Links zu Websites hinterlassen haben, können Sie sich auch diese genauer anschauen. Vielleicht finden Sie auf der „Über mich“– oder „Über uns“-Seite der Homepage weitere relevante Informationen, die sich für Ihr Social Selling nutzen lassen.
Zu guter Letzt sollten Sie auch Suchmaschinen nutzen. Hierüber finden Sie in der Regel viele weitere Informationen, die Ihnen helfen, sich ein Gesamtbild zu machen. Um nichts zu vergessen, können Sie alle relevanten Punkte in einem CRM speichern.
Ein Beispiel: Wollen Sie wissen, wie gut Frank Thelen skaten kann? Dann sollten Sie seinen Instagram-Kanal besuchen, auf dem er in einem Video seine Skater-Skills unter Beweis stellt. Auf Facebook und LinkedIn hat der Investor diesen Clip nicht veröffentlicht.
Quelle: Screenshot Instagram
Die vier Säulen des Social Sellings
Dass die meisten Interessenten und Interessentinnen nicht zu einem Käufer oder einer Käuferin werden, wissen alle Vertriebsmitarbeitenden aus ihrem Geschäftsalltag. Besonders, wenn es sich um höherpreisige Angebote handelt, brauchen die meisten Menschen eine Weile, um eine Kaufentscheidung zu treffen.
Es ist deshalb ganz egal, ob Sie neue Newsletter-Abonnierende haben oder neue Follower und Followerinnen in einem beliebigen sozialen Netzwerk: Bevor Sie erfolgreich verkaufen können, sollten Sie die neuen Kontakte erst einmal pflegen, mit hochwertigem Content versorgen und ihnen das Gefühl geben, bei Ihnen gut aufgehoben zu sein.
Social Selling braucht also Zeit, im B2C wie im B2B. Deshalb sollten Sie nie blind und aus dem Bauch heraus agieren. Überlegen Sie sich Ihre Social-Selling-Schritte genau und erstellen Sie einen Plan. Dafür können Sie sich an die sogenannten vier Säulen des Social Selling halten, welche die vier wichtigsten Schritte definieren.
Schritt 1: Hochwertigen Content teilen
Posten Sie regelmäßig hochwertige Inhalte auf Ihrem Profil. Hochwertig bedeutet, der Content sollte für Ihre Zielgruppe relevant sein und sich auf ein zentrales Problem oder einen Wunsch Ihrer (potenziellen) Kundschaft beziehen.
Wenn eine Person Ihr Social-Media-Profil besucht, wird sie sofort erkennen, dass Sie kein Blender bzw. keine Blenderin sind, sondern wirklich etwas von Ihrem Fach verstehen. Dadurch, dass Sie großartigen Content teilen, baut der Kontakt Vertrauen zu Ihnen auf. Das verkleinert die Hürde, aktiv mit Ihnen zu interagieren.
Schritt 2: Personalisierte Kontaktanfragen stellen
Nachdem Sie Ihr Profil optimiert, erste hochwertige Inhalte gepostet und vielversprechende Leads identifiziert haben, können Sie sich daran machen, Vernetzungsanfragen zu stellen. Senden Sie nicht nur eine Anfrage, sondern – falls möglich – zusätzlich unbedingt eine persönliche Nachricht. Damit weiß der neue Kontakt, mit wem er oder sie es zu tun hat. Den Inhalt der Nachricht sollten Sie anhand der zuvor gesammelten Informationen individualisieren.
Schreiben Sie in der Nachricht, wer Sie sind, wie Sie auf die Person aufmerksam geworden sind und warum Sie die Kontaktanfrage stellen. Ein paar persönliche, individuelle Zeilen machen Sie sympathisch und geben dem neuen Kontakt einen Grund, Sie zu seinem Netzwerk hinzuzufügen.
Machen Sie in dieser Phase des Social Sellings noch kein Angebot und seien Sie auch sonst in keiner Form werblich. Denn: Fallen Sie hier zu schnell mit der Tür ins Haus, riskieren Sie, eine Abwehrreaktion hervorzurufen. Erst einmal geht es nur darum, ins Gespräch zu kommen.
Schritt 3: Gespräche mit Mehrwert führen
Der potenzielle Kunde bzw. die potenzielle Kundin hat Ihre Kontaktanfrage angenommen und auf Ihre Nachricht geantwortet? Super. Versuchen Sie nun, das Gespräch am Laufen zu halten.
Am einfachsten funktioniert das, indem Sie ehrliches Interesse an der Person zeigen. Stellen Sie offene Fragen und nehmen Sie Bezug auf das, was Ihnen der Interessent oder die Interessentin erzählt. Geben Sie gern auch ein wenig über sich selbst preis. Der Kontakt soll sich schließlich nicht ausgespäht vorkommen, sondern Vertrauen zu Ihnen gewinnen. Dazu sollte er Sie kennenlernen können.
Interagieren Sie zudem mit dem Content, den ein Kontakt postet. Vergeben Sie Likes oder schreiben Sie Kommentare. Auch darüber kann eine weitere Kommunikation erfolgen.
Schritt 4: Zum Offline-Gespräch einladen
Erst, wenn Sie das Gefühl haben, dass der Kontakt Ihnen vertraut und Ihre Nachrichten schätzt, sollten Sie den nächsten Schritt tun. Bieten Sie der Person ein Telefonat, einen Video-Call oder ein persönliches Treffen an, um sich näher auszutauschen.
Legen Sie den Fokus hier darauf, wirklich hilfreich zu sein. Hören Sie Ihrem Gegenüber zu und machen Sie dann ein Angebot, das genau auf seine oder ihre Bedürfnisse abgestimmt ist.
Wenn es gut läuft und das Angebot passt, wird der Interessent oder die Interessentin sofort zuschlagen, erbittet aber möglicherweise auch um ein wenig Bedenkzeit. Gewähren Sie diese. Haken Sie in einer Woche oder in einem Monat noch einmal nach. Seien Sie auf jeden Fall nicht zu vorschnell oder penetrant. Bei Bedarf können Sie auch noch ein zweites Gespräch vereinbaren – zum Beispiel, um offene Fragen zu klären.
Welches ist die beste Social-Selling-Plattform?
Allgemein gesprochen ist das soziale Netzwerk, auf dem sich die meisten Ihrer potenziellen Kunden und Kundinnen aufhalten, das Beste. Somit gibt es nicht „die beste“ Social-Selling-Plattform schlechthin. Doch: Sind Sie viel im B2B-Bereich aktiv, sollten Sie auf jeden Fall LinkedIn nutzen. Im B2C sind Instagram und Facebook sehr stark.
Hilfreiche Social Selling Tools und Werkzeuge
Die meisten Social Selling Tools sind auf gewisse Funktionen spezialisiert. Während die einen ihren Schwerpunkt mehr auf die Planung der Posts legen, sind andere besser für die Suche und Verwaltung von Leads geeignet. Wir stellen Ihnen nachfolgend zwei hilfreiche Tools vor.
Potenzielle Leads mit X-Listen überwachen
Wenn Sie auf X (ehemals Twitter) unterwegs sind, helfen X-Listen Ihnen dabei, potenzielle Leads sowie den Wettbewerb im Auge zu behalten. Hierbei handelt es sich zwar nicht um ein klassisches Tool, sondern eher um ein Werkzeug, dennoch bieten X-Listen eine gute Unterstützung für Ihr Social Selling.
Mithilfe von X-Listen haben Sie relevante Beiträge sofort im Blick und können schneller darauf antworten. Gleichzeitig bekommen Sie mögliche Trends mit und können auf die Social-Selling-Aktivitäten der Konkurrenz mit eigenen Initiativen reagieren.
Legen Sie beispielsweise eine Liste für Ihre Bestandskunden und -kundinnen, eine für potenzielle Leads und eine weitere für Ihre Konkurrenz an. So können Sie Ihre Social-Selling-Aktivitäten und Ihre Recherche möglichst effizient gestalten.
Leads finden und verwalten im LinkedIn Sales Navigator
Möchten Sie auf LinkedIn gezielt nach Personen mit bestimmten Karrierewegen, Branchenerfahrungen oder Interessen suchen, ist der LinkedIn Sales Navigator eine gute Empfehlung. Für einen Preis von rund 80 Euro stehen Ihnen 20 verschiedene Suchkriterien zur Verfügung.
Interessante Kontakte können Sie als Leads speichern und mit Tags und Notizen versehen. Auf Basis der gespeicherten Leads schlägt der Sales Navigator Ihnen zudem weitere Personen vor. Darüber hinaus können Sie ganz einfach markierte LinkedIn-Kontakte exportieren und herunterladen.
Eine interessante Informationsquelle sind zudem die Empfehlungen, die eine Person erhalten hat. Wie wird sie von anderen beschrieben? Welche Eigenschaften und Stärken werden besonders hervorgehoben? Häufen sich einige Einschätzungen?
Quelle: Screenshot LinkedIn
Außerdem können Sie einen Blick auf die Beiträge unter der Überschrift „Im Fokus“ sowie die Aktivitäten Ihrer potenziellen Neukunden und -kundinnen werfen. Mit welchen Inhalten interagieren sie häufig? Lassen sich daraus nützliche Rückschlüsse ziehen?
Quelle: Screenshot LinkedIn
X, Facebook und andere Social-Media-Plattformen bieten viele eigene Werkzeuge, doch teilweise reichen die Funktionen dieser nicht aus, um alle gewünschten Social-Selling-Aktivitäten damit auszuüben. Greifen Sie in diesem Fall auf Drittanbieter-Software wie Hootsuite, Buffer, Sprinklr oder SalesLoft zurück.
Fazit: Social Selling zahlt sich aus
Social Selling ist eine vielversprechende Möglichkeit, individuell und persönlich über soziale Netzwerke nützliche Geschäftskontakte aufzubauen und sich mit diesen auszutauschen.
Menschen wirklich kennenzulernen, ihnen zuzuhören, Vertrauen und Sympathie aufzubauen und ihnen dann ein perfekt zu ihnen passendes Angebot zu unterbreiten, erfordert allerdings viel Vorarbeit und Geduld. Sobald Sie jedoch einmal die richtigen Kontakte identifiziert haben und sich die nötige Zeit nehmen, sind Leadgenerierung und Verkäufe kein Hexenwerk mehr.
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Ursprünglich veröffentlicht am 6. Februar 2024, aktualisiert am Februar 06 2024